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Technologie und Gesellschaft

Pirate Mimetic AI-Model eines jüngst verstorbenen Künstlers

René Walter
Grafik-Designer, Blogger, Memetiker | goodinternet.substack.com

Irgendwas mit Medien seit 1996, Typograph, Grafiker, Blogger. Ask me anything.

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René WalterDienstag, 11.10.2022

Vor einigen Wochen piqte ich in ein Paper, das ein Framework für eine neue Ethik mimetischer AI-Modelle vorstellte und das soziale Mechanismen und Vorfälle diskutierte, in denen künstliche Intelligenzen, die auf den Eigenschaften von Menschen trainiert wurden, zu Komplikationen und Nachteilen für die synthetisch imitierten Menschen führen können. Im begleiteten Text schrieb ich auch, dass das Paper nicht weit genug geht und es unter anderem vorstellbar sei, dass mimetische AI-Modelle ohne Einverständnis der Personen trainiert werden und auch "AI-Identity-Warez" vorstellbar sind.

Vor einer Woche verstarb der südkoreanische Illustrator Kim Jung Gi im Alter von 47 Jahren an einem Herzinfarkt. Kim Jung Gi, im Internet auch als Superani bekannt, war berühmt für seine öffentlichen Illustrations-Sessions auf riesigen Leinwänden, von denen man einige auf seinem YouTube-Channel ansehen kann. Hier beobachten wir einen Illustrator, der ohne Skizzen oder Entwürfe arbeitet, ein Bild aus seinem Kopf heraus generiert und eine Idee direkt auf das Canvas zaubert. Kim Jung Gis Illustrations-Skills waren in dieser Hinsicht herausragend und einzigartig. Mit Kim Jung Gi verliert die Illustrationswelt einen ihrer ganz Großen zeitgenössischen Zeichner, der mit seiner Leidenschaft für Stil und Arbeit sehr viele Menschen beeinflusst hat.

Wenige Tage nach Kim Jung Gis Tod veröffentlichte ein Programmierer ein Stable Diffusion Model, das spezifisch auf den Stil des verstorbenen Künstlers trainiert wurde. Meines Wissens ist es das erste Stable Diffusion Model, das auf den Stil eines einzigen Künstlers trainiert wurde. So gab es zwar bereits spezifisch trainierte Stable Diffusion Models etwa für Anime und Furries, allerdings basierten diese auf einer Bandbreite von verschiedenen Illustratoren.

Das AI-Model, angeblich mit der Intention geschaffen, um das Werk des Illustrators zu ehren, sorgte für nicht wenig Aufregung in der ohnehin bereits aufgeheizten Debatte um Urheberrechte und AI-Bildgeneratoren.

In meinem Newsletter beleuchte ich diesen Fall des wohl ersten künstlerischen "Pirate Mimetic AI-Models" von verschiedenen Seiten und zitiere auch aus einem Interview mit dem verstorbenen Kim Jung Gi selbst, der, vor drei Jahren nach den Auswirkungen von neuen Technologien und künstlichen Intelligenzen auf die Kunstwelt gefragt, folgendermaßen antwortete:

I believe the development of new and diverse ways of expressing and new forms of art paradigm due to advancement in technology will make our lives more diverse and interesting. And after some time, when people are tired of these things, they can always go back to doing things in traditional format.

So sehr ich die Aufregung in diesem speziellen Fall nachvollziehen kann, so sehr denke ich auch, dass Kim Jung Gi diese Technologien, die Kunst als Erlebnis in einer ganz neuen Form erfahrbar machen können, durchaus zu schätzen wusste und auch einem Model, das auf seinem eigenen Stil trainiert wurde, eher wohlwollend gegenüber gestanden hätte. Diese neuen Bildgeneratoren sind stochastische Bibliotheken und bieten neuartige Zugänge zu Wissenschaft und Kunst. Kim Jung Gi hatte das bereits vor Jahren verstanden. 

Dieser Fall zeigt aber auch, wie sehr die ethischen Fragen synthetischer Bilderzeugung auf praktikable Antworten drängen. Alleine schon die Einbindung von Googles Dreambooth in die Stable Diffusion-Modelle birgt gigantische Potenziale des massenhaften Missbrauchs durch Bad Actors. Mit Dreambooth kann ich eigene Stable-Diffusion-Modelle erzeugen, die auf nur wenigen Bildern jeglicher Personen trainiert werden. Ich kann ein paar Schnappschüsse von Menschen aus sozialen Medien dazu benutzen, um Bilder von ihnen in allen möglichen Situationen herzustellen, von gefälschten fotorealistischen Darstellungen krimineller Handlungen bis hin zu Porno und Gewalt. Und dies ist nur eine der innerhalb weniger Wochen seit Veröffentlichung des Open Source AI-Models Stable Diffusion entstandenen Technologien.

Wie wir mit der sich immer deutlicher und rasanter abzeichnenden AI-Revolution umgehen, wird eine der entscheidenden Fragen des kommenden Jahrzehnts – und die Debatten um die neuen synthetischen Bildwelten bieten einen ersten Vorgeschmack auf die neuen Fragen, denen wir uns in rechtlichen, politischen, ethischen und nicht zuletzt künstlerischen Kontexten als Gesellschaft stellen müssen.
Pirate Mimetic AI-Model eines jüngst verstorbenen Künstlers

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