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Zeit und Geschichte

Der ewige Kanzler: Sinn stiften aus der Ära Kohl

Moritz Hoffmann
Freier Historiker. Zeitgeschichte, Digitale Public History. Verantwortlich für @digitalpast und @9Nov38.
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Moritz HoffmannSonntag, 17.06.2018

Vor einem Jahr ist Helmut Kohl gestorben, und wenn man bedenkt, wie wichtig ihm sein historisches Abbild war, ist das vergangene Jahr ein Tragisches gewesen, bestimmt von Familienstreitigkeiten, Gerichtsverhandlungen und einem von Videokameras überwachten, allenfalls durch Zufallsspaziergänge besuchten Grab in Speyer. Viel wurde seitdem über Helmut Kohl geschrieben, aber der vielleicht klügste Text kam mir erst heute, acht Monate nach seiner Publikation, unter.

Adrian Daub, Literaturwissenschaftler in Stanford, hat ihn geschrieben und in „n+1“ publiziert, der unheimlich klugen Zeitschrift von Menschen um Chad Harbach, dem wir den großartigen Roman „Die Kunst des Feldspiels“ verdanken. Aber ich schweife ab: Daub hat sich die Mühe gemacht, aus seiner eigenen Lebenserfahrung der „ewigen Kanzlerschaft“, die wir in den 80ern Geborenen bis 1998 für selbstverständlich hielten, einige allgemeingültige Sinnzusammenhänge zu basteln. Dazu gehört die Frage, warum dieser Kohl eigentlich laufend wiedergewählt wurde, wenn doch alle unsere Eltern, Nachbarn und Lehrer immer und fortlaufend über ihn schimpften.

Was Daub bei seinem minimalen Exkurs zur ausgebliebenen „geistig-moralischen Wende“ übersieht, ist Kohls Renationalisierungskurs sowie seine Geschichtspolitik, die er betrieb wie kein anderer Kanzler vor und nach ihm. Beides war aber Teil seiner Wiederwahlstrategien und schuf die Grundlage für eine sich zwanzig Jahre später wiederformierende rechtsextreme Sammlungsbewegung. Darüber wird noch zu schreiben sein.

Der ewige Kanzler: Sinn stiften aus der Ära Kohl

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Kommentare 3
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor fast 6 Jahre

    Ich würde da gar nicht so viel hinein „geheimnissen“. Ohne den glücklichen Umstand (Zufall?) der Wiedervereinigung wäre doch Kohl schon 1990 abgewählt worden. Oder nicht?

  2. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor fast 6 Jahre

    Den letzten Absatz verstehe ich nich nicht. Kannst du den Zusammenhang zwischen "Kohls Renationalisierungskurs sowie seine Geschichtspolitik" und die "sich zwanzig Jahre später wiederformierende rechtsextreme Sammlungsbewegung" etwas genauer erklären? Interessiert mich sehr.

    1. Moritz Hoffmann
      Moritz Hoffmann · vor fast 6 Jahre

      Gerne! Der eine, offensichtlichere und realpolitischere Punkt ist der sog. "Asylkompromiss", den Navid Kermani so prägnant zusammengefasst hat:

      "Ein wundervoll bündiger Satz ‑ „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.“ ‑ geriet 1993 zu einer monströsen Verordnung aus 275 Wörtern, die wüst aufeinandergestapelt und fest ineinander verschachtelt wurden, nur um eines zu verbergen: dass Deutschland das Asyl als Grundrecht praktisch abgeschafft hat."

      Der andere Punkt, der etwas Verborgenere, ist die Geschichtspolitik, eines von Kohls großen Steckenpferden - einerseits durch absichtliche Akte wie den Besuch des Soldatenfriedhofs in Bitburg, von dem natürlich klar war, dass dort auf Waffen-SS liegt, der der Kanzler somit die Ehre erweist - andererseits der erste Zuschnitt des Hauses der Geschichte, dass sich glücklicherweise über die Jahre vom Grundgedanken emanzipiert hat: In der ersten Professorenkommission saßen ausschließlich konservative bis nationalkonservative Historiker, auf einen Ausgleich des Fachs nahm man keine Rücksicht. Kohl hat, wo er konnte, den linksliberalen Trend der Bundesrepublik seit Brandt entweder rückgängig gemacht oder Signale an jene ausgesendet, die diesen linksliberalen Trend nicht mitgemacht und sich womöglich übergangen fühlten.

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