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Volk und Wirtschaft

Schuld sind immer die Armen: Ein Radiofeature über klassistische Stereotype

Christian Huberts
mächtiger™ Kulturwissenschaftler und Kulturjournalist
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Christian HubertsDonnerstag, 06.07.2017

Peter Taubers Twitter-Aussage, dass Minijobs nur beim Fehlen einer »ordentlichen« Ausbildung notwendig sind, geht an der Realität weit vorbei. Für sich genommen erscheint die fehlerhafte Einschätzung des CDU-Generalsekretärs dennoch recht harmlos. Jedoch ist sie Teil eines gefährlichen und verbreiteten Phänomens: Der Verachtung tatsächlicher oder nur vermeintlicher Anzeichen der (relativen) Armut. Eine gesellschaftliche Verachtung, die gut dokumentiert ist. In der letzten Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung teilen etwa 49% der Befragten negative Einstellungen über Langzeitarbeitslose. Die Überzeugung, dass Minijobber schlecht qualifiziert sind und so vom Steuerzahler subventioniert werden müssen, weil sie sich – als mutmaßlich egoistische Individuen – für eine nicht-»ordentliche« Ausbildung entschieden haben, schlägt in eine ähnliche Kerbe: In Ignoranz gegenüber den tatsächlichen Zusammenhängen, wird Betroffenen eine pauschale Alleinschuld an prekären Lebenssituationen zugeschrieben. Falsche Bildung steht der richtigen Bildung gegenüber und falsche Arbeit der richtigen Arbeit. Diese Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, aufgrund von finanzieller Situation, Bildungsstand, sozialer Herkunft und Jobstatus, wird gemeinhin als Klassismus bezeichnet.

Zu diesem Themenkomplex hat der Zündfunk des Bayrischen Rundfunks bereits im letzten Jahr ein sehr empfehlenswertes Radiofeature produziert, das man eigentlich nicht oft genug teilen kann (und das auf piqd.de bislang auch noch nicht vorkam). Sebastian Dörfler und Julia Fritzsche widmen sich darin ausführlich den Klischees über die (relativ) Armen, den öffentlichen Anfeindungen und den politischen Konsequenzen des Klassismus. Dass in dieser Woche Minijobs erneut zum alleinigen Problem prekärer Schichten gemacht wurden, obwohl Haushalte mit hohem Einkommen viel mehr von ihnen profitieren, ist nur die Spitze des Eisbergs. Der Minijob ist bereits (besonders für Frauen) ein klassistisches Stigma.

Schuld sind immer die Armen: Ein Radiofeature über klassistische Stereotype

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Kommentare 3
  1. Georg Wallwitz
    Georg Wallwitz · vor mehr als 6 Jahre

    Wer sich ganz eine ganz finstere Ladung von Stereotypen reinziehen möchte, wird auch hier im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gut bedient:
    https://www.swr.de/bet...
    Reiche werden immer reicher! Abzocker außer Kontrolle! Alles steht vor dem Zusammenbruch!
    An dieser Stelle hat der SWR das Niveau von Trump erreicht, was die Tiefe der Auseinandersetzung und den Populismus angeht. Und der einzige "Ökonom", den der Sender für seine Thesen aufbieten kann, ist ein Trump-Freund. Schade um die Steuergelder.
    Sorry, das gehört nicht hierher, ich weiß. Aber Stereotype braucht der Mensch anscheinend um glücklich zu sein.

    1. Christian Huberts
      Christian Huberts · vor mehr als 6 Jahre

      Ich denke schon, dass das hier hergehört, vielen Dank für den Hinweis! Denn klassistische Stereotype finden sich selbstverständlich auch am anderen Ende des Spektrums: Der »gierige Bankster«, »asozialer Geldadel«, »skrupellose Konzernbosse« etc. Besonders gefährlich in der häufig vorkommenden Intersektion mit Antisemitismus (Rothschild-Verschwörungstheorien etc.). Hier muss ebenso genau hingeschaut werden, weil so eine Stereotypisierung ganz sicher nicht dabei hilft, produktive Lösungen für tatsächliche ökonomische Probleme zu finden.

      Differenzieren müsste man jedoch – wie bei jeder anderen Form der Diskriminierung – inwieweit Betroffene konkret in der Lage sind bzw. die Ressourcen besitzen, sich der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zu entziehen. Hier hat eine Hartz-IV-Empfängerin in der Regel schlechtere Karten als beispielsweise ein Hedgefond-Manager. Sicher kann auch letzterer von Stereotypisierungen persönlich getroffen werden, existenzbedrohend ist das aber eher selten. Die Vorurteile und strukturellen Schikanen etwa bei Hartz IV lassen sich von Betroffenen jedoch kaum (finanziell, juristisch etc.) kompensieren, mit gut dokumentierten, negativen Konsequenzen.

    2. Georg Wallwitz
      Georg Wallwitz · vor mehr als 6 Jahre

      @Christian Huberts Da hast Du jedenfalls recht, ich hätte es nicht schöner sagen können.

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