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Klima und Wandel

Wir sind noch gar nicht wütend genug

Sara Schurmann
Freie Journalistin
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Sara SchurmannMittwoch, 20.07.2022
Um zu verzweifeln, muss man gerade weder aus dem Fenster noch in den Fernseher schauen oder Nachrichten doomscrollen. Man muss einfach nur sein, diese Hitzewelle spüren, und sich bewusst machen, dass das erst der Anfang ist. Aber zu verzweifeln und aufzugeben oder zu verdrängen, so nachvollziehbar diese Impulse sind, bringt uns leider nicht weiter.

Eine unterschätzte Emotion, die uns durchaus weiterbringen kann, ist Wut.

Das argumentiert Genevieve Guenther, Gründungsdirektorin der Organisation "End Climate Silence", die sich dafür einsetzt, dass die Klimakrise endlich angemessen in den Medien dargestellt und priorisiert wird. Aber das ist nicht nur ein Bauchgefühl, es ist mittlerweile sogar wissenschaftlich untersucht.

Nicht, dass es einfach wäre, an diese Wut heranzukommen und sie dann in Antrieb zu verwandeln:

"I will admit that nihilism and despair are very attractive—sexy, even, considering also they’re the affects that all too easily signify “intellectual sophistication” in the Anthropocene. Embracing cynicism and hopelessness allows you both to look tough, as if you have the backbone to face devastating truths about global warming, and to take yourself off the hook of the duty to work toward resolving the crisis. (You are not free from that duty just because the problem cannot be solved by you alone.) Yet this performative despair is not the only despair we need to avoid."

Angst und Verzweiflung können einen überrollen und lähmen. Das Problem ist real und der Grund dafür, warum die Klimawissenschaft in den vergangenen Jahren zunehmend zur sogenannten positiven Klimakommunikation übergegangen ist, die vor allem Lösungen betont. (Warum das leider auch keine Lösung ist, und was es aus meiner Sicht stattdessen braucht – eine konstruktive Klimakommunikation – beschreibe ich hier und in Kürze hier.)

"We also need to guard ourselves against—or heal ourselves from—being rolled by the huge waves of fear and grief that can wash over you when you allow yourself to really see what is happening to our planetary life-support system. Flat out after being hit by one of these waves, trying to catch your breath, you can either stay down or you can try to regenerate your anger. I’m here to recommend the latter. Anger will give you the hot desire to stand up and dive back into the work of taking power away from the people maintaining the systems that are killing us."

Dass das nicht 24/7 geht und es von Zeit zu Zeit nötig und gesund ist, sich Pausen von dieser Wut, Trauer und Verzweiflung zu gönnen, das gibt auch Guenther zu und gehört ebenfalls zu den Empfehlungen für nachhaltiges Engagement der Psychologists for Future.

"Let me be clear. Living like this is exhausting. Honestly I would rather not have to cultivate my anger. But we’re in an existential crisis, and people fighting for their lives get tired."

Guenther feiert Wut auch nicht unreflektiert, sondern betrachtet sie als eine Art Werkzeug. Ein Werkzeug, dass wir nutzen können, um angesichts der überwältigenden Größe der Aufgabe den Mut und die Kraft aufzubringen, uns für positive Veränderungen und Gerechtigkeit einzusetzen:

"It’s also important to remember that as an unwitting reaction to stress, or when it’s directed toward innocent people, anger is destructive and dangerous. Cultivating anger should be part of an overall project of managing one’s emotions to do the least harm and the most good possible. But I think the rage of the climate activist does do good. This rage seeks power, I believe, not to dominate and punish the people who are harming us, but simply to end their harms and prevent them from reoccurring. It seeks not retribution, but restitution. It seeks justice."

Wer mehr über die vielfältigen Verbindungen zwischen Emotionen und Klimakrise wissen will, dem empfehle ich außerdem das Buch "Klimagefühle" von den beiden Gründerinnen der Psychologists for Future, Lea Dohm und Mareike Schulze, das am 1. August erscheint. Ein Kapitel, in dem es um Verdrängung geht, kann man hier probelesen.

Wir sind noch gar nicht wütend genug

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Kommentare 1
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor mehr als ein Jahr

    Wut, Ärger, sich an die Stirn schlagen kennt jeder, wenn mal wieder irgendein Klopper durch die Medien geht oder dieselben sich mit betontem Fleiß an Nebenthemen abarbeiten, die einfach zu verstehen scheinen, während sie sich kaum mit den oft komplexen, haarigen aber wichtigeren Dingen befassen wie z.B. die EU-Klimapolitik. Ich sehe hier eine Unterforderung der Öffentlichkeit und eine Selbstunterforderung des Journalismus. Wie auch immer.
    Was wollen wir erreichen? Gerade Ärger ist eine heikle Strategie, um zu erreichen, dass Leute nicht nur ihre Meinung ändern, sondern auch ihr Handeln. Der Ärger als starkes Gefühl *gegen* etwas sollte von einem mindestens so starken Gefühl *für* etwas Anderes unterfüttert sein. Das bloße sich-Aufregen etwa über Exxon ("Die haben es gewusst und nichts gesagt!") ist nutzlos, rückwärtsgewandt und bloße Geste. Auch das Abkanzeln von Leuten, die gegen das Tempolimit sind, auf Twitter bringt nicht weiter. Galligkeit stößt Alle ab.
    Ärger mag vielleicht ein gutes - aber nicht das Einzige - Mittel sein, das Argument für die bessere Alternative zu Gehör zu bringen. Man muss aber aufpassen, dass man damit nicht quasi die Ohren der Zuhörer zustopft.

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