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Volk und Wirtschaft

China in der neuen (alten) Weltordnung

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlFreitag, 10.03.2023

An China hängt die Zukunft der Welt, könnte man vermuten? Wie sich China entscheidet, wie, wohin es sich entwickelt, wird in jedem Fall die nächsten Jahrzehnte wesentlich prägen. Es hat riesige wirtschaftliche, technische und kulturelle Potenziale, aber auch riesige Probleme. Wie auch immer man die dortige Führung bewertet, sie ist nicht zu beneiden. Hier dazu einige Punkte aus drei relevanten Artikeln.

Aktuell hat Chinas gescheiterte Null-Covid-Politik zwar einen enormen volkswirtschaftlichen Schaden angerichtet. Aber es gilt auch: In den letzten 

Jahrzehnten ist Chinas Wirtschaft enorm gewachsen. China ist jetzt ein Land mit mittlerem Einkommen, muss aber weiter Armut bekämpfen. Das für die bisherigen Erfolge verantwortliche Wirtschaftsmodell ist in eine Schieflage geraten. Gegen eine Abflachung der Wachstumsraten ist die Lösung grundlegender struktureller Probleme unabdingbar.

Der Export war bisher der treibende Faktor, der das Land von der globalen Nachfrage abhängig macht. 

Seit 2000 belaufen sich die Exporte als Anteil am Bruttoinlandprodukt auf 24 Prozent und mehr, mit Spitzenwerten von über 35 Prozent in den Jahren 2005 und 2006.

Gerade für eine so große Volkswirtschaft waren das sehr hohe Werte, die durch die weltweite Konjunkturabschwächung, durch den Handelskrieg mit den USA sowie den Corona-Problemen einbrachen. 2021 betrug der BIP-Anteil der Exporte nur noch 19 Prozent. China muss also im Interesse seiner wirtschaftlichen Stabilität die Binnennachfrage stark und schnell ausbauen.

Das grösste Hindernis für mehr Konsum ist die hohe Hypothekenverschuldung der chinesischen Haushalte. Chinesen sparen viel und legen ihr Erspartes vor allem in Wohnungen, also im Immobiliensektor, an und handeln nicht selten damit.

Weltweit ist wohl keine Volkswirtschaft so vom Wohnungsbau abhängig. China sitzt auf einer riesigen Immobilienblase, auf einem großen Wohnungsleerstand, was beträchtliche Teile der Vermögen der Bürger bindet und gefährdet.

Die kommunistischen Planer haben es zugelassen, dass am Bedarf vorbei gebaut wurde. China verfügt bereits heute über viel zu viele Immobilien. Pro Einwohner steht die gleiche Wohnfläche wie in Deutschland zur Verfügung, während die Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung auf einem Viertel des Niveaus in Deutschland liegt. In China stehen derzeit rund 65 Millionen Wohnungen leer.

Dazu kommt (neben der Demografie) noch eine andere problematische wirtschaftliche Entwicklung. Der komparative Vorteil Chinas gegenüber dem Westen bei den Arbeitskosten wird sich weiter verringern und damit das langfristige Wachstumspotenzial Chinas senken.

Der Artikel formuliert es so:

Das hohe Wachstum Chinas auf der Grundlage von Investitionen, kostengünstiger Produktion und Exporten hat seine Grenzen weitgehend erreicht sowie zu wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ungleichgewichten geführt.

Eine weitere von Chinas Herausforderungen liegt in der Frage „Why is China so Obsessed With Food Security“? 

In China lebt zwar ein Fünftel der Weltbevölkerung, aber es besitzt nur etwa 7 % der weltweiten Anbauflächen. Und der Prozentsatz der für den Anbau geeigneten Flächen in China schrumpfte von 19 % im Jahr 2010 auf nur noch 13 % im Jahr 2020, angetrieben durch die Verstädterung und der weit verbreiteten Verschmutzung von Boden und Wasser. Bemerkenswerterweise gelingt es China immer noch, 95 % seines Bedarfs an Primärgetreide (Weizen und Reis) zu produzieren, was zum Teil auf eine effiziente Produktion zurückzuführen ist. Chinas Weizenproduktion pro Hektar ist fast 50 % höher als die der Vereinigten Staaten (wenn auch fast halb so hoch wie die des weltweit effizientesten Landes, der Niederlande).

Allerdings, selbst mit dem kleinen relativen Defizit von 5 % ist China immer noch einer der größten Weizenimporteure der Welt. Was auch für den Maisimport gilt. Hier werden zwar nur 10 % des nationalen Bedarfes importiert. Doch damit wird das Land zum größten globalen Maisimporteur. Ebenso bei Gerste und Ölsaaten. Ebenso verbraucht China jährlich fast 120 Millionen Tonnen Sojabohnen (beinahe die Menge der US-Sojabohnenernte). Davon muss es über 100 Mio. Tonnen einführen, etwa 62 % aller international gehandelten Sojabohnen. Und ohne Soja würde Chinas Schweinefleisch-Industrie – die größte der Welt – zusammenbrechen. Damit würde Chinas wichtigste Proteinquelle ausfallen.

Daher befindet sich China in einem strategischen Dilemma:

Die überwiegende Mehrheit dieser Lebensmittelimporte (wie auch 80 % des chinesischen Erdöls und ein Großteil der anderen Ressourcen) gelangen auf dem Seeweg nach China, nachdem sie lange Lieferwege über den Pazifik oder durch den Indischen Ozean zurückgelegt haben. Dadurch wäre es außerordentlich einfach, sie zu blockieren oder anderweitig zu unterbrechen.

Das zeigt, dass China so ziemlich das Gegenteil von Russland ist. Es importiert gezwungener Maßen Unmengen von Energie, Lebensmittel und andere Rohstoffe, produziert und exportiert dafür aber einen großen Teil der Industriegüter dieser Welt. Es ist also noch weniger autark als Russland – aber für die Weltwirtschaft sehr viel wichtiger. Allerdings, man höre,

wenn China wegen Taiwan oder einer anderen Frage in einen Krieg mit den USA eintreten würde, wären Millionen von Chinesen in kürzester Zeit vom Hungertod bedroht, ungeachtet des Schadens, den ein Abschneiden Chinas von der Weltwirtschaft auch für seine Feinde bedeuten würde. Peking muss dieses Problem lösen, bevor es solche Abenteuer wagen kann.

Wir sollten bei allen Problemen Chinas nicht seine Stärken übersehen. So meinte etwa die NZZ kürzlich, dass China laut einer australischen Denkfabrik bei 37 von 44 Schlüsseltechnologien die USA überholt habe. Nun macht eine Studie noch keinen Beweis, aber Völker hört die Signale. 

Offensichtlich sind die Zukunft des chinesischen Riesen und auch seine realen militärischen, politischen sowie wirtschaftlichen Potenziale schwer einzuschätzen. Mir ist völlig unklar, ob das Glas für eine friedliche Kooperation halb voll oder halb leer ist. Wir müssen viel genauer hinschauen und vielleicht auch mehr Chinesisch lernen, um Originalquellen studieren zu können. Dass wir, wie oft bei Putin, die Originaltöne im Inneren überhören, sollte uns mit dem chinesischen Giganten nicht passieren.

China in der neuen (alten) Weltordnung

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