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Experimentelles Reisen – Reisen als neues Spiel

Michael Hirsch
Philosoph und Politikwissenschaftler, freier Autor und Dozent
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Michael HirschSonntag, 09.05.2021

In diesen Wochen beginnen überall die Reisevorbereitungen vieler Menschen. Endlich wieder verreisen, endlich mal wieder woanders hinfahren. Es erscheint schon als eine ungeheure Freiheit, überhaupt wieder reisen zu dürfen. Eine andere Freiheit liegt darin, auch einmal anders zu reisen. Dieses sehr schöne und lustige Interview mit Joel Henry führt uns in die Welt des sogenannten experimentellen Reisens ein. Der Straßburger Journalist hat diesen Begriff erfunden und auch tatsächlich einige Spiele dazu entwickelt. Den Ausgangspunkt bildet die Kritik am Massentourismus und eine Langweile in Bezug auf die üblichen Arten des Reisens.

Henrys ästhetische Praxis kommt aus der modernen Tradition von Dadaismus und Surrealismus. Im Mittelpunkt steht dabei die Logik von Spiel und Experiment. Sehr oft wird dabei eher spaziert und gewandert als mit dem Auto oder dem Zug verreist. Eine herausragende Bedeutung hat dabei immer der Zufall. Wie bei allen Spielen geht es auch hier meistens um die gemeinsame Aktion von zwei oder mehreren Menschen.

Eines der bekannteren Spiele heißt Ero-Reisen: Du lädst eine enge Freundin oder einen engen Freund ein, in dieselbe Stadt zu fahren. Aber ihr fahrt nicht zusammen dorthin, ihr versucht euch dort zu finden – ohne Verabredung oder Anrufe natürlich.

Solche Reiseexperimente zielen darauf ab, ein spielerisches und entdeckerisches Element in unsere Reisen und Bewegungen zu anderen Orten einzuführen. Ein Hauch von Abenteuer, von Forschung, Suchen und Finden, das möglicherweise durch kleine Regeländerungen entsteht. Auf die Frage hin, wie es anfing mit seinen Ideen zum experimentellen Reisen, sagt Henry:

1989 verbrachte ich jedes Wochenende in Straßburg mit zwei Freunden und wir stellten irgendwann fest, dass wir keine Lust mehr auf konventionellen Tourismus hatten. Also schrieben wir die Orte, an die wir fahren wollten, auf einen Zettel – nicht weiter als 200 oder 300 Kilometer entfernt. Dann zog jeder blind sein nächstes Reiseziel. Das war nicht besonders experimentell, aber an einen Ort zu fahren, den man sich nicht selbst ausgesucht hatte, gab dem etwas Spielerisches und auch das Gefühl von Freiheit.

Bei all diesen Experimenten geht es offensichtlich darum, dass das Spielerische und die Freiheit genau darin liegen, sein Ziel nicht selbst zu wählen. Man kann sich viele Varianten davon ausdenken. Eine betrifft die Bearbeitung der Spielregeln hinsichtlich der Reiseausrüstung:

Es gibt ein Spiel, das sich „Die Reise des Mangels“ nennt. Der Urlaub soll mit Mangel an möglichst vielen Dingen gestaltet werden; Zeit- und Geldmangel, auch könnte das Reiseziel rein gar keine Empfehlungen haben oder die Sprache unbekannt sein.

Die generelle Überlegung Henrys liegt darin, eine andere Art der Wahrnehmung zu ermöglichen:

Ich denke, experimentelles Reisen ist ein Vorschlag, etwas anders zu machen. Und oft ist es gar nicht sehr verschieden. Wenn du einmal gestartet bist, machst du wahrscheinlich dieselben Dinge, die andere Touristen auch machen; Sightseeing, Fotos, Notizen, so etwas. Nur, dass eben die Spielregeln entscheiden, wohin du gehst und wie du dahin kommst. Es geht eben nicht um Sandstrände oder historische Gebäude. Es ist ein Spiel und wie bei jedem Spiel – sobald man sich darauf eingelassen hat – ist man drin, wie in einem parallelen Sein jenseits des Normalen. Und davon bekommt man eine spezifische Freiheit. Selbst an Orten, die nicht sehr interessant erscheinen, kann man sich sehr befreit fühlen und deshalb macht man das.

Das Schöne ist, dass man sich eigentlich unendlich viele Variationen solcher Reise-Spiele ausdenken kann. So zum Beispiel auch die Variante, die Henry als "Re-Tourisme" bezeichnet: Man fährt schnell, mit dem Auto oder Zug an einen Ort in der Nähe des Wohnortes, und fährt oder geht dann möglichst langsam zurück.

Experimentelles Reisen – Reisen als neues Spiel

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