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Volk und Wirtschaft

Worum es in der Bargelddebatte wirklich gehen sollte

Christian Odendahl
Denkfabrikarbeiter
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Christian OdendahlMontag, 22.02.2016

Die Diskussion ums Bargeld erregt weiterhin die Gemüter in Deutschland, so gestern Abend auch bei Anne Will. (Nicht gesehen? Nichts verpasst.) Daher habe ich mir gedacht, lange keine Freunde mehr in Deutschland gemacht, und einen Gastbeitrag zum Thema für Die Zeit geschrieben.

Die Zeit hat leider meine Argumente in Überschrift und Teaser nicht wirklich gut zusammen gefasst. Der Kern meines Arguments ist, dass wir auf der Welt ein großes Problem mit zu viel Sparwillen und zu wenig Investitionsbereitschaft haben, das gelöst werden muss. Bargeldhortung ist für den Einzelnen zwar möglich, aber kollektiv unmöglich: In dem Moment, in dem Geldhorten zum Volkssport wird, hört Geld auf, ein sinnvolles Sparvehikel zu sein. Sparen kann man nur, wenn auf der anderen Seite jemand investieren möchte.

Negative Zinsen (Bargeld hat Zinsen von null) können ein Weg sein, die Menschen zum Investieren (und weniger Sparen) anzuhalten, aber es ist nur ein Weg von vielen, und ein paar weitere liste ich in dem Beitrag auf (keiner davon sonderlich appetitlich für konservative Gemüter in Deutschland). Meine Kernforderung ist daher auch: Bargeldfans und EZB-Gegner müssen eine Alternative aufzeigen, und nicht wie bei Anne Will nur auf "Bargeld als Freiheit" pochen, ohne zu sagen, wie sie sonst das Problem der Ersparnisschwemme (aka Nachfrageschwäche) auf der Welt lösen wollen. 

Worum es in der Bargelddebatte wirklich gehen sollte

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Kommentare 12
  1. Georg Wallwitz
    Georg Wallwitz · vor 8 Jahren

    Die Alternative ist, wie gelegentlich schon angemerkt, Helikopter Money. Das ist auch das erste, was dem Economist in seinem aktuellen Leitartikel einfällt:
    http://www.economist.c...

    Und als Keynesianer würde man wohl anmerken, dass der Welt eben der Animal Spirit abhanden gekommen ist. Wenn die Leute nicht investieren wollen, weil ihnen nichts einfällt oder weil sie einfach keine Unternehmer sind oder weil sie Angst haben, wird man sich auch mit immer niedrigeren Zinsen nicht ändern.
    Im Bundesbankbericht vom letzten Oktober steht es ziemlich ernüchternd: Die niedrigen Zinsen haben keinerlei Einfluss auf das Sparverhalten der Deutschen.

    1. Christian Odendahl
      Christian Odendahl · vor 8 Jahren

      Sehr richtig, animal spirits ist im Endeffekt "Erwartungen zukünftiger nominaler Nachfrage", würde ich sagen. Daher ist Erwartungsmanagement (neben dem mechanischen Effekt von Geldpolitik) ja auch so wichtig. Und da tut man sich mit Zurückhaltung, und ständigem Hinterherrennen, wie die EZB, keinen Gefallen.

  2. Christoph Zensen
    Christoph Zensen · vor 8 Jahren

    Ich hatte die Diskussion schon einmal vor einem Jahr auf https://aeon.co/conver... geführt. Da ich jedoch ein Laie bin, konnte ich der Argumentation des Gegenübers irgendwann nicht mehr folgen bzw. die Aussagen nicht mehr überprüfen. Ich würde gerne das Argument gegen negative Zinsen von damals an Sie weitergeben:

    "Unfortunately negative interest rates (whether policy rates or market rates) have a tendency to push cash into other higher yield assets such as bonds, foreign stocks etc. rather than having the intended effect of boosting CapEx by making loans cheap and cash holdings costly."

    1. Gurdi (Krauti)
      Gurdi (Krauti) · vor 8 Jahren

      Das sind in meinen Augen schon fast Verzweiflungstaten und ein Indikator dafür wie lädiert das globale Finanzsystem ist.

      Bei der nächsten Krise werden die Bedenken wohl einfach wieder vom Tisch gewischt und die Maßnahmen als Alternativlos dargestellt.

      Die Argumente der Geldwäsche gestern bei Anne Will erscheinen mir lächerlich, insbesondere der Deckel von 5000€. Mit einer Grenze von 30-50k könnte ich mich anfreunden. Alles andere ist doch Mumpitz. Nehmen wir mal einen Handwerker Auftrag von 8000Euro, was hindert mich jetzt daran die Sache Schwarz zu Regeln?Nichts. Außerdem noch ein Argument für Deutschland als "Geldwäsche Zentrum". Hört sich blöd an, aber die Kohle aus dem Ausland finanziert hier auch Wirtschaftswachstum.

