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Durch die Nacht mit Christoph Schlingensief und Michel Friedman!!!

Tino Hanekamp
Autor

Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.

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Tino HanekampMontag, 22.11.2021

Es gibt Menschen, die gucken dieses legendäre, 2003 entstandene Wunderwerk der Menschenbegegnung mindestens einmal im Jahr. Ich habe es jetzt erst entdeckt, durch Zufall, zum Glück. Wer es noch nicht kennt: ‚Durch die Nacht mit Christoph Schlingensief und Michel Friedman‘ ist eine Art Splitterbombe mit Sahnehaube. Zwei Charaktere, die unterschiedlicher kaum sein können, knallen aufeinander und es funkt und brennt, wie man es im deutschen Fernsehen so wahrscheinlich noch nie zuvor und seitdem auch nie wieder gesehen hat. Schlingensief, der liebevolle, ultratolerante Menschenfreund, versucht mit Friedman zu reden, dem ultraklugen, unerbittlichen Egomanen, kommt aber kaum dazu, weil Friedman komplett freidreht. Rennt in die Küche des Italieners und gibt den Restaurantchef, rührt Schlingensief in den Nudeln rum (allein Schlingensiefs staunendes Lächeln ist die einstündige Sendung wert), planiert sein Gegenüber mit Wortkaskaden, ist oft völlig unmöglich in seinem Wahnsinn, hat aber immer irgendwie recht, bis Schlingensief ihm schließlich die Leviten liest, es ist ein Fest. Zumal im letzten Drittel auch noch Hannelore Elsner dazukommt und leuchtet wie die verdammte Sonne. Und wie Schlingensief sich dann in sie verliebt und sie sich in ihn — man muss es gesehen haben. Irgendwann brüllt Friedmann sie an: „Ich habe dir ein Leben gegeben!“, und Schlingensief lacht sich kaputt. Liebster Satz, quasi neues Lebensmotto, von Schlingensief: "Ich bin im Sinne des erweiterten Kunstbegriffs unterwegs.“ Und wie sich Friedman dann aufregt über einen Satz, den Schlingensief in einem Krankenhaus gelesen hat: „Sei realistisch, plane ein Wunder“ – und Friedman tobt, weil man das Wunder natürlich nicht planen muss, sondern leben, und er hat ja recht! Und so geht das die ganze Zeit. Eine Perle der bundesdeutschen TV-Geschichte, und man vermisst sie ganz fürchterlich, Schlingensief und Elsner, beide gestorben, und den herrlich übersteuerten Friedman, leider milde geworden.

Durch die Nacht mit Christoph Schlingensief und Michel Friedman!!!

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Kommentare 9
  1. Mathilda Twist
    Mathilda Twist · vor mehr als 2 Jahre

    Unerbitterlich ist eine sehr süße Wortschöpfung!

    Zum Video: habe Friedman schon sehr viel klüger erlebt als in diesem Video. Selbstverliebtheit ist besser als Selbstverleugnung? Selbstverliebtheit ist nichts anderes als Selbstverleugnung!

  2. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor mehr als 2 Jahre

    Nee im Ernst, ich kann da nicht mit, weil:
    WIE SEHR ich Friedman nicht vermisse! Hatte wirklich vergessen, wie völlig hermetisch der Typ in seinem Narzissmus war. Warum hat "man" sich das gegeben? Und dann immer diese Fanboys in seiner Sendung, die jeden drittklassigen Kommentar frenetisch beklatscht haben. Absurd. Habe es damals nicht begriffen und begreife es jetzt nicht. Wenn er wenigstens witzig oder wirklich geistreich gewesen wäre. Er hat nämlich gar nicht recht, sondern wirft nur immer irgendeine unangemessen laute Predigt rein, die irgendwie passt, aber meist völlig irrelevant ist.
    Ich glaube, ich hätte ihn nach spätestens aus dem Fenster von seinem Friedman-Spiele-Studio geschupst ohne dass mein Puls schneller geworden wäre. Und ich schwöre, Schlingensief erträgt es auch fast nicht ("Vorhang! Vorhang!"). Ich verspreche mir hiermit selber, dass ich sofort gehe, wenn mir so jemand begeht.

    Und toxikologisch? Ist Friedman drauf? Ich würde sagen ja und der "Bürgermeister der Nacht" Klinke auf jeden Fall.

    Elsner reisst es auch nicht raus...es stört alles nur beim schlingensiefen...

