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Technologie und Gesellschaft

Sind faire und freie Wahlen bereits Vergangenheit?

Marcus von Jordan
piqd cofounder
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Marcus von JordanDienstag, 23.04.2019

Mir haben die Beschwichtigungstiraden gegenüber den Thesen zur Rolle von Facebook beim 2016er Brexit Referendum nie eingeleuchtet. Dieser kurze TED müsste eigentlich geeignet sein, euch auch wieder angemessen Angst zu machen. 

Die Journalistin Carole Cadwalladr spielte bereits beim Cambridge Analytica Skandal eine wichtige Rolle. Hier legt sie nach und es geht nicht mehr eigentlich um CA und den Brexit, sondern um

...a hundred years of elections laws disrupted by social media.

Sie berichtet aus Süd-Wales, einer Gegend, in der 62% für den Brexit gestimmt haben, die aber an sich links ist und die massiv profitiert hat von der EU und so gut wie keine Einwanderer hat. Ihre Erklärung:

...this entire referendum took place in darkness, because it took place on Facebook. (...) So we have no idea who saw what ads, or what impact they had, or what data was used to target these people. Or even who placed the ads, or how much money was spent, or even what nationality they were.
Sie berichtet wie die Begrenzung von Wahlkampfbudgets umgangen wurde, wie illegales Geld gezielt eingesetzt wurde, um unmittelbar vor dem Referendum krude Lügen ganz gezielt an beeinflußbare Personenkreise zu verteilen. 

Cadwalladr adressiert direkt "the Gods of Silicon Valley" und fragt sie, ob sie das eigentlich gewollt haben? Die "Petrischale" von Donald Trump zu sein? Handlanger autoritärer Systeme?

Because you set out to connect people. And you are refusing to acknowledge that the same technology is now driving us apart.

Auch wenn Cadwalladr teilweise recht ungenau ist (z.B. im Bezug auf die Rollen von Farage und Banks, von Trump, Assange und den Russen) - für mich steht das alles ohnehin hinter der System-Kritik: social media bietet die Umgebung für massenhafte, völlig intransparente und faktenbefreite Wahlwerbung. Und ich halte die Annahme, dass genau das nicht die zentrale Dynamik der großen Disruption bei den letzten US Wahlen und dem Brexit Referendum gewesen ist, für schlicht naiv.



Sind faire und freie Wahlen bereits Vergangenheit?

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Kommentare 12
  1. Marion Bruchhäuser
    Marion Bruchhäuser · vor fast 5 Jahre

    asdf

  2. Tarn Barford
    Tarn Barford · vor fast 5 Jahre

    asdf

  3. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor fast 5 Jahre

    Volle Zustimmung! Bei Wahlen manifestiert sich aber nur ein Problem, das weit darüber hinaus reicht. Beispiel: Altersvorsorge. Auf FB tummeln sich unzählige Schlangenöl-Verkäufer, die gezielt eher alte, eher ungebildete Menschen mit Produkten adressieren, für die sich selbst Bernie Madoff schämen würde. So einfach als Betrug lässt sich das aber nicht erkennen, wenn drüber und drunter im genau gleichen "Look" Inhalte von grundseriösen Medien und Freunden stehen. Häufig haben andere Opfer aus dem Freundeskreis die Produkte auch schon gesehen und geliked. Das wird dann natürlich angezeigt und sorgt zusätzlich für Vertrauen. Das ist so perfide, dass für mich immer wieder die Erkenntnis steht: Werbung in sozialen Netzwerken muss pauschal verboten werden. Das bekommt kein Staat wieder gesundreguliert.

    1. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor fast 5 Jahre

      Oder es müsste Netzwerk ohne Werbung geben...?
      Aber wie werben dann "okaye" Produkte in Zukunft?
      Aber egal: am Ende steht die Erkenntnis, dass social media eine unverzichtbare Größe und Infrastruktur geworden ist und aber völlig ungeeignet ist, um aus einer Hand kommerziell geführt zu werden. Transparenz, Zuordnung, Qualitätsmanagement, Fairness und No-Hate ist alles machbar, aber eben nicht so lange der Betreiber sich optimiert, in dem er quantitativ optimiert...aber wem erzähl ich das...

