Der Mythos, wir Menschen seien rational handelnde Wesen, hält sich erstaunlich hartnäckig. Dass das in der Klimakrise nicht der Fall ist, haben schon viele erklärt, der Kognitionspsychologe Christian Stöcker versucht es in seiner Kolumne auf Spiegel.de fast jede Woche.

Schon 2019 schrieb er einen mittlerweile in der Klima-Bubble fast legendären Text, der nun verfilmt wurde. Stöcker vergleicht die öffentliche Diskussion zu Maßnahmen, die nötig sind, um die Klimakatastrophe abzuwenden, anschaulich mit dem Entscheidungsprozess bei einem drohenden Flugzeugabsturz. Es wird in der Parabel schnell klar, warum politische Kompromissfindung zwar kein grundsätzlich schlechtes Konzept ist, aber in dieser Situation nur bedingt hilft, zum Ziel zu kommen.

Das Problem: Unterschiedliche Gruppen schätzen die Gefahr unterschiedlich groß ein. Interessen und Pseudoexpert:innen erhalten in der aktuellen Diskussion mindestens genau so viel Gewicht wie die Einschätzung der eigentlichen Expert:innen, eher mehr.

Im Flugzeug würde man die Situation lösen, indem die Pilotin, die die Verantwortung trägt, auch das letzte Wort hat und entscheidet. In einer Demokratie ist das nicht ganz so leicht, aber auch lösbar: In Klimabürger:innenräten etwa können alle Gruppen auf den gleichen Informationsstand gebracht und die Frage verhandelt werden, wie man mit dem gemeinsamen Problem umgehen möchte. Die Ergebnisse sind oft erstaunlich weitreichend, so auch bei einem Versuch unter der Schirmherrschaft des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler in Deutschland.

Um Akzeptanz für die Ergebnisse in der Gesamtbevölkerung zu schaffen, müssten Medien dazu beitragen, einen größeren Teil der Öffentlichkeit entsprechend aufzuklären. Sie müssten Interessen und Pseudoexpert:innen konsequent als diese kenntlich machen, anstatt ihre Verzögerungstaktiken im Namen der Meinungsvielfalt immer wieder als legitime Argumente zu präsentieren.

So gesehen handeln wir vielleicht doch rational. Rational angesichts dessen, für wie groß eine Mehrheit die Risiken der Klimakrise und unseren Handlungsspielraum hält. (Ersteres wird unter-, Letzeres gewaltig überschätzt.)

Der Text von Stöcker ist wohlgemerkt fast zweieinhalb Jahre alt. Weil er nichts an seiner Aktualität eingebüßt hat – außer dass sich die Reaktionszeit verlängert und so der Handlungsspielraum verkürzt hat – hat die Schauspielerin und Komikerin Maren Kroymann ihn nun in ihrer Sendung in einen Sketch verwandelt. Je nachdem wie man gerade drauf ist: schreiend komisch. Oder auch: gar nicht mal so lustig.

Ich will gar nicht viel spoilern. Lest den Text, schaut das Video! Am besten beides.