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Medien und Gesellschaft

Wie Impfgegner versuchen, Online-Umfragen zu manipulieren

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

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Simon HurtzSonntag, 06.02.2022

Viele Medien bauen in ihre Artikel Online-Umfragen ein, um das Stimmungsbild des Publikums abzubilden. Die Verlage bekommen Klicks, die Leserïnnen etwas Interaktivität, und am Ende steht ein aussagekräftiges Ergebnis?

Schön wärs. Diese Umfragen sind nicht nur alles andere als repräsentativ – sie werden offenbar auch aktiv manipuliert:

Auf Telegram wird auf impfkritischen Kanälen unter anderem dazu aufgerufen, an der erwähnten FAZ-Umfrage teilzunehmen. Allein auf einem Kanal, der "alle bekannten Umfragen aus den Mainstream-Medien veröffentlicht", wie es in der Selbstbeschreibung heißt, wird der Teilnahmeaufruf über 8000-mal gesehen. Der Kanal liefert den nahezu 6000 Abonnenten per Link Umfragen – meist zu Corona-Themen – unter anderem von Bild, Spiegel, Stern, FAZ, Tagesspiegel, T-Online, Frankfurter Rundschau, RTL, n-tv sowie verschiedenen Regionalzeitungen.

Bis zu einer halben Million Menschen sehen diese Aufrufe, je nachdem, ob und wie viele andere Kanäle die Nachricht weiterverbreiten. Immer wieder stoppen Medien Umfragen, weil sie Manipulation vermuten. Das passiert auch im Fernsehen, etwa bei stern TV:

In der Sendung vom 19. Januar wurde über die Impfpflicht diskutiert und Zuschauer währenddessen dazu aufgefordert, online ihre Meinung abzugeben. Innerhalb kürzester Zeit wurden in einer Telegram-Gruppe mehrere Hinweise auf die Umfrage gepostet. Bei rund 88.000 Teilnehmenden waren schließlich mehr als 60 Prozent gegen eine Impfpflicht. Der Moderator wies darauf hin, dass sich die Anteile im Laufe der Abstimmungszeit massiv verändert hätten und äußerte den Verdacht einer Manipulation. Die Umfrage wurde daraufhin gelöscht und eine neue gestartet. Doch auch das blieb bei Telegram nicht unbemerkt – wieder kam es zu dem Ergebnis, dass Zweidrittel die Impfpflicht ablehnen.

Zugegeben: Es sollte niemanden überraschen, dass Umfragen, an denen man mit einem Klick teilnehmen kann, zur Manipulation einladen und zu Ergebnissen führen, die von repräsentativen, professionell durchgeführten Befragungen abweichen. Aber ich fürchte, dass sich viele Menschen trotzdem von solchen vermeintlichen Stimmungsbildern beeindrucken lassen.

Wer das nächste Mal eine Online-Umfrage zur Impfpflicht oder einem anderen kontroversen Thema sieht, sollte sich also ins Gedächtnis rufen: Gut möglich, dass der Link gerade in irgendeinem Telegram-Kanal herumschwirrt und Zehntausende Corona-Leugnerïnnen eifrig klicken.

Wie Impfgegner versuchen, Online-Umfragen zu manipulieren

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Kommentare 4
  1. Monika Keller
    Monika Keller · vor 2 Jahren

    Ich frage mich, ob ihr nicht ein wenig leichtfertig mit dem Begriff 'manipulieren' umgeht. Das nächste Mal, wenn ich im Freundeskreis einen Link zur Rettung der Wale oder gegen Aromkraft oder was weiß ich teile, manipuliere ich also das Ergebnis? Avaaz und wie sie allr heißen eine einzige Betrugsmaschine? Das war mir neu...

    1. Simon Hurtz
      Simon Hurtz · vor 2 Jahren

      Avaaz, Campact und andere Plattformen sammeln Unterschriften. Dort gibt es nur eine Antwortmöglichkeit: Man zeichnet die Petition mit. Online-Umfragen sollen das Stimmungsbild der Bevölkerung widerspiegeln (oder zumindest das der Leserïnnen). Ganz offensichtlich stimmen hier ja in großer Zahl Menschen ab, die den Text sonst nie entdeckt hätten, und damit das Ergebnis verzerren. Deshalb verstehe ich den Vergleich nicht.

  2. Leopold Ploner
    Leopold Ploner · vor 2 Jahren

    Ich denke, das Phänomen ist bekannt und trifft wahrscheinlich auf die allermeisten Online Umfragen zu.
    Was mich hier stört, ist der letzte Absatz mit der Gleichsetzung von Impfpflicht-Gegnern und Coronaleugnern. Man kann durchaus gegen eine Impfpflicht sein, ohne deswegen zu den Verschwörungstheoretikern zu gehören.

    1. Simon Hurtz
      Simon Hurtz · vor 2 Jahren

      Danke für deinen Kommentar. Du hast recht: Es gibt gute Gründe, eine Impfpflicht abzulehnen. Ich bin selbst nicht sicher, ob sie eine gute Idee wäre.

      Allerdings empfinde ich den Absatz nicht als pauschale Gleichsetzung. Die Menschen, die den Link zu einer solchen Umfrage in einem der angesprochenen Telegram-Kanäle sehen und dann massenhaft daran teilnehmen, sind deutlich mehr als nur Impfgegnerïnnen. Wer sich dort herumtreibt, teilt noch ganz andere Auffassungen. Ich lese selbst in Dutzenden dieser Kanäle mit und bin ziemlich sicher, dass ich mit dieser Aussage niemandem Unrecht tue.

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