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Medien und Gesellschaft

Der Spiegel will weiblicher werden – und er hat es auch nötig

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzMittwoch, 10.03.2021

Streng genommen kommt dieser piq zwei Tage zu spät. Der Internationale Frauentag war schließlich am 8. März. Doch vielleicht es gut, das Editorial von Steffen Klusmann antizyklisch zu empfehlen. Denn der Spiegel-Chefredakteur nennt Beispiele für die mangelnde Repräsentanz, Benachteiligung und Unterdrückung von Frauen – und schreibt dann selbst:

All das wird an jedem 8. März mit viel Furor aufgeschrieben, Veränderung wird eingefordert und Besserung gelobt. Am 9. März gehen dann alle wieder zur Tagesordnung über.

Entscheidend sind nicht die salbungsvollen Appelle am Frauentag. Die Frage ist, was an den 364 anderen Tagen des Jahres geschieht. Für die meisten Unternehmen, Organisationen und Verlagen ist die Antwort eindeutig: zu wenig. Das gilt auch für den Spiegel:

Sind es nicht jedes Jahr die gleichen Themen und Texte? Warum verändert sich so wenig? Welchen Anteil haben wir mit unserer Berichterstattung daran? Warum konzentrieren wir uns nur einmal im Jahr darauf, Frauen in unserer Berichterstattung den Platz einzuräumen, der ihnen zusteht?

Deshalb hat das Datenteam ausgewertet, wie häufig der Spiegel in seinen Texten Männer und Frauen zitiert, beschreibt und über sie berichtet. Teamleiter Marcel Pauly fasst es so zusammen:

Das Ergebnis ist ernüchternd: Männer finden mehr als dreimal so häufig Erwähnung wie Frauen. (…) Bei der Auswertung wurden in den rund 40.000 Artikeln etwa 135.000 namentliche Erwähnungen gefunden. Davon entfallen 107.000 auf Männer und 28.000 auf Frauen.

Nun könnte man sagen: Der Spiegel bildet nur die Realität ab. Ein politisches Nachrichtenmagazin berichtet über eine Welt, in der die Macht ungleich zwischen Männern und Frauen verteilt ist. Um es mit dem Leitspruch des Spiegel-Gründers Rudolf Augstein auszudrücken: Medien sollen nicht schreiben, was sein sollte, sondern sagen, was ist.

Klusmann will sich damit nicht zufriedengeben:

Das wäre zu billig. Denn es gibt ja längst genügend Politikerinnen, Unternehmenschefinnen, Wissenschaftlerinnen, Lehrerinnen, Ärztinnen, Historikerinnen – also Expertinnen in den jeweiligen Gebieten. Sie sind nur nicht immer so prominent, drängen sich nicht sofort auf, stehen nicht immer in der ersten Reihe. Zu unserem Job gehört es, sie zu entdecken.

Ein Teil meines Jobs ist es, das Internet so zu erklären, dass meine Eltern es verstehen. Dabei spreche ich ständig mit Menschen, die sich besser auskennen als ich – und ich weiß, dass es gerade bei digitalen Themen viel einfacher ist, den erstbesten männlichen Experten anzurufen, als eine Frau zu suchen.

Doch ich finde, dass es die Aufgabe von Journalistïnnen ist, sich mehr Mühe zu geben. Wenn in Medien stets die immer gleichen Männer auftauchen, droht ein Teufelskreis: Wenn es schnell gehen muss, fragt man oft Menschen an, die sich schon anderswo geäußert haben und damit auf der ersten Google-Seite auftauchen – und das sind nun mal meist Männer.

Dass es anders geht, zeigt ein Blick nach Großbritannien:

Jetzt muss es uns vor allem gelingen, die gelernten Denkmuster zu verändern. Und das geht, die BBC hat es vorgemacht. Vor vier Jahren startete die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt der Briten das Projekt "50:50". Dessen Ziel: In allen Sendungen und in allen Beiträgen so viele Frauen zu Wort kommen zu lassen, wie es der Realität entspricht: 50 Prozent. Die BBC hat das geschafft.
Der Spiegel will weiblicher werden – und er hat es auch nötig

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Kommentare 5
  1. Beatrice Lugger
    Beatrice Lugger · vor 3 Jahren

    Übrigens hat er sich die missliche Lage selbst noch schön gerechnet. Auch das passiert gerne. Es werden nämlich sehr klar beim Runden in die eine oder andere Richtung Männer fast viermal so häufig im Spiegel zitiert wie Frauen - nicht mehr als dreimal.

    „Das Ergebnis ist ernüchternd: Männer finden mehr als dreimal so häufig Erwähnung wie Frauen.... Davon entfallen 107.000 auf Männer und 28.000 auf Frauen.“

  2. Gabriele Feile
    Gabriele Feile · vor 3 Jahren

    Danke, das klingt doch nach einem guten Plan. Bin gespannt, ob sie ihn erfüllen. Beim Umblättern meines Dauerkalenders jeden Morgen fällt mir auf, dass dort fast alle "großen" Zitate von Männern stammen. Hildegard von Bingen oder Bettina von Arnim oder Marie von Ebner Eschenbach fallen da echt aus der Reihe.
    Und noch was: Selbst Frauen schaffen es nicht immer, 50:50 zu erreichen, nicht mal annähernd. Zuletzt fiel mir das beim Film "Freiheit fällt nicht vom Himmel" von Victoria Knobloch auf: 100 % männliche Interviewpartner: https://www.freiheit-f....
    Hier werden übrigens Frauen gezählt (und Männer): https://twitter.com/Wi...

  3. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 3 Jahren · bearbeitet vor 3 Jahren

    piqd hat es nicht geschafft bis jetzt. Und wir haben das ständig im Blick und schon viel Aufwand getrieben. Wir bleiben dran, gerade jetzt wieder mit Nachdruck.

    1. Ferdinand H
      Ferdinand H · vor 3 Jahren

      Inwiefern macht piqd das? Weil ihr schreibt ja keine eigenen Artikel. Also was ist eure Dimension? Guckt ihr danach wer den Artikel schreibt oder wer den Artikel piqd oder geht es um die Textauszüge die die dahinterliegende Texte beschreiben? (Frage rein aus Interesse, um es zu verstehen)

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 3 Jahren

      @Ferdinand H Nein es geht nur um diverse Perspektiven durch eine diverse Kuratorenschaft. Dabei ist Geschlecht natürlich nur eine Dimension, aber grundsätzlich gilt, dass wir da auch gerne auf etwa 50:50 kommen würden. Als ich zuletzt geprüft haben waren wir bei 35% Kuratorinnen.

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