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Pop und Kultur

Ist das #vanlife die neoliberale Hölle?

Oskar Piegsa
Redakteur DIE ZEIT
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Oskar PiegsaDienstag, 04.01.2022

Wenn man sich die mit #vanlife vertaggten Fotos auf Instagram ansieht, wirkt es so, als wären Besitzer von Kleinbussen und Kastenwagen eigentlich das ganze Jahr über im Urlaub. Immer unterwegs auf irgendeinem idyllischen Bergpass, immer am Campen auf irgendeinem menschenleeren Strand. Doch das ist wohl eine Täuschung.

Denn was der Journalist Werner van Bebber im hier gepiqden Artikel aus dem Tagesspiegel (Aboschranke) über zwei Menschen schreibt, die tatsächlich ihr »life« im »van« verbringen, die den festen Wohnsitz also dauerhaft gegen ein Leben im Kleinbus eintauschten, klingt ganz anders:

Zeitgewinn – das war für ihn ein Motiv, in den Wagen zu ziehen. Seine Arbeitstage können lang sein. Da wollte er nicht noch stundenlang fahren, um in irgendeine Wohnung zu gelangen, die er früh am nächsten Morgen verlassen würde, um abermals zur Arbeit zu fahren.

Und:

Mit dem Van wechselt man den Lebens- und Arbeitsort von einer auf die nächste Stunde, von der Stadt aufs Land und zurück. [Er] sagt, für seine Auftraggeber sei das ein Vorteil: Er sei immer vor Ort. Wenn er gebraucht werde, müsse man nur an die Tür klopfen.

Und:

Sie denkt daran, das Leben im Van fortzusetzen, bis sie ›nicht mehr Auto fahren kann‹. Ihre Zukunft sieht sie positiv, sie findet es gut, dass sie dort arbeiten kann, wo ihre Kunden sind.

Das alte Versprechen von »Digitaler Bohème«, Freiberuflichkeit und remote work (Hey, mit Deinem Laptop kannst Du arbeiten, wo Du willst! Im Café! Oder am Strand! Und kein Chef kann Dir was!) kehrt sich hier ins Gegenteil um.

Der »Er« im Artikel fährt als Freelancer den Jobs hinterher und ist immer ansprechbar, man braucht nur klopfen. Die »Sie« tut's auch und will es fortsetzen, bis sie tot auf den Beifahrersitz kippt. Oder so ähnlich.

Die Protagonist*innen dieses Artikels erscheinen als der neoliberale Traum aller Arbeitgeber: Flexibel, belastbar und stolz drauf. Nomadland lässt grüßen.

Aber ganz so einfach ist es dann wohl doch nicht, denn beide wollen ihre vollen Namen nicht öffentlich nennen – mit der Begründung, sie wollten, dass der Eindruck eines unsteten Lebenswandels ihnen »beruflich nicht schadet«.

Huch, was den nun? Ist der Vanlifer (m/w/d) nun der ideale Dienstleister oder doch eher ein Outlaw? Geht es hier um Menschen, die sich den Anforderungen des Kapitalismus perfekt angepasst haben – oder gerade nicht, weil einen das Leben auf engstem Raum dazu zwingt, Konsumbedürfnisse zurückzustellen und sich ständig mit dem eigenen Ressourcenverbrauch zu konfrontieren (wenn der Wassertank leer ist, ist er leer, dann muss neues geholt werden, »wie früher«, schreibt der Journalist Werner van Bebber, »als die Leute einen Brunnen auf dem Hof hinterm Haus hatten«).

Dass diese Fragen unbeantwortet bleiben, ist eine Stärke dieses Artikels: Er bietet den Einblick in den Alltag zweier Menschen (wie viele Vanlifer es insgesamt in Deutschland gibt, ist nicht bekannt) und zeigt die Ambivalenzen ihrer ungewöhnlichen Lebensweise auf, ohne diese vorschnell auf eine einheitliche Erklärung zu verengen.

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