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Volk und Wirtschaft

Auf der Suche nach der "general theory" menschlichen Wirtschaftens

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlMittwoch, 04.11.2020

Oded Galor ist ein israelischer Wirtschaftswissenschaftler und hatte zuletzt einen Lehrstuhl für Ökonomie an der Brown University in Rhode Island, USA. Er gilt als Begründer der "Unified Growth Theory" der wirtschaftlichen  Entwicklung. Mit dieser Theorie versucht er das Wirtschaftswachstum über die gesamte Evolution der Menschheit in einem ganzheitlichen Modell, global und über tiefliegende Faktoren und Prozesse (Evolution, Populationsdynamiken, genetische Vielfalt, Ungleichheiten) zu erklären.

Seine Forschungsfragen formulierte er u. a. in einem Interview:

Why did no country or region of the world, prior to the eighteenth century (the Malthusian era), experience lasting intensive growth, that is, sustained increases in per capita GDP?

What led to the first ‘Industrial Revolution’, and was this ‘Revolution’ inevitable?

Why did the first Industrial Revolution begin in England in the middle of the eighteenth century?

What factors can account for the demographic transition, that is, the reversal of the positive relationship between population and per capita income that characterised all of human history until the mid–nineteenth century?

What has caused the ‘Great Divergence’ in living standards across the world during the last 250 years?

Wobei er in der 2019 gehaltenen "Copernican Lecture" zwei "Mysterien" nennt:

Warum setzte der schnelle Wachstumsprozess erst nach vielen (hundert)tausenden Jahren relativer Stagnation ein und warum kam es dann in den letzten 250 Jahren zu der großen Ungleichheit in den Pro-Kopf-Einkommen in den unterschiedlichen Regionen der Welt?

Einerseits war für Galor der 

Sprung in die Industrialisierung, mit der sich die Welt nachhaltig veränderte, nicht zufällig, sondern unausweichlich: “Die Größe der Bevölkerung beeinflusste die Wachstumsrate technischen Fortschritts. Sie beeinflusste das Angebot von und die Nachfrage nach Ideen. Sie beeinflusste auch die Verbreitung von Ideen, den Grad der Spezialisierung des Produktionsprozesses, der ‘Learning by Doing’ anregte und das Niveau internationalen Handels, das weiteren technischen Fortschritt unterstützte.” 

Dieser technische Fortschritt und das Wirtschaftswachstum wiederum steigerten das Wachstum der Bevölkerungen weiter. Andererseits vollzog sich das damals nicht überall. Viele Völker betraten diesen Entwicklungspfad erst nach Westeuropa. Andere Länder taten es bis heute nicht wirklich und stecken immer noch fest in der Malthusianischen Epoche geringer Innovation und geringen Wachstums.

Galors Erklärung dieses Phänomens stützt sich u. a. auf eine Hypothese namens „Jenseits-von-Afrika“:
Sie geht von der in der Evolutionsbiologie wohl nicht umstrittenen These aus, dass der Mensch seine Heimat in Ostafrika hatte, und sich dort vor 60.000 bis 90.000 Jahren Menschen in andere Regionen der Erde aufmachten – zum Beispiel nach Europa, aber auch nach Asien und nach Amerika. Der nächste Schritt ist die nach Galor belegbare Annahme, das sich die genetische Diversität dieser sich langsam ausbreitenden Menschheit mit der zunehmenden Distanz zu Ostafrika verringert hat.

Daher die zentrale Annahme Galors, nach der für den wirtschaftlichen Entwicklungsprozess ein optimaler Zustand genetischer Diversität bestimmend ist. Dieses optimale Maß oszilliert um zwei gegenläufige Tendenzen:

So ist ein hohes Maß an genetischer Diversität einerseits aus ökonomischer Sicht vorteilhaft, weil sie Vielfalt fördert und eine Vielfalt von Ideen für die Entwicklung von Innovationen förderlich ist. Andererseits ist ein hohes Maß an genetischer Diversität nachteilig, wenn sie etwa auf dem Wege von Misstrauen und Konflikten oder durch unterschiedliche Vorstellungen von der Rolle des Staates die soziale Kohäsion erschwert. 

Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts war dieser Zustand in Westeuropa offenbar besonders günstig, in anderen Regionen erst später bzw. gar nicht.

Galor meint mit dem Konzept genetischer Diversität natürlich keine "Rassentheorie" und befürwortet auch keine Politik genetischer Selektion: 

Er weist nur darauf hin, dass vor Jahrzehntausenden stattgefundene Wanderungen noch heute Folgen für das Wirtschaftsleben haben können. Aus Galors Analysen sich ableitende Politikempfehlungen zielen viel eher auf eine möglichst gute Bildung der Menschen.

In einer so gedrängten Skizze ist die Erklärung einer so komplexen und mathematisierten Theorie natürlich eigentlich unmöglich. Man sollte sich daher intensiver mit den verlinkten Quellen beschäftigen. Oder gar sein Buch lesen.

Auf der Suche nach der "general theory" menschlichen Wirtschaftens

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