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Medien und Gesellschaft

Lernen aus Hanau und Halle: Was sich Angehörige der Opfer von Journalistïnnen wünschen

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

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Simon HurtzMontag, 27.07.2020
Dann kommt einer, bringt eine Zeitung mit und dann guckt man, und man weiß wirklich nicht was da …, dass die Opfer da dann noch als Kriminelle dargestellt werden, das ist ...

Das sagt Armin Kurtović, Vater von Hamza Kurtović, der am 19. Februar in Hanau starb – erschossen von einem Rassisten, der neun Menschen, seine Mutter und sich selbst umbrachte. Die Opfer heißen: Fatih Saraçoğlu, Vili Viorel Păun, Kaloyan Velkov, Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz, Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Hamza Kurtović und Said Nesar Hashemi.

Jahrelang, die letzten Jahre: "Shisha-Bar", "Clan-Kriminalität", "Migranten". Das ist bei den Menschen schon so tief im Gehirn drin, dass alles, was Shisha-Bar ist, kriminell ist. Da muss was Kriminelles drin sein.

Die Zitate stammen aus einem Video: Yvonne Backhaus-Arnold, stellvertretende Chefredakteurin des Hanauer Anzeigers, spricht mit Armin Kurtović über den rassistisch motivierten Terroranschlag und seinen Blick auf die Arbeit der Journalistïnnen. Die knappe Viertelstunde macht deutlich, dass die katastrophale Berichterstattung über die Mordserie des NSU ("Döner-Morde") nicht der einzige Fehler war, den Medien machen, die rechtsextreme Hassverbrechen thematisieren.

Das kommt daher, weil man Vorurteile hat. Das kommt durch die Medien. Daran sind die Medien Schuld. (...) Wenn einer was macht, der Murat oder Hassan heißt, dann ist er Terrorist. Ein islamischer Terrorist. Wenn einer Jens oder Markus heißt, dann ist er verwirrt, psychisch krank.

Das Video ist Teil des Multimedia-Projekts #imgespräch, mit dem die Deutsche Journalistenschule (DJS) und der Mediendienst Integration Journalistïnnen helfen wollen, besser und sensibler zu berichten. Das fängt mit scheinbar banalen Dingen an, sagt Marlene Knobloch, Schülerin an der DJS: "Dass man immer noch von Ausländern spricht, wenn es eigentlich um deutsche Staatsangehörige geht."

Neben der Begegnung von Kurtović mit Backhaus-Arnold gibt es ein zweites Gespräch: Max Privorozki, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Halle, trifft Martin Machowecz, der das Büro der Zeit in Leipzig leitet. Auch dieses Video dreht sich um die Erfahrungen, die Privorozki mit Journalistïnnen gemacht hat. Seine Kritik ist weniger drastisch, aber dennoch deutlich:

Journalisten haben versucht, uns am Sabbat zu stören, weil sie unbedingt Interviews machen wollten. (...) Einige Korrespondenten hatten wahrscheinlich den Auftrag, weiter Interviews zu machen, und haben fast die Türe durchgebrochen, um reinzukommen. Ich habe versucht, ihnen zu erklären, heute ist Sabbat, heute geht es nicht, aber die hat das nicht interessiert, die wollten jetzt mit mir sprechen.

Privorozki appelliert an Medien, Fakten und Meinung stärker zu trennen:

[Es muss] ganz klar ersichtlich sein, was eine Reportage ist, die über das Ereignis mit Fakten berichtet und Meinungen weglässt. Ihre Meinung, meine Meinung und die der Redaktion. Sie beleuchten, was los ist und was jetzt passiert. Das ist eine Sache. Etwas anderes sind Kommentare: Hier müssen Sie es so machen, dass jeder, der sich diesen Kommentar ansieht, anhört oder liest, versteht, dass er keine Nachricht ist, sondern ein Kommentar.

Wer keine Videos anschauen will, kann die Gespräche auch nachlesen (Hanau, Halle) und findet auf der Webseite eine weitere hilfreiche Ressource:

Aus den Begegnungen der Betroffenen mit den Journalist*innen in Halle und Hanau sowie aus Hintergrundgesprächen mit Celine Sturm, Dunja Ramadan, Damian Groten, Sheila Mysorekar und Vural Ünlü haben wir Erkenntnisse für eine bessere Berichterstattung über Hassverbrechen und über Betroffene von Hassverbrechen gewonnen, die wir im Folgenden weitergeben möchten. Es sind Hinweise, die Journalist*innen bei einer sensiblen Berichterstattung helfen sollen.

Die Schülerïnnen der DJS geben Tipps für die Recherche, den Kontakt mit Betroffenen und das Vorgehen in der Berichterstattung. Die Ratschläge werden nicht verhindern, dass Journalistïnnen Fehler machen, wenn sie über Themen, Menschen und Minderheiten berichten, die ihnen fremd sind. Aber vielleicht helfen sie der einen oder dem anderen, etwas weniger Fehler zu machen.

Lernen aus Hanau und Halle: Was sich Angehörige der Opfer von Journalistïnnen wünschen

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Kommentare 1
  1. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor mehr als 3 Jahre

    Sehr hörenswerter Beitrag und begrüßenswert, dass diese Aspekte in der Ausbildung jetzt eine Rolle spielen.

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