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Raubkunst, Dinoknochen und Leichen im Keller deutscher Museen: Die Debatte um die Restitution

Oskar Piegsa
Redakteur DIE ZEIT
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Oskar PiegsaFreitag, 07.02.2020
Vor ein paar Jahren wurde der Fall Gurlitt bekannt, die Geschichte eines alten, einsamen Mannes, der in seiner Münchner Wohnung mehr als tausend Kunstwerke hortete, darunter Arbeiten von Picasso, Matisse und Chagall. Geerbt hatte er sie von seinem Vater, der sie wiederum in den 1930er- und 1940er-Jahren erworben hatte.


Nachdem zuerst der Vorwurf der Steuerhinterziehung im Raum stand (deshalb hatte der Staat die Sammlung im Februar 2012 beschlagnahmt) ging es bald um die Frage, ob es sich um Raubkunst handele – um Kunstwerke also, die im Nationalsozialismus als "entartete Kunst" beschlagnahmt, von Jüdinnen und Juden gestohlen oder ihnen vor ihrer Flucht aus Deutschland zu Dumping-Preisen abgekauft worden waren.

Cornelius Gurlitt starb, ehe die Herkunft seiner Sammlung ganz aufgeklärt werden konnte. Inzwischen befinden sich die Werke in der Sammlung des Kunstmuseums Bern, das erforschen lässt, wo die einzelnen Bilder herkommen, ob und wem sie zurückgegeben werden müssen. Im Januar 2020, acht Jahre nach der Beschlagnahmung, wurden zwei Bilder an die Erben des rechtmäßigen Besitzers übergeben. Zwei von mehr als tausend. Während an der Gurlitt-Sammlung (und anderer mutmaßlicher NS-Raubkunst) noch geforscht wird, stehen inzwischen andere, ältere Exponate im Mittelpunkt einer Debatte um ihre mögliche Rückgabe ("Restitution"): Solche, die aus früheren Kolonien nach Deutschland geholt wurden.

Das betrifft nicht nur Masken, Skulpturen und andere Kunstwerke etwa aus dem afrikanischen oder pazifischen Raum, sondern auch sogenannte "human remains", also menschliche Schädel und Knochen, die aus den Kolonien nach Europa gebracht und hier zum Beispiel von Rassekundlern "erforscht" wurden. Aus Berlin wurden 2011 zwanzig Schädel von Opfern des Genozids in Deutsch-Südwestafrika nach Namibia übergeben, es ist unklar, wie viele geraubte Leichenteile noch in den Kellern deutscher Hochschulen und Museen lagern.

Je länger über die Restitution diskutiert wird, desto klarer werden die Ausmaße des Problems, das längst auch naturkundliche Fundstücke betrifft. Abdallah Possi, der Botschafter von Tansania, spricht im hier gepiqden Interview über Exponate, die aus der Kolonie Deutsch-Ostafrika mutmaßlich gestohlen wurden. Darunter: Das Skelett des Brachiosauriers im Berliner Naturkundemuseum, für viele Besucher das Highlight dieses Museums. Die namibische Regierung will jetzt wissen, was sonst noch alles aus dem früheren Deutsch-Ostafrika in bundesdeutschen Sammlungen lagert. Auf die Frage, um welche Art von Objekten es dabei im Besonderen gehe, antwortet Possi: "Um alle."

Angefeuert wurde die Debatte um die Rückgabe von kolonialem Raubgut übrigens von dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron. Der hatte im November 2017 für sein Land versprochen, die "vorübergehende oder endgültige Restitution des afrikanischen Erbes nach Afrika" zu klären. Und zwar: innerhalb von fünf Jahren.

Viele Fach- und Museumsleute kritisierten damals diese enge Frist (beispielhaft nachzulesen in diesem – kostenpflichtigen – Essay von Patrick Bahners). Denn so klar wie die Sachlage moralisch zu sein scheint: Die Herkunft von mutmaßlich gestohlenen Kunstgütern zu klären, ist ein oft mühsamer und langer Prozess, wie der Fall Gurlitt zeigt.

Die Debatte um die Restitution hat wohl gerade erst richtig angefangen.

Raubkunst, Dinoknochen und Leichen im Keller deutscher Museen: Die Debatte um die Restitution

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