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Technologie und Gesellschaft

Helfende Händen oder Techno-Imperialismus: Sinn & Unsinn 3D-gedruck

transform Magazin
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transform MagazinFreitag, 28.01.2022
20.000 Freiwillige nutzen 3D-Drucker um Amputierten zu helfen.
Dabei tauchten jedoch auch Probleme auf.

Am 7. Mai 2011 verliert Richard van As vier Finger seiner rechten Hand bei einem Arbeitsunfall. Noch in der Notaufnahme einer Johannesburger Klinik fasst der Schreiner den Plan, sich eine Prothese zu bauen. Als van As aus dem Krankenhaus entlassen wird, stellt er schnell fest, dass konventionelle Fingerprothesen seinen Ansprüchen als Handwerker nicht genügen. Nicht nur kosten Prothesen für einzelne Finger oft Tausende Dollar, sie zielen auch meist auf die ästhetische Wiederherstellung der Hand und vernachlässigen deren mechanische Funktionalität. Van As recherchiert im Internet und stößt auf ein Gerät, das seine Aufmerksamkeit erregt. Dabei handelt es sich aber nicht um ein avanciertes Hilfsmittel moderner Orthopädietechnik, sondern um eine Filmrequisite, die eher einer überdimensionierten Puppenhand ähnelt. Van As kontaktiert den an der Westküste der USA beheimateten Requisitenbauer Ivan Owen, und was noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen wäre, ist nun dank Internet und E-Mail ohne Weiteres möglich: Obwohl die beiden über 16.000 Kilometer voneinander entfernt leben, beginnen sie mit der gemeinsamen Entwicklung eines mechanischen Fingers – des Robofingers ...


Überall in den USA werden nun Robohände gedruckt und an Kinder und ihre Familien verschenkt. Aus Sicht professioneller Orthopädietechniker:innen sind diese Hände in nahezu jeder Hinsicht minderwertig und kein Vergleich zu konventionellen Prothesen. Der Daumen ist an der anatomisch falschen Stelle, die Oberflächen sind rau, die Formen zu eckig, die Farben zu grell und die Hand insgesamt zu kompliziert und zerbrechlich. Doch aus Sicht vieler Kinder sind es genau diese Eigenschaften, die die 3D-gedruckte Robohand so attraktiv machen. Statt einer schlecht gefertigten Prothese sehen sie ein eigens für sie gefertigtes Spielzeug. Die robotischen Formen und bunten Farben dieses Spielzeugs sind dabei weit wichtiger als seine mechanischen Funktionen, denn sie ermöglichen es ihnen und ihren Mitmenschen, ihre Körper anders zu deuten. Mit der Robohand sind ihre Hände nicht länger eine Fehlbildung, die es zu verstecken gilt, sondern Gegenstand von Stolz und Anerkennung. In diesem Spiel – und vor dem Hintergrund US-amerikanischer Popkultur – sind sie sind nicht länger Behinderte, sondern Superheld:innen...

Während US-amerikanische Kinder die grellen Farben und robotischen Formen der Prothesen mit Superhelden verbinden, assoziieren die haitianischen Erwachsenen sie mit etwas ganz Anderem: Zombies. Anders als Iron Man und Luke Skywalker ist die Figur des Zombies aber kein Produkt der US-Popkultur. Vielmehr ist sie tief mit Haitis Kolonialgeschichte und der Voodoo-Religion verbunden. Der Zombie verkörpert die Angst der versklavten Plantagenarbeiter:innen, auch über den Tod hinaus an den Willen ihres Herren gebunden zu bleiben. Eine besonders auffällig gestaltete Prothese ist darum in den Augen der haitianischen Partner:innen kein Symbol individueller Superkräfte, sondern verweist vielmehr auf eine kollektive Knechtung und Entmenschlichung, von der selbst der Tod keinen Ausweg bietet. Bunte Superheldenhände wären also keine Hilfe. Sie würden das gesellschaftliche Stigma gegenüber ihren Nutzer:innen nur weiter vergrößern.
Helfende Händen oder Techno-Imperialismus: Sinn & Unsinn 3D-gedruck

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