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Klima und Wandel

Klimasteuer für Reiche – wo ist die deutsche Debatte?

Leonie Sontheimer
Freie Journalistin
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Leonie SontheimerMittwoch, 22.02.2023

Eigentlich vermeide ich es, über den CO2-Fußabdruck zu schreiben. Denn der ist bekanntlich eine Erfindung der Fossilindustrie und wälzt ein strukturelles Problem auf Individuen ab. Aber im Zusammenhang mit Ungleichheit gibt es gerade doch gute Gründe, sich den CO2-Abdruck anzuschauen. Das World Inequality Lab hat kürzlich einen Report veröffentlicht, der auf die Wechselwirkungen zwischen Ungleichheit und Klimakrise eingeht. Die krasseste Zahl: Menschen, die zu den bestverdienendsten 1 Prozent der Welt gehören, verursachen jährlich 101 Tonnen CO2-Emissionen. Der globale Durchschnitt liegt bei 6 Tonnen.

Genau diesen Vergleich greift auch Felix Rohrbeck im hier empfohlenen Artikel auf, in dem er fragt, ob es an der Zeit sei, die Reichen im Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen stärker zur Kasse zu bitten. Dafür schaut Rohrbeck nach Frankreich und Kalifornien.

In Kalifornien gab es nämlich – das wusste ich vorher auch nicht – letztes Jahr eine große Debatte um eine Klimasteuer für Reiche, angestoßen durch einen Gesetzesvorschlag mit dem Namen Proposition 30. Die sah vor:

Jeder, der in Kalifornien mehr als zwei Millionen Dollar im Jahr verdient, soll für den Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen eine Extrasteuer von 1,75 Prozent bezahlen.

Bei der Abstimmung konnte für diesen Vorschlag keine Mehrheit gewonnen werden. Nicht zuletzt, weil reiche und mächtige Menschen sich in einer Gegenkampagne zusammengeschlossen haben, wie im Beitrag beschrieben wird.

Sehr stark finde ich, dass der Artikel den Vorstoß in Kalifornien mit Zahlen zur weltweiten Ungleichheit verknüpft und auch etwas ganz Wichtiges klarstellt:

Noch schädlicher als der Konsum der Reichen sind ihre Investitionen, vor allem in Unternehmen. Beim oberen Prozent der Weltbevölkerung, so hat es Chancel ausgerechnet, sind die Investitionen für mehr als 70 Prozent der gesamten Emissionen verantwortlich.

Lucas Chancel ist Co-Direktor des World Inequality Labs und federführender Autor des oben benannten Reports. Weil vor allem die Investitionen beim CO2-Fußabdruck ins Gewicht fallen, plädiere Chancel für eine "Steuer auf die mit dem Vermögen verbundenen Emissionen".

In ihrer simpelsten Form würde sie so funktionieren, dass einem Aktionär, dem etwa ein Prozent der Volkswagen-Aktien gehören, auch ein Prozent der direkten Emissionen von Volkswagen zugerechnet würde. Auf jede dieser ihm zugerechneten Tonnen müsste er dann eine Steuer zahlen, 150 Euro zum Beispiel. Da allein Volkswagen für Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr direkt verantwortlich ist, käme so eine ganze Menge Geld zusammen. In Deutschland wären es nach Chancels Berechnungen rund 95 Milliarden Euro pro Jahr.

Ich frage mich: Wo bleibt in Deutschland die Debatte über eine Klimasteuer für Reiche? Beginnen wir sie hier?

Klimasteuer für Reiche – wo ist die deutsche Debatte?
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Kommentare 2
  1. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor einem Jahr

    Klimasteuer für Reiche, wo will man da eine Grenze ziehen? Interessanter ist da der Vorschlag des UBA, die Mehrwertsteuer umzubauen, die ja ohnehin schon auf den Verbrauch zielt https://www.umweltbund...

  2. Silvio Andrae
    Silvio Andrae · vor einem Jahr

    Vielen Dank für den Hinweis auf die Debatte. Ergänzend möchte ich auf den Artikel von Lucas Chacel in Nature Sustainability aufmerksam machen. Der Autor zielt in die gleiche Richtung. Die obersten 1 % der Weltbevölkerung würden etwa 40 % der Gesamteinnahmen aus einer zusätzlichen Kohlenstoffsteuer beisteuern, die sich auf den Kohlenstoffgehalt von Investitionen konzentriert. Bei den obersten 10 % sind es bereits drei Viertel der Gesamteinnahmen. “With a tax rate r = 0 for annual investments with a carbon content below 5 tCO2e per capita and r > 0 for investments with a carbon content above this threshold, close to 100% of the tax would fall on the top 10% of the global population.” (S. 6)

    https://www.nature.com...

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