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Kinderarbeit in den USA nimmt stark zu

Ole Wintermann
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Ole WintermannMittwoch, 26.04.2023

Die New-York-Times-Autorin Hannah Dreier ist für die Recherche zur Kinderarbeit in den USA u. a. nach Alabama, Florida, Georgia, Michigan, Minnesota, South Dakota und Virginia gefahren und hat mit mehr als 100 Wanderkinderarbeitern gesprochen, darunter 12-jährige Dachdecker in Florida und Tennessee sowie minderjährige Schlachthofarbeiter in Delaware, Mississippi und North Carolina. Kinder ernten Kaffee und bauen Lavafelsenwände hinter Ferienhäusern auf Hawaii. Mädchen im Alter von 13 Jahren waschen Hotellaken in Virginia. Von der Kinderarbeit profitieren im weiteren Verlauf der Wertschöpfungskette u. a. Fruit of the Loom, Walmart, Ben & Jerry's. 12-Jährige arbeiten für Lieferanten von Hyundai und Kia.

Der neue Umfang der Kinderarbeit in den USA ist Folge der Ausbeutung unbegleiteter Migrantenkinder aus Mittelamerika. Etwa 2/3 dieser Kinder arbeiten in Vollzeit; dies sind mehrere Hunderttausend Kinder allein in den USA. Arbeitsunfälle und gesundheitliche Schäden vernichten ein ganzes Arbeitsleben, bevor es überhaupt nach einer Ausbildung begonnen hätte.

"Unaccompanied minors have had their legs torn off in factories and their spines shattered on construction sites, but most of these injuries go uncounted. The Labor Department tracks the deaths of foreign-born child workers but no longer makes them public."

Eine Mischung aus der Rolle eines politischen Spielballs zwischen den Republikanern und den Demokraten, der finanziellen Abhängigkeit nach der Ankunft in den USA, geldgierigen Mittelsleuten und der absoluten politischen Machtlosigkeit sowie stillen politischen Duldung der Zustände verhindert ein Ende der Kinderarbeit. Im Gegenteil: Die Republikaner wollen in einigen Bundesstaaten die Möglichkeit der Kinderarbeit deutlich ausweiten.

Der Kapitalismus frisst seine Kinder.

Widerlich.

Kinderarbeit in den USA nimmt stark zu

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Kommentare 11
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor 11 Monaten

    Damit sich die Diskussion zur Kinderarbeit nicht verknotet:

    In jeder mir bekannten Darstellung gab es diese vor dem Kapitalismus, aber während jeder Form der kapitalistischen Produktionsweise (von der Dampfmaschine bis zum digitalen Kapitalismus) war sie stark.

    Da andere Überblicke nicht frei zugänglich sind, hier nur der von Wikipedia:
    https://de.wikipedia.o...

    Während des Beginns des Industriekapitalismus wuchs sie so stark an, dass sie zum Thema jenseits linker Kreise aufstieg.

    Von den damals publizierten Schriften und Romanen wird zum Beispiel "Oliver Twist" von Charles Dickens bis heute gelesen und immer wieder verfilmt.

    In den letzten Jahrzehnten gab es Kinderarbeit vor allem an den Rändern, aber sie wirkte in die Zentren. Mit der Zunahme der Migranten bei der Zusammensetzung der Arbeiter nahm sie auch im "Westen" zu.

    Deshalb dreht der im Irak geborene Schweizer Regisseur gerade einen Film mit dem Titel:
    "Die wundersame Verwandlung der Arbeiterklasse in Ausländer".

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 11 Monaten

      Danke, gute „Entknotung" ….. 😏

  2. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 11 Monaten

    "Der neue Umfang der Kinderarbeit in den USA ist Folge der Ausbeutung unbegleiteter Migrantenkinder aus Mittelamerika." Ist es nicht eher Folge der absoluten Armut in Südamerika, in denen unfähige Eliten nicht in der Lage sind funktionierende Wirtschaften (Kapitalismus) und Institutionen zu schaffen. Was dann zur Migration in die USA führt, von der man irgendwie ideales/humanes Handeln erwartet, das die Probleme der anderen löst? Das ist doch unrealistisch …..

