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Klima und Wandel

2020: Zahlen bitte!

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
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Nick ReimerDonnerstag, 07.01.2021

Ein richtig guter Rückblick auf die Klima- und Energiepolitik des letzten Jahres fehlt leider bislang, am ehesten kann ich den von der Sonnenseite empfehlen – und selbst ein paar Daten beisteuern, sozusagen als piqd-Jahresrückblick des Kanals "Klima und Wandel".

2020 war das bislang zweitwärmste Jahr in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Der Deutsche Wetterdienst sieht eine Bestätigung des fortschreitenden Klimawandels: Der Temperaturdurchschnitt lag 2020 hierzulande mit 10,4 Grad Celsius um 2,2 Grad über der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Wärmer war den Daten des Wetterdienstes zufolge nur das Jahr 2018 mit 10,5 Grad Celsius, auf den folgenden Plätzen liegen mit knappem Abstand 2019 und 2014, mit jeweils 10,3 Grad Celsius.

Weltweit liegt die globale Mitteltemperatur inzwischen rund 1,2 Grad Celsius über dem vorindustriellem Niveau – und das, obwohl der tropische Pazifik gar nicht im El-Nino-Modus sei, wie die Welt-Meteorologie-Organisation erklärt. Trotz Corona-Pandemie und den weltweiten Einschränkungen stieg die Treibhausgas-Konzentration auf einen neuen Höchststand: über 410 ppm.

Besonders dramatisch zeigte sich die Klimaerhitzung 2020 in der Arktis und in Sibirien. In der Stadt Werchojansk kletterte das Thermometer Ende Juni auf 38 Grad Celsius, mehr als fünf Grad über dem langjährigen Mittel gelegen. Nicht nur vom Nordpol kamen erschreckende Zahlen, auch der grönländische Eispanzer schmilzt immer schneller. Die Welt folgt weiterhin dem "Worst-Case-Szenario" der Klimaprognosen – fachdeutsch dem "IPCC-Szenario RCP 8.5" – die Erde wird sich bis zum Ende des Jahrhunderts um 3,3 bis 5,4 Grad erwärmen.

Der sogenannte "Emissions-Gap-Report" gibt jedes Jahr darüber Auskunft, ob die Anstrengungen der Länder ausreichen, das Zwei-Grad-Limit des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Bislang war das in den vergangenen Jahren nie der Fall, und auch für 2020 gab die UNO keine Entwarnung: Der Anstieg der Emissionen hat sich in den Industriestaaten zwar verlangsamt. Doch diese Lücke wird durch das Wachstum in den Entwicklungs- und Schwellenländern mehr als kompensiert.

2020 wird als das Jahr in die Geschichte der Menschheit eingehen, in der der Mensch die Natur besiegt hat: Straßen, Siedlungen, Plastik, Schiffe, Unterseekabel, Schwerlasttransporter – auf der Erde gibt erstmals mehr menschengemachtes Material als Biomasse. Einer Erhebung des Weizmann Institute of Science in Israel zufolge, wiegen alle menschengemachten Ziegel, Textilien, Konsumartikel, Infrastrukturen und Technologien derzeit rund 1,1 Billionen Tonnen – und damit erstmals mehr als das Trockengewicht aller lebenden und natürlichen Komponenten der Erde. Allein die Masse des erschaffenen Plastiks ist größer als die aller Tiere.

In der Energiepolitik hat die Union die EEG-Reform vermurkst, wie es die Kollegin Alexandra Endres formulierte. Die große Koalition verabschiedete ein Kohleausstiegsgesetz, das seinen Namen nicht wert ist. Es gibt jetzt eine regierungsamtliche "Wasserstoffstrategie", aber der Negativtrend beim Ausbau der Windenergie verschärfte sich 2020. Auch die Produktion von "Biogas" – eigentlich "regeneratives Gas" oder "Agro-Gas" – ging in Deutschland zurück. Nur einige Beispiele für die Energiepolitik der großen Koalition – ein richtungsloser Flickenteppich.

Immerhin gibt es auch ein paar gute Nachrichten aus dem Jahr 2020: Fast die Hälfte des deutschen Stroms kam im vergangenen Jahr aus erneuerbaren Energiequellen, nämlich 44,6 Prozent. Solarstrom ist jetzt weltweit der kostengünstigste, es gibt in Deutschland eine neue Klimaschutzpartei. Die EU hat ihr Klimaziel verschärft, Joe Biden will die USA zurück zum Klimaschutz führen. Die Fahrradindustrie feierte ein Rekordjahr, Benziner und Diesler werden ab sofort zur Kasse gebeten. Unter anderem das Kohlekraftwerk Moorburg wird abgeschaltet, die Aktien von Konzernen mit regenerativer Technik feierten einen neuen Höhenflug.

Und dann mussten sich Angela Merkel und Gerhard Schröder auch noch vor dem Internationalen Gerichtshof für unterlassenen Klimaschutz verantworten – vorerst allerdings nur im Film.

2020: Zahlen bitte!

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Kommentare 1
  1. Leonie Sontheimer
    Leonie Sontheimer · vor mehr als 3 Jahre

    Tolle Zusammenfassung, danke Nick!

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