In dieser Fernsehrepublik, in der gefühlt alle zu jeder Zeit auf Mörderjagd sind, glaubt man ja, die stärksten und packendsten und schillerndsten Fälle schon gesehen zu haben. Und dass diese auf jeden Fall dem Drehbuch eines fanatasiebeflissenen Autors entsprungen seien müssten. Dann lernt man die Namen Wolfgang Sielaff und Birgit Meier kennen. Und dann weiß man, dass die bizarrsten Fälle doch die Wirklichkeit schreibt.

Wolfgang Sielaff war einer der hochrangigsten Ermittler der Bundesrepublik. Birgit Meier wohlhabende Unternehmergattin – und Sielaffs Schwester. Als sie 1989 entführt wird, fächert sich ein Fall auf, der die ganze menschliche wie behördliche Ohnmacht gegenüber einem scheinbar wirklich gut geplanten Verbrechen aufzeigt. Denn Sielaff ist zu dieser Zeit Chef des Hamburger Landeskriminalamts. Es gibt in Deutschland keine zwei Dutzend Polizisten, die höherrangig sind. Doch weil Sielaff im föderalen Deutschland eine Hamburger Behörde leitet, seine Schwester aber mutmaßlich im benachbarten Niedersachsen verschwindet, muss er ohnmächtig zuschauen, wie seine niedersächsischen Kollegen den Fall schlicht zu den Akten legen.

Das hat einen Grund: Kurz zuvor sind zwei spektakuläre Doppelmorde in der Region geschehen, die die Polizei beschäftigen – und die Bevölkerung sehr beunruhigen: Im Staatsforst Göhrde vor den Toren Lüneburgs werden im Sommer ‘89 zwei Pärchen grausam ermordet. Der Täter muss extrem kaltblütig sein. Denn an dem Tag, an dem die Polizei die ersten Leichen findet, tötet er das zweite Pärchen nur 800 Meter entfernt – unbemerkt von den Beamten, die dort den ersten Tatort sichern. Die Polizei steckt jeden verfügbaren Kriminalisten in die Sonderkommission "Göhrde". Dadurch findet der Vermisstenfall "Birgit Meier" wenig Beachtung. Ein Fehler, wie sich fast drei Jahrzehnte später zeigen wird. Denn der Mörder von Birgit Meier ist auch der mutmaßliche Göhrde-Mörder.

Das alles zeichnet die ARD hier aufwendig nach: In drei Teilen Dokumentation fächert sie den Fall, der Polizeigeschichte schrieb, auf. Und wer danach angefixt ist: Gleich nebenan in der Mediathek steht auch die fiktive Variante, ebenfalls ein Dreiteiler mit dem famosen Matthias Brandt in der Hauptrolle. 

In der Mediathek bis: Juni 2021