    1. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor 11 Monaten

      Die Problematik ergibt sich natürlich aus der Kombination beider Probleme. Aber auch wenn der eigentliche Fluchtgrund natürlich die schlechten Lebensbedingungen in Mittelamerika sind, rechtfertigt dies in keinster Weise Kinderarbeit in den USA. Und die Ablehnung von Kinderarbeit würde ich nicht als unrealistische Erwartungshaltung betrachten. Deutschland zeigt ja, dass dies bei uns und in der EU durchaus auch anders möglich ist.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 11 Monaten · bearbeitet vor 11 Monaten

      @Ole Wintermann Also ist es nicht der Kapitalismus. Das ist ja schon mal ein Schritt in Richtung Realismus.

      Es geht ja auch nicht um Rechtfertigung. Aber der Mechanismus wird auf Dauer nicht funktionieren, dass die Ärmsten der Welt in die wohlhabenderen Länder mit ihren Sozialsystemen streben. Der Wandel muß zu Hause stattfinden. Da kann man über die Zustände in den USA klagen, moralische Vorwürfe erheben, wie man will. Und er muß großteils aus eigenem Antrieb und vorrangig mit eigener Kraft erfolgen. Alles andere bleibt Illusion. Der Export von Gesellschaftsmodellen/Ideologien etc. hat regelmäßig versagt.

      Ich sehe übrigens auch in D/ Europa minderjährige Bettler und Dealer ….

    3. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor 11 Monaten

      @Thomas Wahl Na ja. Kapitalismus benötigt auch Regulierung. Und wenn die Staaten Mittelamerikas sowie die USA in der Regulierung versagen, so sieht man halt das hässliche Gesicht der Ausbeutung durch diese Wirtschaftsform. Insofern ist die Ausbeutung von Kindern in den USA zuvorderst eine Frage des deregulierten Wirtschaftssystems; genau das ist das das Ansinnen der Republikaner zur Deregulierung der Kinderarbeit. Und dennoch existiert gleichzeitig das politische und wirtschaftliche Problem in Mittelamerika. Man wird Menschen auf Dauer nicht davon abhalten können, dorthin zu ziehen, wo es ihnen besser geht. Das würde auch jeder Bürger unseres Landes genau so machen.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 11 Monaten

      @Ole Wintermann Ja, natürlich funktioniert Kapitalismus nicht ohne Regulierung. Und zu viel davon und falsche Regulierung ist auch schlecht. Also ist es Staatsversagen all überall gemischt mit kulturellen/sozialen Gewohnheiten/Erwartungen. Da würde ich folgen. Ob nun Deregulierung oder Überregulierung sei die Frage. Man kann Ausbeutung auch streng reguliert betreiben, in Lagern etwa. Oder man hindert Migranten in D an der Arbeitsaufnahme und treibt sie so in illegale Arbeit - unabhängig vom Alter. Alles schon mal praktiziert.

      Und wenn es den Migranten mit Kinderarbeit in den USA offensichtlich besser geht als zu Hause, dann wirft das eigentlich die Frage auf, wie ändert man das in deren Heimat? Das man jedem der Einwanderer per se hohe Löhne zahlt, egal wie viele kommen, ist doch auch eine Illusion. Keine Gesellschaft (schon gar nicht alternde des Westens), keine Volkswirtschaft ist unbegrenzt geordnet aufnahmefähig, keine Gesellschaft überlebt einen unbegrenzten Exodus der Jugend. Und natürlich könnte/kann man Menschen definiert davon abhalten, einfach da hin zu ziehen, wo sie meinen, besser zu leben. Auch da geht es nicht ohne Regulierung. Die Skandinavier haben ja damit angefangen. Kanada und Australien tun es auch. Das könnte aber insgesamt noch sehr unappetitlich werden.

    5. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 11 Monaten

      @Thomas Wahl Doch. Man kann das einfach so stehen lassen mal finde ich. Auch wenn der Text ganz schön reißerisch ist., finde ich deine Relativierungsarien hier irgendwie unangenehm Thomas.
      Die USA ist ein kapitalistisches Land und wenn dort die Kinder von Flüchtlingen ausgebeutet werden für den Wohlstand in der USA, dann ist die Formulierung, dass der Kapitalismus seine Kinder frisst, doch irgendwie ziemlich auf den Punkt. Völlig egal, was sonst und wo noch falsch gemacht wird.

