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Europa

Armut und Ungleichheit in Europa - ein Zahlenvergleich

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlSamstag, 06.05.2023
Über Armut wird viel gesprochen und viel geklagt. Sie scheint immer mehr zuzunehmen, ebenso wie die Gerechtigkeit abnimmt. Aber was oft vergessen wird: zumindest in Europa reden wir dabei über relative Armut – also über Armuts- bzw. Wohlstandsniveaus gegenüber anderen Schichten und gegenüber anderen Ländern. Im deutschen Diskurs hat man oft den Eindruck, dass es hierzulande besonders arg ist mit der Armutsgefährdung. Insofern lohnt ein Blick in die Statistik, hier zusammengestellt vom Institut der deutschen Wirtschaft (IWD). Es zeigt sich wenig überraschend, dass die Schwelle der Armutsgefährdung in der EU vom Wohnort abhängt. Denn die Schwellenwerte orientieren sich an den durchschnittlichen Einkommen des jeweiligen Landes. Als Einkommensarm gilt, wessen Nettoäquivalenzeinkommen unterhalb von 60 Prozent des mittleren Einkommens des jeweiligen Mitgliedsstaates liegt.
In Deutschland gilt ein Single nach EU-Definition als relativ einkommensarm, wenn er netto über weniger als 1.247 Euro im Monat verfügt. Eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren liegt mit einem Nettoeinkommen von weniger als 2.619 Euro unter der Armutsgefährdungsgrenze.

Die niedrigste Schwelle haben Rumänien (464 € bei Singles) und Bulgarien (501 €). Aber auch Ungarn liegt – für mich überraschend - erstaunlich niedrig bei 534 € im Monat für einen Single-Haushalt. Eine höhere Schwelle als Deutschland haben nur drei EU-Länder – Österreich (1.307 €), Niederlande (1.313 €) und Luxembourg (1.717 €). Mit diesen Schwellwerten lässt sich nun die sogenannte Armutsgefährdungsquote der Länder berechnen, also der Anteil der relativ einkommensarmen Menschen an der gesamten Bevölkerung. Im EU-Durchschnitt liegt diese Quote bei 16,8%, Deutschland liegt mit 16% leicht darunter. 
 Auch Länder mit niedrigem Einkommensniveau können hier gut abschneiden. In der EU hat Tschechien die geringste relative Einkommensarmut (8,6%), Schlusslicht ist Lettland (23,4%).

Man kann auch subjektiv empfundene Armut erfragen, also die Prozentzahl der Bevölkerung, die gemäß Selbstauskunft große Schwierigkeiten hatte mit ihrem Geld auszukommen. Hier liegt Deutschland erstaunlich gut bei nur 4,6%, nur drei Nationen fühlen sich besser – Schweden (4,2%), Niederlande (4,0%), Finnland (3,8%). Schlusslicht ist mit Abstand Griechenland, wo sich 32% der Bevölkerung mit Geldschwierigkeiten sehen. Der Durchschnitt der EU liegt bei 11,3%.

Der realen Armut nähert man sich statistisch mit der Messung der Erfüllung von Grundbedürfnissen: 

Nach EU-Definition liegt eine materielle Entbehrung vor, wenn drei von neun Grundbedürfnissen aus finanziellen Gründen nicht befriedigt werden können. Sind es vier, spricht man von erheblicher materieller Entbehrung. Zu den Grundbedürfnissen zählt etwa, die Wohnung angemessen heizen und die Miete rechtzeitig bezahlen zu können. Aber auch eine einwöchige Urlaubsreise oder ein eigenes Auto sollte das Budget zulassen. Besonders gut schneiden hier erneut die skandinavischen Länder ab. Vergleichsweise hoch ist der Anteil der Haushalte, in denen es am Nötigsten fehlt, in Bulgarien und Rumänien.
In Deutschland geben immerhin 9% der Menschen an, unter materiellen Entbehrungen zu leiden, 4,3% sprechen von erheblichen materiellen Entbehrungen. Verglichen mit dem EU-Durchschnitt (11,6% / 6,3%) zwar besser, aber sicher kein Niveau zum ausruhen. Werfen wir einen Blick auf die Mindestlöhne in der EU:
Mit 13,05 Euro je Stunde war der Mindestlohn in Luxemburg zum 1.1.2022 EU-weit am höchsten, das Schlusslicht bildete Bulgarien mit umgerechnet 2 Euro. Berücksichtigt man die unterschiedliche Kaufkraft, also das, was die Beschäftigten in den einzelnen Ländern für ihren Lohn in den Geschäften bekommen, verringert sich das Gefälle zwar, bleibt aber deutlich: Kaufkraftbereinigt betrug der Mindestlohn zum Jahresbeginn in Bulgarien 3,41 Euro, in Luxemburg dagegen 9,09 Euro.

Wenn man die große Spreizung der Einkommensniveaus aber auch der daraus folgenden differierenden Armutsgeschichten innerhalb Europas sieht, fragt man sich unwillkürlich, wie daraus ein gemeinsamer Kontinent entstehen kann.

Armut und Ungleichheit in Europa - ein Zahlenvergleich

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