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Europa

China, der eigentliche Gewinner des Ukrainekrieges?

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlMontag, 19.12.2022

An dieser Einschätzung von Carlo Masala ist sicher was dran. Egal, was passiert, ob Russland den Krieg gewinnt oder verliert, China wird der Hauptprofiteur sein. Selbst im Fall eines Sieges (wie immer der auch aussehen sollte) bleibt Russland politisch und wirtschaftlich extrem geschwächt. Insofern hat Timothy Garton Ash sicher recht

Es ist an der Zeit zu fragen, ob Wladimir Putin objektiv gesehen ein Agent des amerikanischen Imperialismus ist. Denn kein Amerikaner hat jemals dem, was Putin die "russische Welt" nennt, halb so viel Schaden zugefügt wie der russische Führer selbst.

Man könnte hinzufügen, Putin ist dazu noch ein nützlicher Idiot Chinas. Denn auch der Westen würde nach dem Krieg stark an Wirtschaftskraft und geopolitischem Einfluss verlieren. Das heißt auch, 

 ….. sollte Russland gewinnen, «dann ist es für die Chinesen noch einmal ein Schub in ihren Bemühungen, diese Struktur des internationalen Systems zu ändern», so Masalas Einschätzung. Doch eine Niederlage Russlands werde sich für Peking genauso auszahlen. Denn dann werde China «ein wirtschaftlich schwaches und am Boden liegendes Russland Stück für Stück aufkaufen und so seinen wirtschaftlichen Einflussbereich erweitern: China kommt so oder so als der Gewinner aus diesem Konflikt heraus.»

Insofern hat China dort gar keinen Grund zum direkten Eingreifen. Es kann in Ruhe abwarten und in der Zeit seinen wirtschaftlichen und politischen Einfluss in dritten Staaten ausbauen, diese langfristig abhängig machen. Der Westen ist abgelenkt und wohl auch überfordert. Massala kommt nachvollziehbar zum Schluss:

Man muss ganz einfach sagen, dass China wohl die klügste aufsteigende Macht ist, die wir historisch jemals hatten.» Dies, weil es Peking erfolgreich gelinge, die «direkte Konfrontation mit dem potenziellen Konkurrenten zu vermeiden und über Umwege doch den Aufstieg zu schaffen, auf Augenhöhe zu gelangen oder vielleicht sogar noch stärker als der potenzielle Konkurrent zu werden.

Diese Aussage mag angesichts der aktuellen chinesischen Covidstrategie gerade etwas relativiert werden. Aber wir sollten da nicht zu früh „jubeln“. Gleichzeitig werden die Chinesen auch aggressiver, nicht nur gegenüber Taiwan. Was bedeutet dies für Amerika und Europa? Gerade beim Umgang mit China ist sich der Westen nicht wirklich einig.  

Während die USA eine strategische Entkopplung von China anstrebten, würden sich die Europäer, jedenfalls Deutschland und Frankreich, schon mit mehr Unabhängigkeit von Peking zufriedengeben.

Haben wir es hier wirklich mit einer Sollbruchstelle zu tun, wie Masala meint? 

Das wird sich spätestens nach dem Ukraine-Krieg herausstellen. Allerdings sollten wir uns schon heute von mancherlei Wunschdenken in Bezug auf das Verhalten der transatlantischen Partner lösen. Sicher muss Europa auch künftig seine eigenen Interessen formulieren und vertreten. Es wird auch den einen oder anderen Konflikt mit den Amerikanern geben. Aber, so Masala, Europa sollte unmissverständlich klarmachten, dass man sich in grundlegenden Fragen als Partner der USA sieht. Und auch bereit ist, wirkungsvoll einzugreifen. Die deutsche Zeitenwende ist ja m. E. schon mal ein Signal. Und wenn wir mit China weiterhin gute wirtschaftliche Beziehungen pflegen wollen, sollten wir zumindest einen guten Plan B haben. Denn, 

China hat noch weniger Probleme als Russland, strategische Abhängigkeiten zu instrumentalisieren, wenn es zum Konflikt kommt…..


China, der eigentliche Gewinner des Ukrainekrieges?

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Kommentare 6
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als ein Jahr

    Masala ist ein guter Militäranalyst, aber zumindest hier kein guter Beobachter der internationalen Politik. Eine bipolare Welt gab es noch nie: Selbst im Kalten Krieg gab es die Blockfreien.

    Indien, das bald zum bevölkerungsreichsten Staat der Weltgeschichte wird, ist ein eigener Pol.

    Wahrscheinlich ist eine fünfpolarige Welt(un)ordnung, in der sich viele kleinere Staaten auf die eine oder andere Seite schlagen.

    Überzeugend, aber hinter einer Bezahlschranke, sind diese Betrachtungen darüber von Herfried Münkler.

    https://www.blaetter.d...

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      Ob man Indien als Pol bezeichnen kann? Ist Europa noch ein Pol oder schon? Es sieht sich sicher so. Militärisch ist es ein eher kleines Licht. Außenpolitisch eher zerstritten. Untereinander oft uneinig mit teilweise dysfunktionalen Strukturen/Institutionen. Der wirtschaftliche Einfluß sinkt auch. Ich bin mir da nicht so sicher. Pole müßten ja letztendlich politisch, militärisch und wirtschaftlich ähnlich stark sein.

      Auch im kalten Krieg waren die Blockfreien vielleicht ein gewisses Gegengewicht. Aber ein eigener Pol? Indien hat sicher das Potential ein Pol zu werden. Noch sehe ich das aber nicht. China kann es natürlich auch noch "vermasseln". Vielleicht ist dabei unser Wunsch auch der Vater des Gedankens? Bei Rußland lagen jedenfalls viele meilenweit daneben.

      Schade, dass Münkler hinter der Bezahlschranke steht.

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl Möglicherweise wird der Münkler noch freigeschaltet. Ich habe das Januarheft schon, weil auch ein Beitrag von mir drin ist. Münkler schlägt einen großen historischen Bogen vom Frieden von Lodi im 15. Jahrhundert bis zu einem Blick in die Zukunft. Die meisten multipolaren Konstellationen beruhen auf fünf große Mächten. So gibt es in der UNO auch fünf Vetomächte.

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      @Achim Engelberg Ich werd es mir dann ansehen. Danke.

      Aber die Vetomächte der UN sind ja heute nur zum Teil noch Großmächte …..

  2. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

    ...viele Annahmen oder?

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      Ja, aber doch plausibel. Und ist das bei Blicken in die Zukunft nicht immer/oft so?

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