    6. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 11 Monaten

      @Marcus von Jordan Markus, ich verstehe deine Berührtheit. Geht mir auch so. Ich empfinde diesen simplifizierenden Gebrauch von moralisierenden Metaphern auch als unangenehm. Deshalb reagiere ich manchmal etwas allergisch. Aber solche Gefühle sind kein Wahrheitskriterium. Sie verschleiern nur die Komplexität/Kompliziertheit unserer Welt und relativieren unsere Analysen, machen im Grunde denkfaul. Und in der Demokratie müssen wir solches wechselseitiges angefasst Sein ertragen, rational diskutieren und/oder in Mehrheitsentscheidungen erst mal aufzulösen versuchen. Wenn die Mehrheit falsch entscheidet kommt das Problem eh zurück ….

      Also wenn die Massen aus den nicht-kapitalistischen Ländern vor absoluter Armut in die reicheren kapitalistischen USA fliehen, weil sie mit der Kinderarbeit dort besser leben als mit der in ihrer Heimat, dann ist das erst mal eine Tatsache. Das ist ja letztendlich die grundlegende globale Migrationsrichtung - aus wirtschaftlich unterentwickelten Staaten in kapitalistische Wohlstandsregionen. Und damit keine Relativierung. Der moralische Imperativ hilft den Betroffenen erst mal gar nicht. Den hat man umsonst.viel schwieriger ist es offensichtlich die Lebensbedingungen in denn südamerkanischen Staaten menschlich zu gestalten und die Kinderarbeit in den USA endgültig abzuschaffen.

    7. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 11 Monaten

      @Thomas Wahl andersrum Thomas musst du nicht so halbautomatisiert relativieren . Und doch - ich finde, das tust du an solchen Stellen. Ich verstehe sehr wohl deinen Punkt, deinen Impuls und habe ihn auch. Aber der moralische Imperativ mag vielleicht nicht unmittelbar helfen, ist aber doch manchmal eine narrative Notwendigkeit um Grenzen zu setzen. Die pseudosozialistischen Autokraten und andere Gewaltherrscher in der Welt verursachen Flüchtlinge? Menschen fliehen zu uns, weil schlecht bei uns besser ist, als bei ihnen gut? Unsere Einwanderungspolitik ist schlecht und wir können nicht alle retten? Ist alles so oder so ähnlich - aber wenn die Kinder von Flüchtlingen in den wirtschaftlich erfolgreichen Ländern ausgebeutet werden, um da noch mehr Wohlstand günstig zu finanzieren, so ist das auch unabhängig von allem anderen zu betrachten, es ist widerwärtig und völlig inakzeptabel. Und ja - ich weiß, dass du das auch denkst.

    8. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 11 Monaten · bearbeitet vor 11 Monaten

      @Marcus von Jordan Danke für die gute Antwort. Ich würde letzteres anders formulieren. Ersten glaube ich nicht, dass der moralische Imperativ wirklich Grenzen setzt. Das sehen wir gerade überdeutlich in der Ukraine. Wirkliche Grenzen setzt die materielle Macht Unmenschlichkeit zu verhindern. Diese zwiespältige Macht muß man sich erarbeiten und gestalten. Sie ist, wenn man sie hat, allerdings immer auch eine Versuchung seine Ideen zu exportieren - ob in den Irak oder nach Osten/Westen.

      Klar ist unsere Einwanderungspolitik nicht nur unter diesem Aspekt sicher schlecht. Nur gibt es prinzipiell keine Einwanderungspolitik, die die globalen Probleme lösen könnte. Wir helfen sicher einigen und hoffentlich besonders denen, die einen existentiellen Grund haben Asyl zu suchen. Wobei der Wunsch möglichst viele aufzunehmen tendenziell dazu führen wird/kann den akut Betroffenen weniger Hilfe leisten zu können. Das Asylsystem wird damit relativiert. Wir müssen Hilfe differenzieren, auch wenn es weh tut. Und neben bei gesagt, mit einer "guten" Migrationspolitik helfen wir uns vor allem selbst - die katastrophalen Folgen unserer selbstverursachten demographischen Probleme zu lindern. Natürlich möchte ich das nicht durch Kinderarbeit, nirgends in der Welt.

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