Nettes Porträt und Interview mit Chris Wetherell, dem Designer des Retweet-Buttons. Wetherell hatte vor dem RT unter anderem auch den Google-Reader entwickelt und weiß ein paar Dinge über Sharing-Mechanismen. Seine Haltung lässt sich grob zusammenfassen mit: „Wir haben ein Tool für reibungsloses One-Click-Sharing für die Massen erfunden, das hauptsächlich zum Lästern benutzt wird.“ 

Twitter erfüllt damit eine ganz grundlegende soziale Funktion, beschleunigt diese aber durch Einfachheit und Masse. Friktionsloses Design der Plattformen hat in diesem Fall einen nicht zu verachtenden Anteil an gesellschaftlichen Verwerfungen. So sagt Wetherell beispielsweise über die Rolle des Retweet-Mechanismus während Gamergate, das wahrscheinlich die Initialzündung der Outrage-Explosion darstellt und von manchen als eine der grundlegenden Entwicklungen für den Aufstieg Trumps gesehen wird: „Twitter, from that moment, became an anger video game.“

As Gamergate unfolded, Wetherell noticed its participants were using the retweet to “brigade,” or coordinate their attacks against their targets, disseminating misinformation and outrage at a pace that made it difficult to fight back. The retweet button propelled Gamergate, according to an analysis by the technologist and blogger Andy Baio. In his study of 316,669 Gamergate tweets sent over 72 hours, 217,384 were retweets, or about 69%. […]
Gamergate was a “creeping horror story for me,” Wetherell said. “It dawned on me that this was not some small subset of people acting aberrantly. This might be how people behave. And that scared me to death.”

Ich würde behaupten, dass dieses Online-„Wut-Spiel“ nicht nur auf Twitter abspielt, aber man kann den gesellschaftlichen Einfluss von Plattform-Design in diesem Mikrokosmos sehr schön ablesen.