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Volk und Wirtschaft

Krisenzeit = Kampf der alten gegen die neue Welt

Anja C. Wagner
Bildungsquerulantin
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Anja C. WagnerSamstag, 11.04.2020

Milton Friedman, Vordenker des Neoliberalismus, ist bekannt für seinen 1982 getätigten Ausspruch:

Wenn die Krise eintritt, dann hängen die Reaktionen darauf von den Ideen ab, die verfügbar sind.

 Es gelte, 

Alternativen zur bestehenden politischen Praxis zu entwickeln, um sie lebendig und verfügbar zu halten, bis das politisch Unmögliche das politisch Unausweichliche wird.

Das ist seiner Theorie des Marktes als "unsichtbare Hand" allumfassend geglückt. Nun scheint allerdings die schleichende Krise dieser Idee endgültig in der Apokalypse angekommen zu sein. Wie darauf hierzulande reagiert wird, demonstriert eben jenes politische Instrumentarium, das bis heute nicht dem 21. Jahrhundert gerecht wird. Nicht wie in Taiwan wird hier "smart" auf die Herausforderungen reagiert, sondern es kam zum Einfrieren sämtlicher nicht notwendigen sozialen Kontakte im physischen, primär analogen, nationalen Raum. 

Gleichzeitig ermöglicht diese Beruhigung der nicht systemrelevanten Wissensarbeiter*innen eine Besinnung und Reflexion des vorherigen Wahnsinns. Überall hört man die Rufe, dass es keine Rückkehr in den destruktiven Modus geben kann. Es scheint unisono bei allen Menschen angekommen zu sein, dass es so nicht weitergehen konnte. Der Machtkampf hinter den Kulissen hat entsprechend längst begonnen zwischen denen, die wieder zur Vor-Vorzeit vor Corona zurückkehren wollen und denen, die seit Jahr(zehnt)en plausible Alternativen auf den Tisch legen.

Und tatsächlich sind die Ideen und Alternativen, von denen Friedman abstrakt spricht (und in anderer politischer und wirtschaftspolitischer Absicht), ja längst konkret vorhanden. Die Blaupausen einer anderen Gesellschaft sind da: Es geht dabei um eine andere Form von Markt, der nicht mehr auf Wachstum zielt, eine andere Form von Politik, Partizipation, Nachhaltigkeit, Energie, Konsum, Wachstum, Gesellschaft und Gemeinschaft. Es ist ein anderer Blick auf das Selbst, den Menschen in seinem Wesen.

Aber wofür steht Taiwan in diesem Kontext?

Es war ein digitales Denken, das sich hier gezeigt hat, eine Sicht auf Gesellschaft als etwas, das mit Daten entschlüsselt und verbessert werden kann, nicht im Sinne von Silicon Valley, sondern im Sinne der Zivilgesellschaft. Technologie, auch das macht die Krise deutlich, ist eben mehr als Algorithmen und Big Data, es ist auch eine andere Art zu denken und zu handeln.

Ein transparenter, dezentraler Staat, der auf der Zivilgesellschaft aufbaut statt im autoritären Denken verhaftet zu bleiben, das wäre das Ziel. Auch wenn sich mit dem Hackathon "WirvsVirus" ein schönes Beispiel der dezentralen Öffnung und Dynamik vollzog, so werden die sich daraus ergebenden Projekte wieder im alten Duktus und Staatsapparat verwaltet. So wurde seitens der Jury bei der Auswahl der Top-20-Projekte die Bildungsprojekte von vornherein ausgeschlossen, weil in der Bildungspolitik bereits genug geschähe ... ^^

Schöner moderner Artikel. Und das in der ZEIT. Vielleicht bringt die Krise ja doch noch einiges Gutes hervor?!

Krisenzeit = Kampf der alten gegen die neue Welt

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Kommentare 2
  1. Uwe Protsch
    Uwe Protsch · vor fast 4 Jahre

    "Der Markt hat sich in vielen Bereichen zu einer Kraft entwickelt, die dem Menschen entgegensteht, anstatt ihm zu dienen und zu helfen." Hier verwechselt der Autor (wie so viele andere auch) den "Markt" mit dem Kapitalismus. Der "Markt" ist nur ein Mechanismus, der für Effizienz sorgt, mehr nicht. Der Kapitalismus hingegen fürchtet nichts mehr als den Marktmechanismus; denn dieser zwingt alle Teilnehmer, sich permanent anzustrengen und trotzdem mit verhältnismäßig geringen Margen auszukommen. Der vom Staat unterstützte und den Staat unterstützende Kapitalismus hingegen tendiert zu Monopolen und Kartellen, zur Einflussnahme der Marktteilnehmer und der Entscheider sowie dazu, seine Claims mit Zöllen und Subventionen abzusichern.

    Schade, dass der Autor eine Zukunft "mit mehr Solidarität, Nachhaltigkeit, einer grundsätzlich neu gedachten Gesellschaft" herbeifantasiert, anstatt konkret aufzuzeigen, wie der staatlich geschützte Kapitalismus zu überwinden wäre. Die Obrigkeitshörigkeit der großen Mehrheit, die ja in vielen Fällen sogar zu Denunziationen von Mitbürgern führt, die tatsächlich oder angeblich gegen irgendwelche Lockdown-Vorschriften verstoßen haben, spricht seinem Gefasel Hohn.

  2. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor fast 4 Jahre

    Naja, das halte ich nicht für realistisch.

    Nur 3 von vielen Kritikpunkten zur Diskussion:

    Bislang haben Seuchen wie die Pest oder die Spanische Grippe eher Pogrome hervorgerufen als gesellschaftliche Durchbrüche. Warum sollte das bei Corona anders sein?

    Das eine ist, was Friedman sagte und das andere, was er machte. Er predigte immer die Krise als Chance, aber erstmalig wurden seine Vorschläge umgesetzt in der Diktatur von Pinochet, d. h. nach einem von der USA unterstützten Militärputsch kamen Friedmans Chicago-Boys. Es war von Anfang an ein von Menschen gestalteter Umbruch. So war es bei allen mir bekannten großen gesellschaftlichen Durchbrüchen. Welchen übersah ich?

    Die Zeit der Monster sei vorbei, behauptet der Autor. Allein, was Orban machte, Putin plant und die polnische Regierung überlegt, sind genau solche autoritäre Wege, die der große Gramsci als Zeit der Monster bezeichnete.

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