Ich empfehle mal ein Buch, was ich noch gar nicht gelesen, sondern gerade erst bestellt habe.

Nach 1945 hatten Hexen, Wahrsager und Wunderheilerinnen Hochkonjunktur in Deutschland. Vor 2 Jahren interviewte ich meine 101jährige Großtante (sie lebt immer noch übrigens). Sie erzählte mir, dass selbst meine erzkonservative Urgroßmutter die Töchter in der Nachkriegszeit zu Wahrsagern schickte, um den Verbleib der verschollenen Männer zu erfahren.
Ich fand das gleich sehr spannend und war dementsprechend sensibilisiert, als ich jetzt auf diesen Text in der "Zeit" stieß. Eine Einordnung zu diesem Thema und dem empfohlenen Buch. Wie Menschen sich damals und heute aus Druck, Unsicherheit und Entwurzelung "Dämonen" zuwenden.

https://www.zeit.de/kultur/2022-02/wunderglaube-nachkriegszeit-hexen-querdenker-verschwoerungstheorien/komplettansicht

"Es war ein emotionales Tauschgeschäft, das schon die Nazis praktiziert hatten: Der eine offeriert ein affektives Zuhause, die anderen spenden dafür ihr Vertrauen und ihre Sehnsucht."

Und heute?

"Daraus ließe sich auch eine Lektion für die Gegenwart ableiten: Gerade Gesellschaften in einer Krise benötigen diskursive Räume, in denen irrationale Haltungen auf ihren rationalen Kern untersucht werden können, um Menschen nicht allein dem populistischen Budenzauber zu überlassen. Das heißt dezidiert nicht, dass man Rassisten zu "besorgten Bürgern" verharmlosen oder sich politische Debatten mit Querdenker-Quatsch vollmüllen lassen sollten. Es heißt, ein gesellschaftliches Sensorium dafür zu entwickeln, dass sich der Zuspruch für reaktionäre Populisten bisweilen aus dem subjektiven Gefühl speist, endlich mal gemeint zu sein. "