Die Partei der Demokraten in den USA steht vor einem Berg von Problemen. Sie ist zerrissen in Flügelkämpfen zwischen lauteren (Bernie Sanders) und gemäßigteren (Hillary Clinton) Strömungen. Ihre traditionelle Wählerbasis, gewerkschaftlich organisierte Arbeiter, bröckelt ihr zusehends weg. Und niemand scheint zu wissen, wie man die Menschen thematisch jenseits von "Identity Politics" dort abholt, wo sie sich Veränderung wünschen.

The Wilderness ist so etwas wie das Manifest von Jon Favreau. Der ehemalige Redenschreiber für Barack Obama gründete 2016 das Medienunternehmen Crooked Media (Pod Save America) als liberalen Gegenentwurf zu Fox News und Co. In The Wilderness erzählt er anhand von Dutzenden Interviews und Archiv-Schnipseln die Geschichte der Demokraten, sammelt die Scherben der Obama-Jahre auf und legt seine Vision für eine erfolgreiche Zukunft dar. Halb Dokumentation, halb politischer Essay.

Was nach sehr spezifisch amerikanischer Selbstbeschäftigung klingt, ist dennoch auch für deutsche Hörerinnen und Hörer interessant. Nicht nur, weil es einfach wahnsinnig gut und dicht produziert ist und im Laufe seiner 14 Folgen einen starken Sog entfaltet, der zum Binge-Hören einlädt. Sondern auch, weil viele Probleme der Demokraten natürlich mit leichten Modifikationen auch die Probleme vieler im weitesten Sinne sozialdemokratischer Parteien in anderen westlichen Ländern sind. Bis also jemand ein Äquivalent für die SPD produziert (was ich sofort hören würde), kann man mit The Wilderness schon mal anfangen, sich Gedanken zu machen.