Er war Pazifist, Anarchist, Antikapitalist, Revolutionär – er war seiner Zeit in vielem voraus und wurde so zur Zielscheibe für Rechtsextreme. Gustav Landauer wurde vor hundert Jahren von rechtsradikalen Freikorps-Soldaten grausam ermordet. Heute ist er fast vergessen. Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung versucht das mit einer Huldigung in seinem Newsletter zu ändern.

Landauer war einer der Vordenker der Münchner Räterepublik. Kurt Eisner, der erste Ministerpräsident des Freistaats Bayern, hatte ihn im Herbst 1918 nach München gerufen. Beide waren befreundet. Landauer bekannte sich zum pazifistischen Anarchismus. In Bayern sollte er bei der "Umgestaltung der Gesellschaft" helfen. 

Beide, Landauer und Eisner, galten bei Konservativen und Rechtsextremen als gefährliche Radikale. Der Ministerpräsident wurde am 21. Februar 1919 erschossen, wenige Wochen vor seinem Freund. Landauer wurde am 2. Mai 1919 im Zuchthaus Stadelheim ermordet.

Prantl schildert den Mord an Landauer schrecklich detailliert. Er nutzt dafür einen Augenzeugenbericht aus Ermittlungs- und Gerichtsakten zum Fall Landauer, die erst vor kurzem wieder aufgefunden und vom Generallandesarchiv Karlsruhe im Internet veröffentlicht wurden.

"Unter Kolbenschlägen und den Schlägen des Majors sank Landauer zusammen. Er stand jedoch wieder auf und wollte zu reden anfangen. Da rief ein Vizewachtmeister: 'Geht mal weg!' Unter Lachen und freudiger Zustimmung der Begleitmannschaften gab der Vizewachtmeister zwei Schüsse ab, von denen einer Landauer in den Kopf traf. Landauer atmete aber immer noch. Da sagte der Vizewachtmeister: 'Geht zurück, dann lassen wir ihm noch eine durch!' Dann schoss der Vizewachtmeister Landauer in den Rücken, dass es ihm das Herz herausriss und er vom Boden wegschnellte. Da Landauer immer noch zuckte, trat ihn der Vizewachtmeister zu Tode."