Weil es jetzt ein Jahr her ist, dass die Russen in der Ukraine einmarschiert sind, liest man überall Analysen zu diesem Jahrestag (ich habe auch schon eine mit den vier derzeit wichtigsten offenen Fragen zum Konflikt hier empfohlen). 

Ich glaube, wir erinnern uns alle, wie viele Einschätzungen der Lage vor einem Jahr völlig falschlagen. Wir erinnern uns: Oft hieß es, Russland werde das Land innerhalb weniger Wochen erobern, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj würde innerhalb der gleichen Zeit ermordet oder in einem Gefangenenlager weggesperrt werden. Deswegen sollten wir vermutlich alle Prognosen mit Vorsicht genießen. Aber wenn man schon eine lesen will, dann finde ich die hier empfohlene ziemlich interessant. 

Der Autor hat diverse Expert:innen befragt, Historiker:innen, Politikwissenschaftler:innen, geopolitische Prognostiker:innen. Gleich das erste Zitat lautet ehrlicherweise: "Niemand, auch ich nicht, kann mit Zuversicht sagen, wie oder wann der Krieg enden wird." Gesagt hat es Dan Reiter, Politikwissenschaftler an der Emory University, der ein ganzes Buch darüber geschrieben hat, wie Kriege enden.

Mit dieser Warnung im Hinterkopf lauten die Ergebnisse, zusammengefasst: 

 Bereiten Sie sich auf die Möglichkeit eines langen, sich wandelnden Konflikts vor, der vielleicht Jahre, sogar ein Jahrzehnt oder länger dauern kann. Beobachten Sie, wie der Rest der Welt die imperialen Ambitionen des Kremls sieht. Erwarten Sie, dass jede Verhandlungslösung zerbrechlich und von der Intervention Dritter abhängig sein wird. Und rechnen Sie nicht mit einem dramatischen Ende, etwa einer russischen Atomexplosion in der Ukraine oder dem Sturz von Wladimir Putin in Russland. Bemerkenswert ist, dass im Gegensatz zu den Einschätzungen vor einem Jahr einige Expert:innen einen entscheidenden ukrainischen Sieg gegen Russland vorhersehen können, aber keiner sagt einen entscheidenden russischen Sieg gegen die Ukraine voraus.

Jeder dieser Punkt wird im Artikel genauer analysiert.