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Zeit und Geschichte

Arbeiter aufgewacht! - Oder: Grundlagen unserer Gesellschaft (5)

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergFreitag, 14.07.2017

Dass Arbeiter rechts wählen ist ein Thema - spätestens seit Didier Eribons vieldiskutiertem Rückkehr nach Reims. Der niederländische Gründer der Global Labor History, Marcel van der Linden, betont, dass - im Gegensatz zum Zeitgeist - die Arbeiterklasse wächst. Nach Schätzungen sind es bereits 3,1 Milliarden Menschen, aber:

Die klassische Arbeiterbewegung ist im Niedergang begriffen, gleichzeitig sind sehr viele Arbeiter in Bewegung.

Das macht es für Gewerkschaften schwer, sich global zu organisieren. Die Arbeiter beuten sich gegenseitig aus, profitieren von der Schwäche ihrer Kollegen in anderen Ländern:

Eine Jeans ...  besteht aus mindestens sechs Teilen. Die Baumwolle für Beine und Taschen kommt aus Pakistan und Benin, die Farbe wurde in einer Fabrik in Frankfurt hinzugefügt, das Zink für den Reißverschluss kommt aus einem australischen Bergwerk und die Fäden aus einer chemischen Fabrik in Japan. Zusammengenäht wurde die Hose in Tunesien und dann in Amsterdam in einem Geschäft verkauft. Unsere Konsumgüter sind das Endresultat einer langen Kette von Arbeitsprozessen, die über die ganze Welt verteilt sind. ... Und dabei profitieren Arbeiter im Norden als Konsumenten davon, dass viele der Bestandteile in Niedriglohnländern produziert wurden.

Das sogenannte Normalarbeitsverhältnis ist eine Ausnahme in der Geschichte:

Das hat es 50 Jahre für 20 Prozent der Weltbevölkerung gegeben, jetzt wird es abgebaut. Damit kehrt der Zustand zurück, der vorher herrschte. Die Norm im Weltkapitalismus ist die Prekarität.

Im Überblick wird die Zukunft nicht vergessen:

Arbeitslosigkeit, denn die Arbeitsproduktivität nimmt zu. ... Es wird mehr Menschen geben, die Roboter bauen und erhalten. Stärker aber ist der andere Trend, die Vernichtung von Arbeitsplätzen durch den Einsatz von Robotern. Man könnte Roboter auch arbeiterfreundlich einsetzen ... bisher ist das aber nicht der Fall. Und das dritte große Zukunftsthema der Arbeit ist der Umgang mit Umwelt und Ressourcen.

Arbeiter aufgewacht! - Oder: Grundlagen unserer Gesellschaft (5)

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Kommentare 4
  1. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor mehr als 6 Jahre

    was ich so erstaunlich finde und was mir leider auch hier verschlossen bleibt: der Bedarf für linkes, politisches Engagement, für die Vertretung urlinker Klientel ist so offensichtlich wie die Krise der SPD - was zum Henker hindert sie, sich zu besinnen und diese lähmende und für sie so toxische Mitte wieder zu verlassen? Da fehlt mir ein Glied in meiner Hirnkette...

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 6 Jahre

      Wahrlich, die SPD könnte mehr versuchen.
      Zwei Fragen bleiben schwierig zu beantworten: Wie agiert man, wenn ein globales Teile und Herrsche noch (?) funktioniert?
      Und dieses wird im Interview am Beispiel einer Jeans deutlich gemacht und bei der Darlegung der Schwierigkeiten transnationaler Gewerkschaften. Und diese gibt es nicht nur in den weltumspannenden Produktionsketten einer Jeans, sondern auch in der zersplitterten EU: Was verbindet einen Durchschnittsverdiener in München mit einem Griechen, der nur noch 500 € verdient und dessen Eltern die 23. Rentenkürzung erlitten?
      Alles spricht für harte, lange Kämpfe. Und hier kommt die zweite Frage: Wie kann man diese ohne eine verbindende Zukunftsvision führen?
      Hier stehen für eine Mehrheit die Leichenberge des fingierten Sozialismus und die Ideologien des Kalten Krieges immer noch im Wege. Vielleicht tut sich bei etlichen Jungen was, die überraschend ältere Sozialisten wie Corbyn bejubelten.

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 6 Jahre

      @Achim Engelberg Wir sind doch damit großgeworden, dass alle gesagt haben, dass Zölle etwas schlimmes sind...aber mit ihrem Wegfall ist doch auch das zentrale Werkzeug für den Schutz nationaler Arbeiterschaft weggefallen oder? Irgendwie ende ich immer bei der Kapitalismuskritik :D - es wäre eben Aufgabe der Politik dafür zu sorgen, dass globaler Handel nicht auf Kosten von Produktion profitiert (und, nächstes Thema, Produktion nicht auf Kosten von Umwelt).
      Ich bin mir gar nicht so sicher, ob wir so eine konkrete Zukunftsvision brauchen. Zumindest brauche ich keine Alternative zur sozialen Marktwirtschaft - dafür brauchen wir eigentlich nichts, als eben wieder linke Politik, die Wahlen gewinnt. Oder ist mir eigentlich egal, ob sie links ist - sie muss in der Lage sein gegen oligarchische Strukturen und Lobbys und für das Ganze zu arbeiten.

    3. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als 6 Jahre

      @Marcus von Jordan Das ist ein weites Feld.
      3 Anmerkungen.
      Die soziale Marktwirtschaft war eine Minderheitsveranstaltung im Kalten Krieg, was ältere Gewerkschaftler bestätigen. Im Interview spricht der niederländische Historiker von 20 Prozent.
      Weiterhin war sie mit dem Ende des Fordismus, also einer industriellen Großproduktion auf Grundlage von menschlicher Arbeit, an ein Ende gekommen. (Dem Autorhersteller Ford werden die Worte zugeschrieben: Autos kaufen keine Autos. Seine Arbeiten sollten von ihrem Verdienst einen Ford kaufen können.)
      Warum ist aber Marx, dessen KAPITAL vor genau 150 Jahren erschien, aktuell:
      Wenn eine kapitalistische Produktionsweise (Marx spricht nie vom Kapitalismus) an ihr Ende gekommen ist, wie eben der Fordismus, den Marx nicht mehr erlebte, dann nimmt der Anteil der Arbeit gegenüber der Macht der Maschinen zurück und es wächst das Problem der Verfügung des gesellschaftlichen Reichtums.
      Es entsteht eine neue kapitalistische Produktionsweise, die heute auf Digitalisierung und Roboter beruhen müsste, oder eine neue gesellschaftliche Formation beginnt.
      Kurzum: Ein Zurück zur sozialen Markwirtschaft und das noch in globaler Hinsicht ist wenig wahrscheinlich.

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