Elon Musk klagt immer wieder über die hohen Lithium-Preise – Europa deckt bisher nur einen Teil seines Lithiumbedarfs aus eigenem Abbau. Portugal steht hier an vorderster Front. Serbien, Ukraine und Österreich sollen sich hinzugesellen. Musk klagt auch darüber, dass er bei der Verarbeitung des Rohstoffs, der in Akkus fast aller elektronischen Geräte sowie in E-Autos verbaut wird, auf ein Land wie China angewiesen ist.

Am liebsten würde er all das selbst in die Hand nehmen: Abbau und Verarbeitung. Dies legt jedenfalls ein Dokument nahe, das netzpolitik.org durch eine Informationsfreiheitsanfrage bei der EU-Kommission erhielt. Darin wird Lithium als das neue Öl ("the new oil") und die Abhängigkeit von China als Entsprechung zum Kriegszustand ("the modern equivalent of war") bezeichnet.

Wer trotz Pandemie und Krieg und der damit einhergehenden Lieferkettenkrisen seinen Gewinn fast verdoppeln kann und eine "rekordbrechende" zweite Jahreshälfte in Aussicht stellt, macht sich durch solche Aussagen verdächtig. Denn wer mit solchen Wachstumsambitionen Lithium-Abbau und -Verarbeitung selbst in die Hand nehmen möchte, sagt im Grunde, dass er auch das Zepter im modern equivalent of war an sich reißen möchte – um eben jene Ambitionen realisieren zu können.

In solchen Momenten der diskursiven Klarheit wird erkennbar, dass Leute wie Musk, die vorgeben, die Welt retten zu wollen, in Wirklichkeit zu den größten Gefährdern des Planeten gehören.

Nicht nur, weil Lithium-Abbau wasserintensiv ist, aber an Orten stattfindet, an denen aufgrund der globalen Erwärmung eine schwere Dürre herrscht – Thea Riofrancos warnt: "Wenn wir die Nachfrage nach Lithium-Bergbau nicht reduzieren und die Auswirkungen nicht regulieren, verschärfen grüne Technologielösungen die ökologische Krise.", – sondern vor allem, weil Musk & Co. den Profit über alles stellen. Im Zweifelsfall eben auch über die katastrophalen Folgen ihres vermeintlich woken Unternehmertums.