  4. Silke Jäger
    Silke Jäger · vor fast 5 Jahre

    Am Brexit kann man wirklich gut sehen, was das Problem ist. Nachdem May im Sommer ihren Ausstrittsplan mit Mühe durchs Kabinett bekommen hatte (Chequer's) wurde eine Online-Kampagne gelauncht mit dem Ziel, die Inboxen der Abgeordneten zu fluten mit Nachrichten von No-Deal-Brexit-Befürwortern. Das sollte wie eine Grassroots-Bewegung aussehen, war aber orchestriert und ist jetzt mit einer Geldstrafe belegt worden. Der Nebeneffekt:
    "The Mainstream Network was automatically copied in on all of these emails, creating a valuable list of British voters who are passionately interested in Brexit – a potentially valuable data resource for a pro-Brexit political party or politician."
    https://www.theguardia...
    Ich bin sehr gespannt, was noch darüber bekannt wird, was Nigel Farages neue Brexit Party damit zu tun hat. Der hat nämlich auf wundersame Weise ohne Parteiprogramm und bevor er EU-Kandidaten aufgestellt hatte, mehr Online-Spenden eingesammelt als die etablierten Parteien. Durch massenhaft Kleinspenden unter 500 Euro. Und in manchen Umfragen kommt die Partei aus dem Stand auf 40%. Würde mich sehr wundern, wenn dazu nicht auch Mikrotargeting bei FB eingesetzt wurde.

  5. Silke Jäger
    Silke Jäger · vor fast 5 Jahre

    Danke für diesen piq! Als Ergänzung dazu, hier noch die Geschichte hinter diesem TEDTalk https://www.theguardia...
    Ebenfalls ein ausgewachsener Krimi ...

  6. M K
    M K · vor fast 5 Jahre

    "Und ich halte die Annahme, dass genau das nicht die zentrale Dynamik der großen Disruption bei den letzten US Wahlen und dem Brexit Referendum gewesen ist, für schlicht naiv."

    Ist das nicht dennoch etwas zu kurz gedacht? Solche Wahlwerbung kann auch nur dort wirken, wo ohnehin schon fruchtbarer Grund vorhanden ist.
    Das erscheint mir zum Einen das Ergebnis der "TINA"-Politik. In Deutschland waren z.B. Hartz-Reformen, Rentenkürzungen und Rentenprivatisierung und Gürtel enger schnallen alternativlos während Unternehmensgewinne Rekordhöhen erreicht haben. Kritik und alternative Ansätze, d.h. auch eine Beteiligung der Bevölkerung an Demokratie, waren nicht erwünscht, weil sie das Regieren erschwert hätten.
    Andererseits könnte man auch provokativ fragen, was (die Bildung und Medien) eine(r) Gesellschaft wert ist (sind), in der Menschen sich durch Memes besser informiert fühlen als durch Nachrichten und Politikanalysen.

    Ich will damit nicht sagen, dass Wahlbeeinflussung durch Facebook nicht stattfindet. Aber es als die entscheidende Dynamik für die gegenwärtigen Entwicklungen zu sehen scheint mir eine gefährliche Verkürzung in Anbetracht der Tatsache, dass die Risse in der Gesellschaft doch sehr real sind.

    1. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor fast 5 Jahre

      Nein, da bin ich missverstanden. Ich habe ja nicht gesagt, dass es die einzige Dynamik gewesen ist. Meiner Ansicht nach hätten die sehr realen gesellschaftliche Risse aber anders eher nicht zu Brexit und Trump geführt. Zu Trump sogar keinesfalls glaube ich. Und es ist ja nun auch nicht so, dass diese beiden politischen Ergebnisse sinnvolle kurative Maßnahmen zur Kittung der Risse darstellen würden.

      Wie Cadwalladr ja ausführt, zielt diese manipulative und bewusst lügende Werbung ja auf die intellektuell Schwächsten und kennt dabei sogar noch deren fast schon individuellen Nöte und Ängste.
      Und ja - uns fällt bei der Gelegenheit jahrzehntelange, bildungfeindliche Politik auf die Füße und es ist erschreckend, wie viele in welchem Maße hilflos sind gegen diese Attacken.

      Aber in beiden Fällen hat es außerdem absolut ein politisches Momentum gegeben, das den Betreibern dieser Manipulation entgegen kam und ich sehe sehr wohl auch den destruktiven Charme der Zersetzung von durchaus dysfunktionalem und degeneriertem Establishment. Die EU ist intransparent und bürokratisch und einseitig genug, dass der Impuls die Kontrolle auf eine kleinere, überschaubarere, eben nationale Ebene zurückziehen zu wollen durchaus nachvollziehbar ist. Er ist halt trotzdem falsch.

