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Medien und Gesellschaft

Über gestohlene jüdische Identitäten

Mohamed Amjahid
Buchautor und Journalist

Reporter, Kurator, Autor für deutsche und internationale Medien. Studium der Politikwissenschaft/Anthropologie. Themen: Weiße Mehrheitsgesellschaft, MENA, Autokratien, Kapitalismuskritik, Feminismus und kritische Theorie.

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Mohamed AmjahidSonntag, 25.10.2020

Wie kommen einige weiße Deutsche darauf, sich als Jüdinnen*Juden auszugeben? Das ist eine Frage, mit der ich mich in den vergangenen Monaten intensiv auseinandergesetzt habe. Und dann habe ich diese Woche zufällig einen Beitrag im Deutschlandfunk entdeckt, der eine gute Einführung in das Thema bietet. Mit vielen interessanten Stimmen und Analysen zu diesem teils abstrusen Phänomen: 

Das Phänomen der Pseudo-Juden wird in Fachkreisen als Wilkomirski-Syndrom bezeichnet – in Anlehnung an den prominenten Schweizer Shoah-Überlebenden Binjamin Wilkomirski. Dieser hatte für seine KZ-Autobiografie „Bruchstücke“, die 1995 erschien, viel Beifall erhalten – wurde dann aber drei Jahre später als Schwindler entlarvt.

Im Beitrag werden mehrere Fälle aufgegriffen, in denen deutschsprachige, christnormativ sozialisierte, weiße Menschen jüdische Biografien erfinden und sich aneignen. Menschen aus verschiedenen Kontexten haben dies schon getan: aus der BRD, der DDR, der Schweiz, Österreich oder weiße Einwanderer (mit deutschsprachigen Wurzeln) in den USA. Männer und Frauen. Teils mit einer Nazi-Vergangenheit in der eigenen Familie. 

Rabbiner Walter Rothschild, der selbst von einem "Fake-Juden" getäuscht wurde, bringt es im Beitrag so auf den Punkt: 

„Und es ist interessant, wie die Leute suchen einen bestimmten Opferstatus – und welchen nicht. Keiner möchte hier ein syrischer Flüchtling aus dem Mittelmeer sein. Keiner möchte hier aus Belarus oder vom Balkan sein. Aber Jude sein – das ist irgendwie … naja … irgendwie – sexy ist das Wort, das man denkt.“

In bestimmten Kreisen, bei vielen Medienmacher*innen, Bildungsbürger*innen, Israelfreund*innen oder Philosemit*innen, könne man mit einer jüdischen Vita Eindruck schinden. Vor allem mit einer Shoah-Geschichte, sagt Walter Rothschild. Die erlogenen Biografien schinden dabei Konflikte innerhalb der jüdischen Gemeinden. Wie der Psychiater Hans Stoffels auf Grundlage seiner Studien zum Phänomen erklärt: 

Wer Schwindler enttarne, so der Psychiater, könne nicht mit Unterstützung rechnen. Auch nicht in jüdischen Kreisen.
„Wenn ich jemandem nachweise ‚du lügst!‘, dann riskiere ich einen Konflikt. Der andere wird sich zur Wehr setzen, es wird publik werden, es wird zu Kontroversen kommen. Und wenn ich konfliktscheu bin, dann werde ich das nicht tun. Und werde es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen.“

Ich glaube, dass dieses Phänomen mehr über die deutsche Gesellschaft aussagt, als auf den ersten Blick erkennbar. Ich werde mir auf jeden Fall noch mehr dazu durchlesen und Gedanken machen, um bald dazu etwas ausführlicher schreiben zu können. Bis dahin wollte ich erstmal darauf hinweisen, dass es diese "Fake-Juden" gibt und dass sie Jüdinnen*Juden mit ihrer Hochstapelei schaden. 

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