    2. Christian Odendahl
      Christian Odendahl · vor 8 Jahren

      @Gurdi (Krauti) Es ist in der Tat etwas Verzweiflung, wenn Zentralbanken negative Zinsen verordnen müssen. Es zeigt, dass Verschuldung, Eurokrise, Ungleichheit, Schwellenländer im Umbruch etc, alle gerade zusammen kommen.

    3. Gurdi (Krauti)
      Gurdi (Krauti) · vor 8 Jahren

      @Christian Odendahl In der Tat.Man bekommt den Eindruck einer Implosion des Systems dass sich völlig über dehnt zu haben scheint.

    4. Christian Odendahl
      Christian Odendahl · vor 8 Jahren

      Also die Übersetzung, für Laien, ist, dass Investoren sich riskantere Anlageformen mit besserer Rendite such würden, also Investitionen (CapEx) zu Hause zu tätigen.

      Es stimmt schon, dass Investoren erstmal andere Anlageformen suchen (Anleihen, Aktien), als selbst eine Fabrik zu bauen. Aber Anleihen und Aktien werden dadurch rendite-ärmer, und dadurch für Firmen als potentielle Fabrikbauer und CapEx Investoren "billiger", um sich zu finanzieren. D.h. ein Grund für negative Zinsen ist genau, um Anleger in andere Anlageformen zu treiben, um dort Finanzierungskosten für Unternehmen zu senken (oder die Währung zu schwächen, was Exporteure freut). Diese Verdrängung ist also kein bug, it's a feature.

      Die Kernfrage ist: bringen noch niedrigere Zinsen/höhere Anleihen- und Aktienkurse etwas, kurbeln sie Investitionen an? Da sind in der Tat Zweifel berechtigt, aber dann muss man auch eine Alternative benennen.

    5. Gurdi (Krauti)
      Gurdi (Krauti) · vor 8 Jahren

      @Christian Odendahl Alternative: Deutschlandfond.
      Angebot des Staates mit fester Rendite(2,5-4%) in den Versicherungen, Sparkassen und Privatanleger aus Europa/Deutschland/Global einzahlen können. Das Geld aus dem Fonds wird in Infrastrukturprogramme und Unternehmenskredite investiert und ist zu 50% staatlich garantiert sowie über eine Renditemodell vor einzelnen Ausfällen abgesichert.

    6. Gurdi (Krauti)
      Gurdi (Krauti) · vor 8 Jahren

      @Gurdi (Krauti) das bringt Geld in den Wirtschaftskreislauf, erzeugt Inflation und bringt Versicherungen wieder ein attraktives aber sicheres Anlagemodell zurück. Zusätzlich finden Privatanleger einen attraktiven Fond der garantiert dass Ihr Geld in lokale Infrastruktur sowie die heimische Wirtschaft finanziert wird was wiederum Arbeitsplätze und mehr Wohlstand erzeugt. Banken sind von diesem System auszuschließen.

    7. Christian Odendahl
      Christian Odendahl · vor 8 Jahren

      @Gurdi (Krauti) 2.5-4% Rendite muss man erstmal erwirtschaften, aber sagen wir mal: flexible, realistische reale Rendite, wie norwegischer Ölfonds. Aber ob man die mit Infrastrukturprogrammen und Unternehmenskrediten (in Deutschland, nehme ich an?) bekommt? Da habe ich schon meine Zweifel. Aber Stoßrichtung finde ich völlig in Ordnung.

    8. Gurdi (Krauti)
      Gurdi (Krauti) · vor 8 Jahren

      @Christian Odendahl Ist ja nur ein Beispiel. Versicherungen und Privatanlegern würden aktuell auch 2% reichen um Geld in Hülle und Fülle in den Fonds zu quetschen. Kreditvergabe dann mit Spread zu 2-4%, je nach Risikobewertung. Kreditvergabe würde ja am ehesten an kleine- mittlere Unternehmen gehen, die Probleme haben sich bei den Banken aktuell zu finanzieren. Die Großen kriegen das Geld günstiger an den Kapitalmärkten, würden aber auch zum handeln gezwungen dadurch. Man könnte dass auch weiterhin mit Förderprogrammen für einzelne Branchen/Startups kombinieren. Im Straßenbau erwägt der Bund ja bereits Privatfinanzierungen von Infrastruktur. Kritisch sehe ich das Europarecht in dem Bezug, es könnte je nach Ausgestaltung gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen.

    9. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor 8 Jahren

      @Christian Odendahl Ich habe ihr Gegenargument verstanden.

      WENN Sparer Anleger werden, DANN werden Anleihen und Aktien renditeärmer.

      WENN Anleihen und Aktien renditeärmer werden, DANN werden Investitionen steigen.

      Sollten diese Gesetzmäßigkeiten stimmen, dann kommt es wohl – wie sie selbst sagen – darauf an, wie groß der Effekt tatsächlich wäre. Können Sie das einschätzen?

      P.S. Kritiker und Zweifler müssen keine Alternative nennen, um sich gegen eine Maßnahme einzusetzen, deren versprochener Effekt zweifelhaft ist. Der Befürworter ist in der Pflicht die Zweifel auszuräumen, um zu überzeugen.

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