      Man muss bei der Beurteilung dieser Frage glaube ich vorsichtig sein, dass man nicht in die allgemeine (social-media-trainierte) Polarisierung verfällt. Man kann mit Facebook nicht mal eben eine ganze Gesellschaft mit all ihren Informationszyklen umdrehen. Und Facebook ist nicht schuld am Versagen der SPD, der Trockenheit und am FC Bayern. Aber deshalb sollte man ja nicht so bequem (und technikverliebt) sein, so zu tun, als wär nichts gewesen. Denn über Facebook (und andere) kann man, und das halte ich für erwiesen, eben sehr wohl gezielt radikalisieren und in einer ohnehin gespaltenen Gesellschaft entscheidende Prozentpunkte für sich mobilisieren. Und das im Verborgenen, währenddessen und nachher. Ich sehe da einen absolut dramatischen, politischen Handlungsbedarf und finde es geradezu absurd, sich darauf einlassen zu wollen, dass Facebook das selber "fixt"...wieder im Verborgenen.

    2. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor fast 5 Jahre

      @Marcus von Jordan Für mich ist das größte Problem dabei, dass es immer noch Null Bestrebungen gibt, die Wahlgesetzgebung zu modernisieren. Das problematische für unsere liberalen Demokratien ist ja, dass auf Plattformen wie Facebook und anderen (da verkürzt Cadwalladr mAn und wird sehr ungenau) Nischen entstehen, in denen ungehindert politische Propaganda ausgespielt werden kann. Die ist deshalb so wirkungsvoll, weil sie sich den Mechanismen der Werbewirtschaft bedient: Mikrotargeting, Verschleierung der Anzeigenschalter, etc. Die Tricks der Massenpsychologie durch Technologie skaliert.

      FB und die Politik bilden hier eine unheilige Allianz, wenn sie davon ausgehen, dass die Probleme, die daraus entstehen, allein der Markt regelt. FB wird von sich aus diese Mechansimen nicht lahmlegen, weil sein Geschäftsmodell darauf beruht. Und die jeweils regierenden Parteien in USA und UK haben uU so massiv von diesem Geschäftsmodell profitiert, dass sie nicht dran denken, das Tool, das mit großer Wahrscheinlichkeit die entscheidenden Stimmen zum knappen Sieg organisiert hat, zu regulieren.

      Wie sehr FB et al. da ihre Lobbymuskeln spielen lassen, ist nach allem, was ich weiß, immer noch sehr intransparent. Weil zB FB und Google auch eine extrem problematische PR-Strategie fahren.

      Je länger die Untätigkeit dauert, desto mehr denke ich, dass sehr wohl Sicherheits- und Verteidigungsinteressen von Staaten und Staatenbündnissen dabei eine große Rolle spielen. Das konnte man beim Brexit ganz klar sehen. Die Torys und das britische Verteidigungsministerium (damals unter Labour) hat die Geheimdienstleistungen von CA genutzt. Diese Dinge jetzt aufzuarbeiten, entspricht politischem Kamikaze. Ohne mehr gesellschaftlichen Druck wird sich da nichts bewegen. Auch der Nato-Bündnispartner und EU-Freund Deutschland spielte mit dem Feuer, wenn er darauf drängen würde.

      Derzeit diskutieren wir in D einen AfD-Spendenskandal, der sich auf intransparente Finanzierung von Plakaten und Zeitungen konzentriert. Ich wundere mich, warum die Werbeanzeigen auf FB dabei so gut wie vollständig ausgeklammert werden.

      Ich bin sicher, dass wir das Problem ohne moderne Wahlgesetze, die die Online-Propaganda adressieren, nicht reduziert bekommen. Seitdem ich mich mit dem EURef inUK beschäftige, werde ich die Parallelen zur politischen Propaganda in anderen Zeiten nicht mehr los. Und auch, wenn ich weiß, dass sich Geschichte nicht wiederholt, bin ich mir sicher: Ausufernde politische Propaganda führt zu nichts Gutem. Die Aufgabe der Politik wäre es, hier viel mehr Verantwortung zu zeigen. Das verträgt sich halt schlecht mit Parteipolotik. Vor allem in Ländern mit 2-Parteien-Systemen, wo das Denken nur in den Kategorien Sieger und Verlierer funktioniert.

    3. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor fast 5 Jahre

      @Silke Jäger Danke für diese Einblicke Silke...sehr interessant und schlüssig, was du schreibst.

      Ich hing sozusagen noch auf der Vorstufe fest, nämlich dass es mal aufhören muss, dass das Problem so absurd relativiert wird in einer Tour.

      Könnte dir nicht mehr zustimmen.

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