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Medien und Gesellschaft

Wikileaks – vom Symbol für Pressefreiheit zum Propaganda-Apparat?

Susanne Franzmeyer
Piqer für Radio Features
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Susanne FranzmeyerFreitag, 30.09.2022

"Wikileaks ist ausgesprochen undurchsichtig. Für eine Organisation, die sich für radikale Transparenz stark macht, sind sie alles andere als transparent."

Das Feature "Collateral Fake? Wikileaks zwischen Verfolgung und Propaganda" von Marc Thörner ist spannend zu hören. Der Autor wirft einerseits einen Blick zurück auf die Anfänge, als Julian Assange mit seiner Plattform durch das Leaken höchst brisanter Dokumente und Videos die Öffentlichkeit in ihren Bann zog.

"Dank Wikileaks haben Menschen auf der ganzen Welt jetzt die Macht, zu wissen, was vorgeht, weshalb es vorgeht, und von wem es ausgeht. Durch dieses Wissen sind sie in der Lage, aktiv ins Weltgeschehen einzugreifen und ihre Rechte wahrzunehmen."

Er wurde von Journalist*innen gefeiert, sammelte regelrechte Fanscharen um sich und wurde zu einer Symbolfigur für die Pressefreiheit. Zugleich machte er sich zum Feind der USA, indem er brisantes Beweismaterial für Kriegsverbrechen im Afghanistan- und im Irakkrieg öffentlich zugänglich machte. Seitdem hat sich das Leben des Aktivisten radikal geändert und ist geprägt von Haftbefehlen, vom Untertauchen, von Flucht und stetiger Angst vor einer Auslieferung an die USA.

"Wahrgenommen hatte ich Wikileaks zum ersten Mal durch 'Collateral Murder' - den Einsatzmitschnitt eines US-Hubschraubers über der irakischen Hauptstadt. Im April 2010 geht das Video um die Welt. Dass Krieg so ist, haben wir wohl immer geahnt, jetzt aber lässt es sich auch von jedem mitverfolgen. Im Internet. Mit wenigen Klicks."

Der Autor spricht unter anderem mit dem ehemaligen Mitstreiter Assanges Daniel Domscheit-Berg, den er bereits vor etlichen Jahren interviewte und der sich nun auch aus heutiger Perspektive erneut über Wikileaks und dessen Wandel im Laufe der Zeit äußert.

Galt Assange nach den US-Militär-Leaks zunächst als Kämpfer für ungefilterte Aufklärung, lässt ein Auftritt im russischen Staatsfernsehen den Autor hier plötzlich stutzen, als Assange 2012 weitgehend ohne Widerspruch den Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah interviewt:

"Ich brauche eine Weile, um es zu begreifen: Der Betreiber der weltweit wichtigsten Enthüllungsplattform, das Symbol für die bedrohte Meinungsfreiheit, stellt sich im neuen staatlichen Auslandssender Russlands vor - als Moderator auf 'Russia Today'. (...) Und unter seinen ersten Gästen ist ein eingeschworener Feind des Arabischen Frühlings, einer, der Machthaber Assad die Bodentruppen stellt. Ausführlich kann Nasrallah erläutern, weshalb eigentlich er den wahren Freiheitskampf führt, und weshalb Israel kein Recht zu existieren hat."

Als es zum Vorwurf des Einsatzes von Chemiewaffen des Assad-Regimes kommt und Bildmaterial dazu auftaucht, stellt er sich auf die Seite Assads, der die geleakten Videos eines Giftgasanschlags als Inszenierung mit Schauspielern herunterspielt. Doch das ist nicht alles – plötzlich steht eine große Geldsumme im Raum. Hat sich Assange womöglich für eine gewisse Positionierung bezahlen lassen? Die Idee, die hinter Wikileaks ursprünglich stand, scheint mit einem Mal nicht mehr dieselbe zu sein. Später schwärmte Donald Trump, er liebe Wikileaks, denn Hacker hatten im Wahlkampf etliche E-Mails der Demokratin Hillary Clinton geleaked und sie damit in schlechtes Licht gerückt.

"Erhalten hatte Wikileaks dieses Material von einem Absender namens 'Guccifer 2.0' - einer Deckadresse des russischen Geheimdienstes. (...) - Trump frohlockt und bedankt sich für die Schützenhilfe."

Dem Autor fällt auf, dass es seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges auffällig ruhig um die Plattform geworden ist. Die Plattform, die einst für äußerste Transparenz eintrat, wird immer undurchsichtiger. Eine Flut von Leaks erreichte die Plattform zwar, doch Wikileaks hat seit Kriegsbeginn seine Upload-Zugänge gesperrt. Russlandkritische Leaks scheinen konsequent ausgespart zu werden.

Daniel Domscheit-Berg hat sich inzwischen längst von der Plattform distanziert, die für ihn nicht mehr das darstellt, was er darin einst zu sehen glaubte: 

"Ich hab das alles nicht verstanden. (...) Also mir ist vollkommen unschlüssig, wie man mit diesem Sender reden kann, geschweige denn mit diesem Sender 'ne Sendung macht. Das passt nicht zu der Zielsetzung, die mir für dieses Projekt bekannt war. (...) Der einzige persönliche Schluss für mich bleibt, dass ich unter Umständen bis heute nicht wirklich verstanden habe, was das eigentliche Ziel war."

Es wird wohl weiter spannend bleiben, zu beobachten, wie es mit Wikileaks weitergeht, und wie sich die Plattform und ihr einst so gefeierter Gründer in Zukunft positionieren werden.

Wikileaks – vom Symbol für Pressefreiheit zum Propaganda-Apparat?

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