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Zeit und Geschichte

Recherchetheater Vajswerk bringt eine Republikflucht auf die Bühne

Michaela Maria Müller
Autorin
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Michaela Maria MüllerSamstag, 14.11.2020

Am 5. Juni 1962 versucht der 19-jährige Peter Reisch im Harz über die deutsch-deutsche Grenze zu flüchten. Auf der Flucht wird er von dem Grenzsoldaten F. H. angeschossen, 38 Tage später stirbt er in einem Krankenhaus in Wernigerode. Reischs Freundin Bettina, die er zurücklässt, gerät nach seinem Tod zwischen die Fronten. Der Grenzsoldat F. H. wird zunächst ausgezeichnet – und geht kurze Zeit später selbst in den Westen. Er zieht nach Stuttgart, wo ihm im Sommer 1963 ein Prozess gemacht wird, obwohl dort vieles nicht klar ist, etwa, ob Peter Reisch überlebt hat. Er wird zu 15 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Es ist der erste Mauerschützenprozess.

Das Berliner Theater „Vajswerk“ hat diesen historischen Stoff auf die Bühne gebracht, und er fühlt sich beim Zusehen überhaupt nicht historisch an. „Vajswerk“ ist ein Recherchekollektiv, das Stücke dialogisch und multiperspektivisch erarbeitet, biografische Forschung betreibt und historisch-politische Zusammenhänge aufzeigt. Die Schauspieler*innen setzen sich intensiv mit Dokumenten und in Diskussion über ihre Figuren auseinander.

Es ist eine großartige Arbeit, erzählt aus der Sicht des Opfers Peter Reisch (Manolo Palma), Charles Toulouse, der den Mauerschützen F. H. spielt und Bettina, der Freundin Reischs (Laura Mitzkus) und der musikalischen Begleitung von Markus von Schwerin. So berichtet Manolo Palma in der Rolle des Peter Reisch:

Musst du dich selber immer wieder zur Distanz zwingen?
Ja! Auch dafür, dass ich dem Publikum Zeit lasse, zu verstehen, wie sich das Puzzle für mich zusammensetzt, so dass das Publikum das Puzzle selbst zusammensetzen kann.(...)
Was war das Besondere an dieser Rollenarbeit?
Das Besondere war, dass es eine „historische Figur“ ist – im Gegensatz zu den anderen beiden. Peter ist tot. Die anderen beiden leben. Ich gucke aus der Sicht des bereits Verstorbenen immer wieder auf die Situationen. Meine Beerdigung beispielsweise: Ich bin der Geist meiner eigenen Figur, erzähle, wie Tinchen als trauernde Braut am Grab stand, dass Spitzel und Katholiken auf meiner Beerdigung waren …

Es ist für die Zuschauer*innen eine Begegnung mit der Vergangenheit, die durch die Schauspieler*innen plötzlich ganz nah rückt – nach einer intensiven Auseinandersetzung mit Dokumenten und in diesem Fall auch dem Versuch, ins Gespräch mit Zeitzeug*innen zu kommen. Reischs damalige Freundin Bettina lebt heute in Thüringen und stand als Gesprächspartnerin zur Verfügung, während der ehemalige Grenzsoldat F. H. Gespräche darüber ablehnte.

Das Ensemble spielt das Stück unter der Regie von Christian Tietz in einem Raum des Notaufnahmelagers Marienfelde, ein Ort, der seit fast 70 Jahren als Übergangsort existiert, und in dem heute immer noch Geflüchtete und Asylsuchende leben.

Recherchetheater Vajswerk bringt eine Republikflucht auf die Bühne

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