„Die müssten sich schon mal dagegen wehren.“ So oder so ähnlich ist neulich eine Diskussion mit Freunden bei einem gemeinsamen Abendessen losgegangen. Das Thema zum indischen Vindaloo: Müssen sich Muslime von dem Terror distanzieren, der im Namen ihrer Religion verübt wird?

In Nordrhein-Westfalen machen sie das. Hier haben junge Muslime eine Initiative gegründet, die sich wehrt, gegen die Wahrnehmung des Islam und die Wortlosigkeit seiner Anhänger, angesichts des Terrors und der Gewalt. „12th MemoRise“ heißt die Gruppe, über die Till Schauder eine Dokumentation gedreht und den ARD-Wettbewerb „Top of the Docs“ gewonnen hat.

86 Minuten voller Energie und Emotionen. Denn die Gruppe um den 26-jährigen Hassan kämpft leidenschaftlich. Sie sucht den Austausch mit islamischen Dachverbänden und radikalen Deutschen. Sie plant drastische Aktionen und erzielt damit Aufmerksamkeit – in Fußgängerzonen und auf Facebook. Doch statt der erhofften Unterstützung gibt es Drohungen und Anfeindungen; vor allem von Muslimen.

Abgesehen von hübschen filmischen und erzähltechnischen Elementen: Der Film kommt (erstens) ohne Off-Text aus, schafft (zweitens) eine angenehme Ansprechhaltung irgendwo zwischen Internetvideo und Kinofilm, weil die Kamera (drittens) nicht nur Aufnahmetechnik, sondern Stilmittel ist (es wird hineingesprochen, als gäbe es nur sie und dann gestritten, als wäre sie nicht da), sind auch die Protagonisten gute Gründe, diesen Film anzuschauen. Jeder und jede für sich, aus unterschiedlichen Umständen. Mit dem gleichen Anliegen.

Regisseur Till Schauder gelingt mit „Glaubenskrieger“ ein sensibles und intensives Porträt junger Muslime in Deutschland und gleichzeitig eine spannende Geschichte über politischen Aktivismus gegen übermächtige Widerstände. - ARD

Hätte Hassan vor ein paar Wochen mit uns am Tisch gesessen, seine Antwort auf unsere Frage wäre wohl klar gewesen: Muslime müssen sich vom Terror distanzieren. Und zwar laut und mutig.

(Video verfügbar bis: 19.07.2018)