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Klima und Wandel

"Erbitterter Preiskrieg": Wie die OPEC funktioniert

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
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Nick ReimerFreitag, 22.01.2021

Der 21. April 2020 war ein ungewöhnlicher Tag. An diesem Tag drehte der Preis für US-Rohöl der Sorte WTI zum ersten Mal in der Geschichte ins Negative - auf mehr als Minus 40 Dollar. Das bedeutete: Wer an diesem Tag Erdöl "kaufte", der bekam pro Fass mit 159 Litern 40 Dollar noch dazu.

"Billiger als Regen", titelte die deutsche Ausgabe von Le Monde diplomatique. Eine ganz erstaunliche Zeitung, der es nicht um aktuellen Journalismus, sondern um hintergründige Analyse geht: Es gibt nur wenige Periodika, die mit Fußnoten arbeiten - bei Le Monde ganz selbstverständlich. In diesem Fall liefert die Analyse Sadek Boussena, der von 1988 bis 1991 algerischer Energieminister und von 1989 bis 1991 Präsident der OPEC war, der Organisation erdölexportierender Länder. Danach lehrte Sadek Boussena an der Universität Grenoble.

Wegen der Coronapandemie brach im Frühjahr 2020 die Mobilität der Menschen sehr stark ein, was die Erdölnachfrage kollabieren ließ. Allerdings war das nicht der entscheidende Grund für den negativen Preis. Boussena schreibt:

Dieser Kollaps war für einen Markt, auf dem die Turbulenzen normalerweise von der Angebotsseite ausgehen, ein ungewohnter Schock. Zu allem Überfluss zettelte Saudi-Arabien mitten in der globalen Pandemie einen Preiskrieg an: Am 6. März gab Riad bekannt, dass das Land seine Preise senken und im April seine Exportmenge erhöhen wolle. Die USA waren von diesem Schritt, den sie als Angriff auf ihre Ölindustrie werteten, umso überraschter, weil er von einem strategischen Verbündeten ausging, der den militärischen Schutz Washingtons genießt.

Saudi-Arabien versuchte mit der Drohkulisse eines neuen Konkurrenzkampfs die Amerikaner zu zwingen, ein Preisniveau auszuhandeln, das sich besser mit den saudischen Interessen verträgt. Denn mitnichten bildet sich der Ölpreis auf dem Markt - sieht man einmal von wenigen Kontrakten an den Börsen ab. Die 13 OPEC-Staaten bilden ein Preiskartell, dass 2016 auf das Format OPEC+ ausgedehnt wurde: Zehn weitere Staaten sind unter das OPEC-Dach geschlüpft, darunter so wichtige Förderländer wie Russland, Mexiko, Aserbaidschan, Malaysia oder Oman. Zusammen sind diese Staaten für gut 60 Prozent der Weltölförderung verantwortlich.

Boussena beschreibt, wie die OPEC funktioniert. Und welche Interessen einzelne Mitglieder verfolgen. In Russland, Saudi-Arabien, Iran, Katar oder Venezuela ist der Staatshaushalt zum Beispiel sehr abhängig vom Ölpreis, wenn der im Keller ist, versuchen solche Staaten mehr Öl zu verkaufen, um die Einnahmeausfälle zu kompensieren. Mehr Öl verkaufen, bedeutet, dass der Markt geschwemmt wird, was den Preis senkt, worunter die amerikanischen Ölproduzenten und solche leiden, die teure Lagerstätten ausbeuten. Während Saudi-Arabien bereits für zehn Dollar ein Fass Erdöl fördern kann, liegen die Kosten in Brasilien und teilweise den USA viermal so hoch.

Le Monde liefert mit Boussenas Text ein Lehrstück, das verstehen hilft, wie die OPEC und der Ölmarkt funktionieren. Das der Text schon etwas älter ist, schmälert nicht seinen Verdienst: Die deutschen Texte von Le Monde werden erst Monate nach Erscheinen online gestellt.

"Erbitterter Preiskrieg": Wie die OPEC funktioniert

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Kommentare 2
  1. Ferdinand H
    Ferdinand H · vor 3 Jahren

    Bitte mehr von diesen Beiträge! Ich schätze le Monde diplomatique sehr für seine informativen Hintergrundtexte die aber auch nicht ausufernde sind.

    PS: im Text steht irgendwo zweimal Russland. Was irgendwie passend ist :D aber wahrscheinlich nicht gewollt.

    1. Maximilian Rosch
      Maximilian Rosch · vor 3 Jahren

      Danke, ist korrigiert :)

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