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Volk und Wirtschaft

Diskriminierungsbericht: »Leichte« Fälle haben es leicht im Jobcenter

Christian Huberts
mächtiger™ Kulturwissenschaftler und Kulturjournalist
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Christian HubertsDienstag, 04.07.2017

Mit seinem fragwürdigen Tweet über »ordentliche« Ausbildungen und Minijobs – sowie anschließender Fauxpology – hat sich der CDU-Generalsekretär Peter Tauber in die Nesseln gesetzt. Kritiker werfen ihm einen gewissen Abstand zur Lebensrealität von Menschen vor, die trotz einer guten Berufsausbildung abhängig von Minijobs sind. Tauber bedient sich eines etablierten Mythos über prekäre Milieus, der mangelnden beruflichen Erfolg zum individuellen Fehler macht. Man hätte sich halt vorher für etwas Vernünftiges entscheiden müssen. Dass es so einfach nicht ist, zeigt unter anderem der aktuelle Diskriminierungsbericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

Wäre Peter Tauber abhängig von ALG II, könnte seine Ausbildung – ein Studium samt anschließender Promotion in der Politik- und Geschichtswissenschaft – durchaus als sogenanntes »Vermittlungshemmnis« gelten. So wie viele geisteswissenschaftliche Abschlüsse. Dennoch hätte er es relativ leicht mit dem Jobcenter: Unter 50, keine Kinder, keine Behinderung, kein Migrationshintergrund. Er wäre ein »leichter« Fall. Und diese Fälle werden, wie der Diskriminierungsbericht nun offenlegt, von den Jobvermittlern bevorzugt behandelt, schließlich gilt es ja Vermittlungskennzahlen zu optimieren.

Strukturell benachteiligt und in Minijobs getrieben werden so ausgerechnet jene Menschengruppen, die größere Unterstützung bei der Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Arbeit benötigen: Alleinerziehende, Menschen mit Behinderungen, Migranten, Langzeitarbeitslose.

Dies widerspreche dem gesetzlichen Auftrag der öffentlichen Arbeitsvermittlung, gerade Personen zu unterstützen, die es schwerer haben als andere, eine Stelle zu finden. Die Arbeitsvermittlung müsse die Chancenunterschiede ausgleichen, nicht verstärken, forderte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders.

Mehr noch als eine »ordentliche« Ausbildung, bräuchte es also erstmal eine ordentliche Arbeitsvermittlung.

Diskriminierungsbericht: »Leichte« Fälle haben es leicht im Jobcenter

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Kommentare 2
  1. Moritz Orendt
    Moritz Orendt · vor mehr als 6 Jahre

    Die Krux des KPI-getriebenen Managements... Ich glaube, dass Kennzahlen ab einer gewissen Komplexität einfach notwendig sind, um ein Level an Effizienz zu gewährleisten.

    Die offensichtliche Lösung wäre, die Kennzahlen anzupassen und die verschiedenen "Hemmnisse" (Alleinerziehende, Menschen mit Behinderungen, Migranten, Langzeitarbeitslose). Aber irgendwann werden dann die KPIs zu komplex, um noch intuitiv verständlich zu sein. Hmm.

    Kennst du Ansätze, wie sich die Arbeitsvermittlung anders steuern ließe?

    1. Christian Huberts
      Christian Huberts · vor mehr als 6 Jahre

      Hier führen die Kennzahlen ja nicht zu Effizienz, zumindest nicht im Sinne des eigentlichen Auftrags des Jobcenters: Allen Menschen nach Bedarf bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt helfen, insbesondere dann, wenn es größere Hindernisse bei der Vermittlung gibt. Dazu müsste man die Kennzahlen nichtmal für jeden Spezialfall ausdifferenzieren, sondern könnte auf die (sehr großzügig) erhobenen Daten der »Kunden« des Jobcenters zurückgreifen, um entsprechend Prioritäten und Ressourcen zu verteilen. Stattdessen wird jedoch versucht eine Statistik zu optimieren, damit einmal im Monat eine Erfolgsnachricht kommuniziert werden kann. Eine Statistik wohlgemerkt, deren Aussagekraft weit hinter der Signalwirkung zurückliegt: https://correctiv.org/.... Gleichzeitig werden die Budgets für Fördermaßnahmen für Langzeitarbeitslose – also das Geld, das der Diskriminierung entgegen arbeiten sollte – regelmäßig für Personal- und Verwaltungskosten zweckentfremdet: http://www.faz.net/akt....

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