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Zeit und Geschichte

Bénédicte Savoy über einen unlösbaren Widerspruch des Humboldt-Forums

Michaela Maria Müller
Autorin
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Michaela Maria MüllerDienstag, 25.07.2017

Über die Zukunft des Humboldt-Forums wurde in den letzten Jahrzehnten viel gerungen und gestritten. Gerade verlängerte der Intendant und ehemalige Direktor des British Museums Neil MacGregor seinen Vertrag bis 2019. Viel Geld, aber kein Konzept, lautet häufig der Vorwurf. 

Die französische Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy ist nach zwei Jahren aus dem Expertenbeirat ausgetreten und übt nun weitgehende Kritik. Inhaltliche Arbeit im Expertenbeirat fände nicht statt. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Institution sei — und das beginne schon beim Namen — nicht mehr zeitgemäß und heillos überfordert.

Im Humboldt-Forum sollen künftig die Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst gezeigt werden. Ein hochbrisantes Thema. Einige Länder wollen Objekte zurück, Rückforderungen sind anhängig.

Vielleicht liegt der Grund in einem unlösbaren Widerspruch von Ort und Sammlungen, die gezeigt werden sollen. Savoy ist der Ansicht, dass die Rekonstruktion des Berliner Schlosses signalisiere, dass man Geschichte rückgängig machen könne, doch den Ländern, die um die Rückgabe von Objekten bitten, erkläre man das Gegenteil.

Ideen zur Nutzung gibt es indessen viele, ihre Studenten schlugen dies vor:

Sie sagen: Das Schloss ist ein Fake, aber die Objekte darin sollen Originale sein. Warum produziert man nicht perfekte Kopien dieser Objekte und schreibt dazu: Das Original besaßen wir 120 Jahre lang, jetzt haben wir es an Kamerun zurückgegeben. Ein Fake-Museum in einem Fake-Schloss, das würde Sinn machen.
Bénédicte Savoy über einen unlösbaren Widerspruch des Humboldt-Forums

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Kommentare 5
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als 6 Jahre

    Ja, die Stiftung preußischer Kulturbesitz ist schwerfällig und reformbedürftig.
    Nein aber zu dem, was hier nicht direkt, sondern indirekt über die Studenten zum Stadtschloss gesagt wird. Nach Zerstörungen werden nun mal historisch wichtige Gebäude rekonstruiert. Viele Schlösser und Burgen haben nicht mehr die ursprüngliche Bausubstanz.
    Bezeichnend für die Zeit nach 1945 ist, dass die Rekonstruktion kenntlich gemacht wird. Und das nicht nur in Berlin, und nicht nur nach der Zäsur 1989/91. Man schaue sich das in den 1970er Jahren wiedergewonnene Warschauer Königsschloss an.
    Viele der Sammlungen sind legitim gekauft und gehören mittlerweile zur deutschen Geschichte. In seinen lesenswerten Berlin-Reportagen schrieb der fabelhafte Georg Brandes bereits am 15. Januar 1878: „Der Sonntagsbesuch im Alten Museum oder der Nationalgalerie ersetzt dem gemeinen Mann in Berlin die Sonntagpredigt in der Kirche. Zurzeit kommen sich wachsendes Interesse der Bevölkerung und verstärkte Kraft und größerer Wille der Regierung in Sachen Neuanschaffungen entgegen, so dass die Museumsbestände von Woche zu Woche bereichert werden.“
    Das heißt nicht, dass tatsächliche Raubkunst nicht zurückgegeben wird.

    1. Michaela Maria Müller
      Michaela Maria Müller · vor mehr als 6 Jahre

      Es ist für das Humboldt-Forum insofern schwierig, weil so viele Fragen diskutiert werden müssen, die vielleicht nicht vereinbar sind. Diese Jahrzehnte währende Debatte: Rekonstruktion oder nicht? Klar, eine Stadt wie Potsdam wäre ohne Rekonstruktion inzwischen auch eine andere Stadt. Egal, wie man zu steht.
      Und dann die Debatte über das Berliner Schloss und was es nun bedeutet, dass das Schloss an diesem Ort wieder aufgebaut wird. Und dann die Unterbringung der komplexen Sammlungen dort.
      Der Anspruch durch die Überladung ist so immens, dass offenbar intellektuelle Auseinandersetzung nicht mehr möglich ist. Die aktuelle Ausstellung "Vorsicht, Kinder!" hatte den Anspruch, exemplarisch das zu zeigen, was man in den nächsten Jahren machen möchte, ist aber leider wirklich enttäuschend.

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 6 Jahre

      @Michaela Maria Müller Ich bin da optimistischer.
      Immerhin:
      Das Widerspruchsfreie ist das Tote.
      Alle großen Drama beruhen auf unauflösbaren Widersprüchen, das macht sie spielbar bis heute.
      "Die Widersprüche sind unsere Hoffnung." (Brecht)
      Diese Haltung ist wieder gefragt.

    3. Annett Gröschner
      Annett Gröschner · vor mehr als 6 Jahre

      Mich hat leider noch niemand davon überzeugen können, dass dieses Schloss mehr ist als institutionelle Rechthaberei. Das fängt mit der Hülle an und geht im Inneren weiter. Neben dem im Interview Angesprochenen betrifft das auch die Berlin-Etage. Wozu gibt es das Stadtmuseum, wenige 100 Meter entfernt? Wenn man wenigstens die Stadtbibliothek im Schloss untergebracht hätte, das wäre wenigstens sinnvoll gewesen, wenn dieser Trumm schon die Mitte verstopft.

    4. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 6 Jahre

      @Annett Gröschner Da die Institutionen unterschiedlich waren und sind - was haben die in Warschau der 1970er Jahre mit denen in Berlin nach 1990 gemeinsam? - scheint es mir mehr als Rechthaberei zu sein.
      Da die Berliner Institutionen mit viel Energie überzeugt werden mussten - man denke mal an die Schlossattrappe vor dem Neuaufbau! - sind diese wohl nicht die treibenden Kräfte.
      Da die Sammlungen alle nach der ersten staatlichen Einheit 1870/71 entstanden sind, alle im Zentrum angesiedelt waren und durch Weltkrieg und Teilung zerstreut wurden, ist es nun wirklich nicht so überraschend, sie nach 1990 wieder im Zentrum zu vereinen.
      Übrigens: Nicht einmal die Sowjetunion und die DDR waren gegen eine neue Zusammenführung der Ausstellungen. Man lese mal die Begründungen als 1959 wesentliche Teile des Pergamonaltars von der Sowjetunion wieder nach Berlin kamen.
      Und eine Etage, die die Geschichte des Stadtschlosses und Berlins (und damit der Sammlungen!) erzählt, finde ich angemessen. Nicht die engere Stadtgeschichte soll, so die Planungen, dargestellt werden, sondern die Verflochtenheit Berlins mit der Welt.

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