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Antifaschismus als Kunst? Eine Ausstellung in Chemnitz

Michael Hirsch
Philosoph und Politikwissenschaftler, freier Autor und Dozent
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Michael HirschDonnerstag, 24.09.2020

Der Beitrag berichtet über eine phantastische Ausstellung in der Kunstsammlung Chemnitz. Diese hatte bereits im Vorfeld so kontroverse Diskussionen ausgelöst, dass man sie als Sensationserfolg bezeichnen kann. Die Kunstsammlung Chemnitz hatte das Medienkunstkollektiv Peng eingeladen, an der Ausstellung "Antifa - Mythos & Wahrheit" teilzunehmen. Diese ist Teil des Projekts "Gegenwarten", das über den Stadtraum verteilt alle möglichen Kunstprojekte im Öffentlichen Raum zeigt. Hintergrund des Ausstellungsprojekts ist die Bewerbung der Stadt als Europäische Kulturhauptstadt - ein Projekt, das darauf abzielt, Chemnitz von seinem schlechten Ruf als rechtes Nest zu befreien. Das Projekt wurde von der Stadt Chemnitz und von der Kulturstiftung des Bundes finanziert.

Die Künstlergruppe Peng benutzte nun ihr Budget dazu, zehn Objekte oder Symbole von verschiedenen Antifa-Gruppen aufzukaufen, jeweils zum Preis von 1.000 Euro. Darunter sind Fahnen von Organisationen wie der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes" oder der kurdischen Frauenbefreiungstruppen YPG, beides Symbole verbotener beziehungsweise vom Verfassungsschutz beobachteter Organisationen. Die geniale Operation besteht darin, Staatsgelder zur Finanzierung der Antifa zu verwenden - eine Zweckentfremdung im Namen der 'Kunst', und ermöglicht durch die Kunstfreiheit, die weiteste aller Lizenzen.  

Der Artikel beschreibt ausführlich die Debatten, die in Chemnitz rund um dieses Projekt geführt wurden, und zeigt die verwirrende und sehr produktive Dialektik von Kunst und Politik an einem hochaktuellen Beispiel. Lustig zu sehen, wie die Museumsleitung ins Schwitzen kam im Rahmen dieses Projekts, über dessen explosives Potential sie doch als Auftraggeber hätte Bescheid wissen müssen. Der Versuch des Museums, politisch neutral zu bleiben, erzeugte rührende Kapriolen. Sie führten dazu, dass am Ende der vom Kollektiv verfasste politische Museumswandtext über die Arbeit von Peng von der Museumsleitung offiziell als 'Kunst' ausgewiesen wurde und offiziell von der Meinung der Kunstsammlung abgegrenzt.

- Ein tolles Lehrstück über Kunst als trojanisches Pferd und kulturpolitischen Sprengstoff!

Antifaschismus als Kunst? Eine Ausstellung in Chemnitz

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Kommentare 4
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre

    Was ist an Fahnen von Organisationen Kunst? Und wo ist da eine produktive "Dialektik"? Wer ausserhalb der engeren Szene versteht sowas in diesem Sinne?

    1. Katharina Horn
      Katharina Horn · vor mehr als 3 Jahre

      Schon mal was von Kontext gehört? Anscheinend nicht. Auch ein Pissoir ist Kunst bzw kann es sein - es kommt halt auf den Kontext an. Dass in Museen unverhohlen Luxus-Konsumgüter gepriesen werden, Rassismen in der Bildauswahl offensichtlich sind, von den Motiven ganz zu schweigen, dann Chauvinismus in der Besetzung von Posten unangenehm auffällt und das im Schneckentempo Aufarbeiten der Herkunft aus jüdischem Besitz gestohlener Bilder ist hoffentlich schon aufgefallen. Da finde ich Antifa-Fahnen sehr bemerkenswert und produktiv dialektisch.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre

      @Katharina Horn Aha, im richtigen Kontext ist also auch das Pissen selbst Kunst. Das kann man machen, entwertet aber den Kunstbegriff total. Ich hab ja nichts gegen ausgestellte Fahnen, nur das mit der Kunst daran verstehen wohl nur die Insider. Und was für diese alles offensichtlich erscheint erreicht dadurch die Massen noch lange nicht.

  2. Yvonne Franke
    Yvonne Franke · vor mehr als 3 Jahre

    Fantastisch! Danke.

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