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"Du sagst zu mir net Schatzi" – Österreichs Filmbranchen-#metoo

Theresa Lachner
Journalistin / Systemische Sexualberaterin / Gründerin von LVSTPRINZIP
Zum piqer-Profil
Theresa LachnerMittwoch, 29.06.2022

Was macht eine Branche besonders anfällig für Missbrauchs-Szenarien?

Der großartige Ratgeber "It's not that grey" (auf Deutsch: "Grauzonen gibt es nicht", erschienen im ÖGB-Verlag, auf Englisch kostenlos downloadbar bei Period Brussels) beschreibt viele Warnsignale, sehr große Leseempfehlung gerade für Berufseinsteigerinnen.

In der österreichischen Filmbranche lautet das Rezept: unerträgliche Arbeitszeiten bei am Anfang unterirdischer Bezahlung, das Erwarten einer gewissen Opferbereitschaft "für die Kunst" und natürlich das Gefühl, Teil einer großen glücklichen Familie am Set zu sein:

Tatsächlich führt diese Emotionalisierung von Arbeitsbeziehungen dazu, dass ein Gespräch über Übergriffe quasi verunmöglicht wird. Oder, wie eine Person aus der Branche sagt: "Wir wissen ja, dass auch der meiste Missbrauch in der Familie passiert."

Julia Pühringer spricht mit Akteur*innen aus Film und Schauspiel, eine sagt: "Ich hab manchmal das Gefühl, wir haben alle kollektiv Stockholmsyndrom".

Die Vorstellung, es handelt sich um einzelne "Harvey Weinsteins", wenn man so will, ist falsch. Natürlich gibt es auch beim österreichischen Film ältere Männer, die berufliche Dinge unbedingt im Hotelzimmer besprechen wollen und die Tür im Morgenmantel öffnen. Aber die Täter sind auch jung und gutaussehend, bekannt und beliebt. Und auch ein unbekannter Studentenfilmer kann sich schon am Set übergriffig verhalten. Und selbst wenn andere am Set ein ungutes Gefühl haben – wie reagieren? Verfilmt hier jemand seine selbstgecastete Sexfantasie, oder machen wir gerade alle gemeinsam große Kunst? Nimmt hier gerade jemand Schaden?

Besonders gruselig: dass anscheinend an Schauspielschulen immer noch unterrichtet wird, man solle mit der Hauptdarstellerin schlafen, um sie zu "brechen". Alles für die Kunst – der aber der freie Wille und die Fähigkeit, Grenzen zu ziehen, angeblich im Weg stehen.

Klingt nach den Problemen einer pseudointellektuellen, elitären Bubble? Nein, so Pühringer:

Immerhin hat diese Branche die Hoheit über die Bilder, wie wir uns als Land erzählen. Es geht letztlich darum, wie Österreich sich selbst sieht. Und das bedeutet eben mehr, als ab und zu eine Autorin ausbügeln zu lassen, wenn ein älterer Regisseur das mit den Frauenfiguren nicht so draufhat oder die Schublade von der "starken Frauenfigur" bedient werden muss.

"Du sagst zu mir net Schatzi" – Österreichs Filmbranchen-#metoo

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Kommentare 4
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

    Wie bitte : "die unterrichtete Praxis mit der Hauptdarstellerin zu schlafen" ?! Nur etwas flapsig formuliert hoffentlich?

    zum Text an sich:
    "Teil einer großen glücklichen Familie am Set zu sein:
    ... diese Emotionalisierung von Arbeitsbeziehungen" - das ist tatsächlich ein Problem.
    Viele Arbeitgeber und auch Arbeitnehmer auch außerhalb der Filmbranche streben so was ja an. Es klingt ja auch so gut so nett.
    Aber dadurch gegen Grenzen verloren und man kann tatsächlich vieles nicht mehr ansprechen oder gar fordern.
    ist bei 'unserer' Firma etwa so:
    alle fühlen sich wohl. Alle sind befreundet. Alles gut. Bis es mal nicht gut ist.
    Plötzlich ist der/die eine Nestbeschmutzer wenn sich überhaupt traut was zu sagen (und wenn vorher vor sich selbst überhaupt eingestanden werden kann dass es da ein Problem gibt). ..

    1. Theresa Lachner
      Theresa Lachner · vor mehr als ein Jahr

      Das stimmt, das war ungeschickt formuliert - ich habe es aktualisiert, danke für den Hinweis!

  2. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor mehr als ein Jahr

    Sehr guter Text. Habe mich beim Lesen gefragt, wo es diese fürchterlichen Strukturen eigentlich *nicht* gibt. Ich bin mir fast sicher: Überall, wo Frauen etwas erreichen wollen, kann man die gleichen Muster wiederfinden.

    1. Theresa Lachner
      Theresa Lachner · vor mehr als ein Jahr

      Das glaube ich auch. Kenne es auch aus verschiedensten Kontexten - egal ob "alles für die Kunst" oder "du willst doch auch, dass unser Startup wächst" bis hin zu "vielleicht bist du nicht fromm genug" und "alle anderen machen das auch immer so".

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