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Volk und Wirtschaft

Kommt die Wirtschaftskrise oder kommt sie nicht?

Gabriel Koraus

•Ausbildung als Sinologe und Religionswissenschaftler
•Arbeit in der Outdoorbranche mit Fokus auf soziale Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung in globalen Lieferketten

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Gabriel KorausDonnerstag, 20.08.2020

Es herrscht derzeit wieder einmal eine angeregte Debatte unter Wirtschaftsexperten, ob wir in Folge der, durch den Corona-Lockdown bedingten, massiven wirtschaftlichen Einschnitte und der immensen staatlichen Finanzhilfen mit der nächsten großen Finanz- und Wirtschaftskatastrophe zu rechnen haben oder nicht. 

Spannend an solchen Diskussionen ist, dass man immer viel neues über die Funktionsmechanismen von Finanz- und Wirtschaftsmärkten lernt und sich mal wieder der Komplexität der Materie bewußt werden muss. 

Als Beispiel habe ich den folgenden Beitrag gepiqd, dessen Grundaussage ich zwar nicht teile, der aber dennoch einige interessante Aspekte beleuchtet. 

Konkret manifestiert sich die Diskussion gerade an einem fulminanten Widerspruch: 

- obwohl sich eigentlich alle einig sind, dass die Corona-bedingte Wirtschaftskrise sowohl im Umfang als auch in ihren Auswirkungen deutlich schlimmer ist, als die Finanzkrise 2008 (an sich ist es schon ein interessanter Unterschied, dass damals primär die Finanzindustrie betroffen war, heuer hingegen eben "reale" Unternehmen, mithin 'die Wirtschaft' als solche), 

- obwohl die Arbeitslosigkeit in den USA und der EU bedenklich steigt, 

- obwohl viele Firmen und Selbstständige von der Insolvenz bedroht sind und 

- obwohl sämtliche BIP's drastisch fallen und alle Wirtschaftsinstitute die Wirtschaft insgesamt schrumpfen sehen 

erlebt die Börse (insbesondere die us-amerikanische, aber DAX und Co. ziehen mit) einen unfassbaren Aufwind. Scheinbar völlig von der realen Wirtschaft entkoppelt streben sämtliche Indizes neuen Bestmarken entgegen. In diesem Trend sehen viele Experten eine besorgniserregende Entwicklung, da die realwirtschaftlichen Verluste durch das Platzen einer Spekulations-Blase an den Finanzmärkten nicht gerade gemildert werden. 

Nun weist die Autorin im Wesentlichen auf zwei Gründe hin, weshalb der Run auf die Börse Anlass zur Hoffnung gibt. 

Zum Einen profitieren, ihrer Meinung nach, v.a. solche Unternehmen, deren Geschäftsmodelle mit den durch die Corona-Krise veränderten Arbeitsbedingungen korrelieren, also alles was mit homeoffice, homeschooling, onlineshopping, Hygiene etc.pp. zu tun hat, natürlich überproportional die Monopolriesen Google, Facebook, Amazon und Co. Deren Gewinne würden die Verluste der von der Krise betroffenen Börsenwerte um ein vielfaches kompensieren, die Finanzhändler würden aber durchaus differenzierten. Also keine Blase. 

Zum Anderen würde die Börse eben weder Vergangenheit, noch Gegenwart einpreisen, sondern die Zukunft und da scheinen viele Indikatoren (Impfstoff, neue Geschäftsmodelle, Konsumaufschwung nach Krise) optimistisch zu stimmen.

Außerdem würde die gegenwärtige Krise zu "kreativer Zerstörung" führen, indem viele bereits vor der Krise angeschlagene und desolate Firmen jetzt endlich den Arsch an die Wand bekommen oder eben abtreten müssen. 

Ich will hier gar nicht davon anfangen, was der letzte Satz alles impliziert, wie viele Firmen eben nach Marktlogik "den Arsch nicht an die Wand kriegen", de facto aber unendlich wichtig sind (öffentlicher Nahverkehr, Gesundheitswesen, Strom- und Wasserwerke, ganz zu schweigen von den Millionen Arbeitsplätzen in den großen Industrien (Auto, Kohle, Stahl, Landwirtschaft)). 

Aber ich denke, sie unterschätzt 2 wesentliche Aspekte: 

Die unmöglichen Unsummen, die der Staat berechtigterweise zur Rettung der Wirtschaft in den Markt pumpt, werden eben an der Börse nicht nur produktiv eingesetzt, sondern v.a. in hochspekulative und realwirtschaftlich nutzlose Finanzprodukte investiert  (Hedgefonds erleben gerade den höchsten Aufschwung seit den 90'er Jahren, unzählige Finanzderivate werden ähnlich riskant konstruiert wie vor 2008). 

Und die finanziellen Hilfen werden völlig unkontrolliert in den Markt gepumpt, helfen also auch komplett unrentablen und desolaten Unternehmen, sich zu refinanzieren und den Bankrott in die (nahe) Zukunft zu verlagern (in den USA sind das extrem viele, aber auch in der BRD spricht die FT von zombie companies). 

Die staatlichen Hilfen sind nötig und finanztechnisch auch möglich, aber wenn Sie so uneingeschränkt und bedingungslos verteilt werden, treibt das Blüten, die nicht lange frisch bleiben. 

Insofern sind die im Artikel gelieferten Argumente interessant, aber nur unter der Prämisse, dass man der Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung der Finanzmärkte wirklich vertraut und nicht davon ausgeht, dass hier nur jeder Händler schlicht versucht, noch so lange zu profitieren, wie es möglich ist... 







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