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Volk und Wirtschaft

Option Rationierung – ein Blick in die Vergangenheit

Dominik LennéDienstag, 09.08.2022

Die politischen Dekarbonisierungs-Maßnahmen sind dreierlei: Investitionen subventionieren, Emissionen teuer machen und Ge- und Verbote, d. h. Ordnungsrecht. In einem kürzlichen piq von Jürgen Klute benennt die Caritas-Klimaschutzreferentin Astrid Schaffert die ersten beiden als sozial ungerecht und plädiert für Ordnungsrecht bis hin zum Extrem der Rationierung von Energie. 

Dieser piq über einen wirklich interessanten Text der britischen Organisation Rapid Transition Alliance beleuchtet dasselbe Thema von einer anderen Seite. Er blickt in eine vergangene Periode, in der es Rationierung real in großem Maßstab gab: den Zweiten Weltkrieg, hier beschränkt auf Großbritannien und die USA. 

Der Rohstoff- und Nahrungsmittelimport war vor dem Krieg bedeutend gewesen. Nun wurden die Transportkapazitäten knapp, teils durch die U-Boot-Gefahr, teils weil sie für kriegswichtige Güter benötigt wurde, und auch die Produktion ziviler Güter wurde stark vermindert. Was also tun? Rationierung war die einzige Möglichkeit, halbwegs sicherzustellen, dass die Reichen den Markt nicht mit ihrer Kaufkraft leerkauften. 

Benzin wurde als erstes rationiert, dann kamen Kleidung, Möbel und eine Reihe von Nahrungsmitteln. Brot wurde interessanterweise während des Krieges nicht rationiert, aber subventioniert. Private Kraftfahrzeugnutzung war kaum noch möglich; allgemein wurde Verschwendung bekämpft, Rohstoffe wie etwa Metalle wurden der Produktion zugeführt, Küchenabfälle konsequent zur Schweinefütterung verwendet.

Die Rationierung veränderte natürlich den Gesamtbedarf an Nahrungsmitteln kaum, aber ihre Verteilung und Zusammensetzung. Die Diät war ernährungswissenschaftlich ermittelt und hatte einen überraschenden Nebeneffekt: die Leute waren allgemein gesünder, besonders die Armen und die Schwangeren, und die Kindersterblichkeit sank merklich. 

Wichtig an all dem ist, dass die Rationierung von einer großen Mehrheit akzeptiert wurde, auch wenn sie dann doch überwacht werden musste. Ein Grund dafür ist die existenzielle nationale Gefahrensituation, die ganz unabweisbar für alle erkennbar war, aber auch die Gerechtigkeit der für Arm und Reich gleichen Maßnahme. 

Was hat das uns heute zu sagen? 

Die Klimakrise ist für viele noch keine existenzielle Krise. Rationierung wird als eine extreme Maßnahme der Verwaltung des Mangels angesehen – deshalb dürfte für sie im Hauptstrom der Gesellschaft keine Bereitschaft zu finden sein. Dabei haben wir mit dem europäischen Cap-&-Trade-System für Emissionen* bereits eine zunehmende Knappheit, bei der ebenfalls das Problem auftritt, dass die Reichen den Markt leerkaufen können.

Die Gaskrise wird schon als drängender empfunden und so werden hier Rationierungsmaßnahmen auch eher akzeptiert – und sie sind tatsächlich bereits als Möglichkeit in Gesetzesform gegossen.

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* Die Europäische Emissionshandelssysteme (EU-ETS und das kommende EU-ETS2) sind sogenannte Cap-&-Trade-Systeme: Die Gesamtemission wird absolut begrenzt, die Emissionspakete werden gehandelt, um ihre "ökonomisch optimale" Verteilung sicherzustellen. "Ökonomisch optimal" heißt hier allerdings auch, dass die unteren Schichten komplett ausgekauft werden können, weil die Einkommensverteilung eben auch als "ökonomisch optimal" gilt. Allerdings ist der Zugang zu einem Mindestmaß an Energiedienstleistungen bei uns inzwischen Teil der sozialen Übereinkunft geworden, sein Fehlen wird als "Energiearmut" bezeichnet und soll durch soziale Transferleistungen abgemildert werden.  

Option Rationierung – ein Blick in die Vergangenheit

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Kommentare 1
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

    Ja, man muß das diskutieren. Wird aber in einer Demokratie schwer durchzusetzen sein. Und national nutzt es wenig. Zumindest wenn nicht gleichzeitig eine Anpassung an die weitergehende Klimaerwärmung erfolgt. Global steigt der CO2 Ausstoß ja weiter.

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