    1. Tino Hanekamp
      Tino Hanekamp · vor mehr als 2 Jahre

      Man muss das als Theater sehen und Friedman als Brandbeschleuniger. Schlingensief durch die Nacht mit dem kontrollierten, korrekten Thielemann zBsp. -- langweilig! Lustig ist ja auch, dass Schlingensief in seinen Aktionen so übersteuert krawallig war wie Friedman auf Sendung. Weswegen Schlingensief sich auch so über den freut, bzw. staunt. Verstehe natürlich, dass der Friedman einen abstoßen kann in seiner Übergriffigkeit und Egomanie, aber was er raushaut stimmt eben oft doch, und wenn nicht, führt es auch zu was - siehe diese Sendung. Disruption, auf ne Art ist der Punk! Leider heute so gar nicht mehr möglich, sind alle viel zu empfindlich und korrekt. Sind auch andere Zeiten. Ist ja so schon genug Hysterie und Krawall, nur leider alles oft so leer. Und DAS ist Friedman eben nicht!

      Und toxikologisch -- klar, ist der auf Koks? Wenn ja, war er das aber auch in jeder seiner Sendungen. Ich find's herrlich alles. Habe aber auch ein Herz für so Typen. Friedman ist ja vor allem ein Freak. Und Schlingensief so gar nicht. Wie sie da beide sichtbar werden! Man darf den Friedman nicht so ernst nehmen, muss es als Theater sehen. Und ich kenne so Typen und kann nur sagen - mit so einem in der Runde geht's immer ab, da ist was los, da kommen alle aus der Reserve! Das Problem immer nur am Ende der Nacht, wenn alle nur noch knutschen wollen und man den Irren einfach nicht abschalten kann. Vorhang! Vorhang!

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 2 Jahre

      @Tino Hanekamp ...aber Friedmann selber hätte nie erlaubt, dass das als Theater zu sehen gewesen wäre, oder er als Punk...siehst du, wie er körperlich leidet, wie er es nicht erträgt als Elsner sagt, dass Schlingensief ihm gewachsen war? Ich habe mich so oft darüber aufgeregt, wie er bissig wurde, wenn mal eines seiner Opfer sich nicht demütig schlachten ließ. Ich finde ihn nicht witzig. Und wo führt es denn zu was? Er würgt doch ständig alles ab mit seinen pseudo-terminalen Verlautbarungen. Ich habe zu viel gelitten unter diesen Freaks und ich sehe zu viel brennen, weil der scheiss Vorhang eben nicht kommt für diese immer männlichen Amok-Egos, sondern sie immer wieder in allen Branchen oben landen und ihre Zerstörungskraft voll entfalten können. Der Witz ist mir zu makaber vielleicht.

      agree to disagree...und ja - du merkst ja: ich habs mir ganz angesehen ;)

    3. Tino Hanekamp
      Tino Hanekamp · vor mehr als 2 Jahre

      @Marcus von Jordan Verstehe ich alles und gebe dir recht! Die Amok-Egos sollen weg vom Drücker. Ich seh's aber wirklich als Theaterstück, als absurde Komödie - die ja auch deswegen so gut funktioniert, eben weil Friedman nicht moralisch integer ist und nicht einstecken kann. Für ihn war's ja auch ein letztes Aufbäumen. Er ist ja dann auch quasi gleich nach Drehschluss über diese Paolo Pinkel-Affäre gestürzt. Koks und Nutten. Etwas vorhersehbarer letzter Akt ... Ich guck mir jetzt trotzdem noch mal ein paar alte Friedman-Folgen an, es macht einfach zu viel Spaß, dem Irren beim Irresein zuzugucken. Grüße!

    4. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 2 Jahre · bearbeitet vor mehr als 2 Jahre

      @Tino Hanekamp Kästners Gedicht von Hamlets Geist fällt mir ein dazu...
      https://www.youtube.co...

    5. Tino Hanekamp
      Tino Hanekamp · vor mehr als 2 Jahre

      @Marcus von Jordan Oh nein, ich bin ein Toggenburger!!

    6. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 2 Jahre

      @Tino Hanekamp Ich ja auch. Und ich liebe natürlich den Renner auch.
      Ich kann das Gedicht sogar auswendig....

    7. Tino Hanekamp
      Tino Hanekamp · vor mehr als 2 Jahre

      @Marcus von Jordan "Aha!", würde Friedman jetzt brüllen. Während Schlingensief und Elsner unterm Tisch Händchen halten ...

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