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"Dann steht plötzlich das Trampolin mitten auf der Straße"

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
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Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzDonnerstag, 28.10.2021

Im Dezember vor einem Jahr war ich in Schweden. Wir haben unser Haus fast nie verlassen, weil es die ganze Zeit geregnet hat und fast die ganze Zeit dunkel war. Der Nachbar hatte zwei lustige Hunde. Es war ein schöner und gemütlicher Winterurlaub.

Davon abgesehen weiß ich fast gar nichts über Schweden. Von Stockholm kenne ich nur den Flughafen. Deshalb kann ich nicht beurteilen, ob das Interview mit der Stockholmer Bürgermeisterin, das ich hier empfehle, mehr enthält als schöne, aber leere Absichtsbekundungen.

Trotzdem piqe ich es – weil ich frustriert bin, wie wenig Berlin und andere deutsche Städte aus der Corona-Pandemie gelernt haben. Es hätte ein Anlass sein können, Leben und Arbeiten in einer Großstadt neu zu denken. Passiert ist wenig. Der Platz auf den Straßen gehört den Autos, der Verkehr muss fließen. Ich sehe keine zukunftsfähigen Konzepte für Mobilität oder lebensfreundlichen Wohnraum.

Wenn nur die Hälfte von dem, was Anna König Jerlmyr hier erzählt, zutrifft, und tatsächlich umgesetzt wird, dann setze ich Stockholm weit oben auf meine Liste potenzieller Auswanderungsziele. Es ist schön, solche Sätze zu sehen:

Junge Leute arbeiten heute lieber in Non-Profit-Organisationen als in Parteien. Wenn sie aber einmal gewonnen sind, setzen wir ihre Ideen um. Ein Beispiel ist das Projekt Kinderstraßen, wo wir auch die Kinder einladen, aktiv zu sein. Dann steht plötzlich das Trampolin mitten auf der Straße oder ein Platz wird zur Skatingstrecke. Beton wird aufgebrochen, Dächer werden begrünt. Die Bedürfnisse von Kindern sind uns wichtig.

Oder zu erfahren, wie Stockholm nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv werden will:

Wir haben aber Lösungen. Energiekonsum, die Produktion und Verwertung von Müll und die Reduktion von Emissionen können in einem Kreislauf positiv ineinandergreifen. Wir testen das seit fünf Jahren in einem Industriegebiet, dem Stockholmer Schlachthofviertel. Emissionen wurden um siebzig Prozent reduziert, die Schwertransporte sogar um neunzig Prozent.

Oder zu lesen, wie flexiblere Lebens- und Arbeitskonzepte den Alltag für alle erleichtern könnten:

Es muss mehr Grünflächen geben – grüne Dächer, weniger Beton, die Städte sollten dahin gehend investieren, dass sie eben nicht alles zubauen. Wir werden weiter elektrisch Autofahren, aber im Carsharing. Wir müssen die Autos nicht besitzen. Die Benutzungsdichte von Städten sollte reduziert werden. Ein Teil der Bürger könnte erst nachmittags ins Büro gehen, andere morgens. Ältere Kinder lernen oft besser, wenn sie erst später in die Schule gehen. Nicht alle müssen immer zur gleichen Zeit unterwegs sein.
"Dann steht plötzlich das Trampolin mitten auf der Straße"

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Kommentare 2
  1. Volker Hoff
    Volker Hoff · vor mehr als 2 Jahre

    "Wenn nur die Hälfte von dem, was Anna König Margaretha Jerlmyr hier erzählt, zutrifft und tatsächlich umgesetzt wird, dann setze ich Stockholm weit oben auf meine Liste potenzieller Auswanderungsziele."
    Das kann ich nachvollziehen, lehne es aber als Option ab. Es nützt ja nichts, wenn sich diejenigen mit den guten Ideen und/oder Einsichten an einem Fleck der Welt versammeln. Wir brauchen diese Stimmen überall, wo solche Vorbilder wie Stockholm utopisch klingen oder von selbsternannten Wohlstandsbewahrern als Bullerbü bezeichnet werden.

    Daher: Danke fürs Teilen und die Ermöglichung, auch anderen mal wieder Mut zu machen. Der ist dieser Tage nötiger denn je.

  2. Gabriele Feile
    Gabriele Feile · vor mehr als 2 Jahre

    Sie sind einfach großartig, diese Skandinavierinnen. Die Ideen, die die Bürgermeisterin hier skizziert sind weder abgehoben noch unsinnig. Sie sind stimmig, machbar und wirksam. Während in Deutschland wohl immer noch davon ausgegangen wird, dass wir die Klimaziele und andere erreichen, wenn wir statt mit Verbrenner- mit E-Motor fahren, wird in Stockholm das Leben als Ganzes betrachtet. Es geht nicht um Autobesitz, sondern um Mobilität. Es geht darum, Platz in den Städten zu haben. Es geht darum, gemeinsam zu leben, nicht nebeneinander. Und es geht darum, Menschen als Menschen zu betrachten, nicht als Nationalitätszugehörige. Danke für diesen aufmunternden piq.

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