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Fundstücke

Schützt die Kinder, nicht die Täter!

Michaela Haas
Reporterin. Autorin. Kolumnistin.
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Michaela HaasDonnerstag, 06.02.2020

Jede Woche werden in Deutschland etwa 250 Kinder sexuell missbraucht, sehr viele mehr werden misshandelt und vernachlässigt. Es ist einfach erschütternd, wenn jahrelanger Missbrauch wie auf dem Campingplatz in Lügde oder eine international operierende Plattform wie Elysium aufgedeckt wird. Das Thema liegt mir sehr am Herzen, und ich habe immer wieder darüber geschrieben, was Jugendämter, Schulen und jede*r einzelne von uns tun können, zum Beispiel mit effektiven technischen Mitteln und Schulungen.

Trotzdem dachte ich bisher immer, die Verbreitung von Missbrauchsmaterial finde weitgehend im Darknet statt, und es sei für Ermittler nun mal schwer, da reinzukommen. Erst ein Interview, das ich mit Julie Cordua von der amerikanischen Organisation Thorn führte, machte mir klar: Die Täter nutzen auch das Clearnet weitgehend risikolos.

Laut einer ausführlichen Recherche der New York Times nutzen Täter das Internet weitgehend risikolos. »Die Firmen haben die technischen Mittel, das Verbreiten von Missbrauchsmaterial zu verhindern, indem sie es mit ihren Datenbanken abgleichen, aber sie nutzen sie nicht«, bilanzieren die New York Times-Reporter. »Amazon, dessen Cloud-Service jede Sekunde Millionen von Uploads und Downloads bewältigt, sucht erst gar nicht nach den Bildern. Apple scannt seine Cloud-Speicher nicht. Dropbox, Google und Microsoft suchen nur nach illegalen Bildern, wenn sie geteilt, aber nicht wenn sie hochgeladen werden. Snapchat und Yahoo suchen nur nach Fotos, aber nicht nach Videos.« Eine Dropbox-Sprecherin wird mit dem Statement zitiert, das Thema habe keine »Top Priorität«.

Genau das wollen Innovatoren wie Thorn ändern. Sie haben Software entwickelt, die Missbrauchsmaterial identifiziert und Ermittlungsbehörden wie Techfirmen hilft, die Verbreitung zu verhindern.

In den Achtzigerjahren, sagt Cordua, war der Vertrieb von sogenannter Kinderpornografie fast ausgerottet. Es wurde für Täter einfach zu riskant, das Material per Post zu verschicken. »Dann kam das Internet, und der Markt explodierte.« Allein in Amerika wurden dem gemeinnützigen National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC) im letzten Jahr 48 Millionen Bilder und Videos vom sexuellen Missbrauch Minderjähriger gemeldet – laut Cordua »eine Zunahme um 10.000 Prozent in den letzten 10 Jahren.« 60 Prozent der Bilder zeigen Kinder unter 12 Jahren, auf vielen davon ist schwerster sexueller Missbrauch und Folter zu sehen. »Das Frustrierendste: Die Täter setzten darauf, dass die Technologie sie schützt und nicht die Opfer.«

In Amerika und Kanada werden mit Hilfe von Programmen wie Spotlight, Arachnid oder DeliverFund Tausende von Tätern identifiziert. Mehr als 14.000 Kinder sind laut Cordua in den letzten vier Jahren allein mit Hilfe von Thorns Software identifiziert worden.

Aber nicht in Deutschland: Das BKA nennt 8400 konkrete Fälle in Deutschland, die ihm 2017 aus dem Ausland gemeldet wurden, die es aber nicht aufklären konnte, weil es »nur« die IP-Adressen hatte, »die auf Grund der in Deutschland nicht umgesetzten Vorratsdatenspeicherung nicht mehr abgefragt werden konnte.« Ohne Vorratsdatenspeicherung seien »unseren Ermittlerinnen und Ermittlern die Hände gebunden.«

Gerade als Journalistin betrachte ich die Vorratsdatenspeicherung äußerst skeptisch und bin mir der Risiken bewusst. In den falschen Händen kann das Instrument großen Schaden anrichten, natürlich brauchen wir juristische Bremsen und Sicherheitsschranken. Aber das Gespräch mit Julie Cordua machte mir klar, was wir hier gegeneinander aufwiegen: Tausende Missbrauchsfälle von Kindern, die nicht oder nicht schnell befreit werden, gegen zehn Wochen Datenspeicherung. Wenn die Ermittler die IP-Adresse eines Menschen kennen, der Kinderpornos hochlädt, und diesen Menschen dann nicht identifizieren dürfen, fällt mir die Abwägung plötzlich leicht – die Kinder wiegen schwerer.

Schützt die Kinder, nicht die Täter!

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