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Fundstücke

Die Mythologisierung des Konflikts um Berg-Karabach

Lars Hauch
Researcher. Schwerpunkte: Mittlerer Osten, insbesondere Syrien.
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Lars HauchDienstag, 29.09.2020

700.000 Aserbaidschaner und 400.000 Armenier mussten in den 90er Jahren aus ihrer angestammten Heimat fliehen, als der Krieg um Berg-Karabach tobte. 

Das mehrheitlich von Armeniern bewohnte Berg-Karabach war nach dem Ende der Sowjetunion Aserbaidschan zugesprochen worden. Der Auftakt für einen Klassiker bewaffneter Konflikte, wie sie nach dem Zerfall von Imperien immer wieder auftreten. 

Nach vier Jahren Krieg, ethnischen Säuberungen und bis zu 25.000 Toten gelang es Armenien, Berg-Karabach unter seine Kontrolle zu bringen. Übrig blieben 140.000 Einwohner, die praktisch in einem Frontgebiet leben. Denn trotz des 1994 von Russland vermittelten Waffenstillstandsabkommen bleibt der Konflikt heiß: Armenien und Aserbaidschan liegen beide unter den Top 10 der am stärksten militarisierten Länder der Welt, regelmäßig kommt es zu Gefechten. 

Den gepiqten Artikel hat Stefan Meister, Büroleiter der Heinrich-Böll-Stiftung in Georgien, bereits im Mai geschrieben. Heute ist er aktueller denn je. Und wegen Meisters Hintergrundwissen besonders lesenswert.

Da geht es zum Beispiel um die Isolation Armeniens, das sich in einem mehrfachen Zangengriff befindet. Die Türkei hat ihre Grenzen seit den 90ern geschlossen, Aserbaidschan selbstverständlich auch. Für Handel und Versorgung bleiben also nur Iran und Georgien. Gleichzeitig haben die USA Druck auf Armeniens Regierung ausgeübt, sich an der Isolation von Iran zu beteiligen.

Neben solchen geopolitischen Drahtseilakten und den destruktiven Machenschaften alter Oligarchen betont Meister die zentrale Rolle der Narrative, die in dem Konflikt um Berg-Karabach unvereinbar scheinen. Die „Mythologisierung des Konflikts“ sei zum Bestandteil des Nationbuildings beider Staaten geworden. Aus dem gegenwärtigen Diskurs, der erlernten Hilflosigkeit heraus zu kommen, erfordere mutige Akteure, die alternative Lösungen anbieten.

Mit der erneuten Eskalation scheinen „alternative Lösungen“ in weite Ferne gerückt zu sein.

Meister hat über die aktuelle Situation, inklusive der türkischen Einmischung, mit dem Spiegel gesprochen. Sein Beitrag vom Mai zeigt jedoch: Den Konflikt nun vor allem durch ein „Was macht Erdogan da schon wieder“-Prisma zu beobachten ist vielleicht gemütlich und leichter zugänglich, wird dem Konflikt aber nicht gerecht.

Die Mythologisierung des Konflikts um Berg-Karabach

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Kommentare 1
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor mehr als 3 Jahre

    Sicherlich benötigt es neuer Erzählungen, aber vor allem müssen die autoritären Herrscher gestürzt werden.

    Aber wer kann es? Und wer kann etwas Positives errichten nach all den Jahrzehnten?

    Der Papa des jetzigen Präsidenten kam noch unter Breschnew an die Macht. Im Juli 1969 (!) wurde er zum Ersten Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU in Aserbaidschan gewählt, bis heute gibt es im Juli ein Feuerwerk zum Gedenken an diesen Tag.

    Überall findet man seine Denkmale und Sprüche von ihm.

    Kapuściński beschreibt in "Imperium" auf S. 180f. den Clan so:

    „Alijew gehörte, wie schon gesagt, der Gruppe um Breschnew an – einer Gruppe, die tiefe Korruption, Vorliebe für jeden erdenklichen Luxus und überhaupt Sittenverderbnis auszeichneten. Sie trug diese Korruption provozierend offen, ohne die geringste Scham, zur Schau. Diese Appartementblocks, die im schönsten und repräsentativsten Teil [Bakus] stehen, können als Beispiel dafür gelten. Alijew verteilte die Wohnungen persönlich, nach einer von ihm selbst erstellten Liste – und überreichte auch selber die Schlüssel dazu. Das Kriterium der Verteilung war ganz einfach: Die besten Wohnungen bekamen die engsten Verwandten, dann folgten Cousins und höhergestellte Persönlichkeiten des Alijew-Klans. In diesen Breiten sind, wie vor tausend Jahren, nach wie vor Stammesbande am wichtigsten. Ich habe eines dieser Häuser von innen gesehen. Der Wohnungsbesitzer war im hiesigen Parlament beschäftigt, doch wichtig war nur, da[ss] er Alijews Cousin war. Dieser Mann, der offiziell nur Groschen verdiente, hatte an den Wänden ganze Batterien elektronischer Geräte stehen […]. Er thronte selbstzufrieden im Kreis seiner Familie. Von allen Seiten blinzelten ihm die elektronischen Geräte mit ihren bunten Augen zu.“

    Damit stelle ich mich nicht auf die armenische Seite, aber es zeigt die Macht von Clans in dieser Region, die Konflikte auch zur Machterhaltung benötigen.

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