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Flucht und Einwanderung

Die Türkei in Afrin: Sicherheitsgarant oder Besatzer? Oder beides?

Lars Hauch
Researcher. Schwerpunkte: Mittlerer Osten, insbesondere Syrien.
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Lars HauchMittwoch, 24.02.2021

„Wir werden ohne den Schutz der Türkei nicht in unsere Dörfer zurückkehren. Ohne die Türken können wir nicht überleben“, sagt ein vertriebener Syrer in einem Flüchtlingslager im syrischen Afrin. 

Zehntausende Binnenflüchtlinge aus allen Teilen des Landes sind im Nordwesten Syriens gestrandet. Auch in Afrin, einer einst mehrheitlich von syrischen Kurden bewohnten Region. Im gepiqden Artikel berichtet Carlotta Gall von ihrem Besuch in Afrin. 2018 marschierte die türkische Armee mit Unterstützung syrischer Rebellen dort ein. Heute, drei Jahre später, befindet sich das Gebiet noch immer unter türkischer Kontrolle.

Der New-York-Times-Artikel erzählt von den vielen Geflüchteten, die dort Zuflucht gefunden haben sowie von den türkischen Maßnahmen zur Stabilisierung der Region.

Nicht erwähnt werden hingegen die massiven Menschenrechtsverletzungen, vor allem gegen KurdInnen. Einige der 2018 von der Türkei Vertriebenen sind wieder zurückgekehrt, andere harren in Camps in anderen Landesteilen aus. KurdInnen stehen unter Generalverdacht, mit der kurdischen YPG zusammenzuarbeiten, die nun regelmäßig Anschläge in Afrin verübt. Gezielt auf Militärs, aber auch wahllos mit Autobomben. 

KritikerInnen werfen der New York Times vor, die türkische Okkupation Afrins zu verharmlosen. So zum Beispiel eine Reaktion des „Emergency Committee for Rojava“. Dort wird das von der YPG und ihres politischen Arms, der PYD, durchgesetzte System als „pluralistische Demokratie“ gelobt, das die Rechte „aller ethnischer Minderheiten bewahrt“. Tatsächlich herrscht die PYD autoritär und ist selbst für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Die syrischen Rebellen, die 2018 in Afrin einmarschierten, hatten nicht vergessen, wie die YPG zwei Jahre zuvor jubelnd die Leichen Dutzender Rebellen auf der Ladefläche eines Lkw in Afrin präsentierte. Und auch heute noch rekrutieren Kader der Mutterorganisation PKK Minderjährige für ein Leben als Revolutionäre.

Viele Beispiele ließen sich nennen, doch es soll hier nicht darum gehen, Leid und Verbrechen gegeneinander aufzuwiegen. Klar ist: Die Türkei und ihre syrischen Verbündeten haben Afrin geplündert und viele seiner BewohnerInnen vertrieben. Klar ist auch, dass die YPG mit harter Hand regiert und an der Eskalation des Konflikts beteiligt war. Und auch, dass die türkische Regierung die Kurdenfrage instrumentalisiert und einem Friedensprozess im Weg steht. Außerdem ist klar, dass die YPG die US-Unterstützung ihrerseits genutzt hat, um ihr Territorium massiv auszudehnen, wohl wissend, dass die Türkei daraufhin militärisch eskalieren würde. Und so weiter ...

Eine Wertung möchte ich hier gar nicht vornehmen, sondern darauf hinweisen, dass es mehrere Wahrheiten zu gleicher Zeit geben kann. So kann die YPG gleichzeitig für Frauenrechte eintreten, Minderheiten Schutz bieten und ein pluralistisches Gesellschaftsmodell propagieren, andererseits aber auch teilweise mit der Assad-Regierung kollaborieren, Anschläge gegen Zivilisten verüben und autoritär herrschen. Ebenso kann die Türkei einerseits Millionen von SyrerInnen vor der Assad-Regierung schützen, massiv in Infrastruktur und medizinische Versorgung investieren, andererseits aber auch syrische Flüchtlinge an der Grenze erschießen lassen und von der YPG kontrollierte Gebiete von der Wasserversorgung abschneiden. Konflikte sind komplex. Um Bewertungen treffen zu können, muss man diese Widersprüche oft erst einmal stehen lassen, ohne Schaum vor dem Mund zu bekommen.  

Bald jährt sich der Angriff auf Afrin zum dritten Mal. Damals habe ich mit dem Journalisten Pawel Pieniazek einen Bericht geschrieben, der einige der Widersprüche näher beleuchtet. Pawel war mit der YPG in Afrin, als die Kämpfe begannen, und floh gemeinsam mit YPG-Kämpfern in Richtung Osten. Hier könnt ihr den Bericht lesen.

Die Türkei in Afrin: Sicherheitsgarant oder Besatzer? Oder beides?

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