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Literatur

„The Undoing Project" und der Beginn einer Automatischen Sachbuchkritik

„The Undoing Project" und der Beginn einer Automatischen Sachbuchkritik

Kathrin PassigMontag, 02.01.2017

Ich habe noch sehr selten eine Aussteigehaltestelle verschlafen, aber schon viele wegen eines Buchs verpasst. Allerdings war bisher noch nie ein Sachbuch schuld. Michael Lewis' „The Undoing Project: A Friendship That Changed Our Minds" hat mir eine sechsstündige Bahnfahrt um weitere zwei Stunden und einen Umweg über Passau verlängert.

Beim Versuch, zu beschreiben, warum ich das Buch gut finde, bin ich nicht über „der Autor macht halt nichts falsch" hinausgekommen. Weil das unbefriedigend ist, habe ich alle Amazon-Rezensionen (US und UK), alle Goodreads-Rezensionen und diverse englischsprachige Zeitungsrezensionen des Buchs durchgelesen, um die Begründungen klügerer Leute zu entleihen. Darin stand, dass es sich a) um ein gutes Buch handelt, das den rezensierenden Personen b) gefallen hat und c) eine Handlung hat, die mehr oder weniger ausführlich nacherzählt wird (wobei sich keiner der Nacherzähler für das Thema Autorenkollaboration zu interessieren schien – mehr dazu hier). Keine der Rezensionen enthielt eine Begründung.

Um nicht ebenso nackt dazustehen, habe ich in Anlehnung an die Automatische Literaturkritik (Kriterienkatalog / superausführliche Erklärung) mit der hier nachlesbaren Materialsammlung für eine Automatische Sachbuchkritik begonnen. Damit geht es jetzt etwas besser:

Pluspunkte:

  • Ich-Erzähler/in
  • themenfremde Abschweifungen
  • Buch ist schwer weiterzuempfehlen, weil die Leute nicht mehr zuhören, sobald man „es geht um Engpässe in der sowjetischen Gummiherstellung” oder „zwei israelische Psychologen forschen an systematischen Irrtümern beim Nachdenken über Statistik” gesagt hat.
  • Erkennbarer Rechercheaufwand, der über das gründliche Betätigen von Suchmaschinen hinausgeht
  • Fußnoten
  • Intelligente Umsetzung von Fußnoten, Inhalts- oder Literaturverzeichnis im E-Book.
  • Voraussetzungen fürs Verständnis sind vollständig im Buch enthalten (also keine Verweise auf „wie wir seit Hegel wissen”)
  • In den Fußnoten sind Informationen versteckt, aus denen andere Autoren ganze Kapitel gemacht hätten.
  • Informationen aus Interviews werden unauffällig in die Handlung eingeflochten und nicht als Nacherzählung der Interviews wiedergegeben.
Minuspunkte:

  • Nacherzählung einer der folgenden Studien (Ausnahme: wenn darauf eine Widerlegung oder wesentliche Erweiterung der Erkenntnisse folgt): Marshmallow-Experiment / Zimbardo Gefängnisexperiment / Milgram / Robbers Cave Experiment / Libet-Experiment. (Hier: Marshmallow-Experiment)
  • Wenn es um eine Person geht, wird mit der Kindheit angefangen.

Macht insgesamt 7 Punkte (9 Plus- und 2 Minuspunkte). Ein bisschen ungerecht ist das Verfahren, weil ich mir die Kriterien teilweise am Buch entlang ausgedacht habe, obwohl das Gesetz vor dem Anwendungsfall existieren muss. Bei künftigen automatischen Sachbuchkritiken wird es ordentlicher zugehen.


„The Undoing Project" erscheint am 12. Januar 2017 unter dem Titel „Aus der Welt: Grenzen der Entscheidung oder Eine Freundschaft, die unser Denken verändert hat" auf Deutsch. Bei einem Blick in die Leseprobe hat mir die Übersetzung keine Freude gemacht; ich will aber nicht ausschließen, dass die Übersetzer Jürgen Neubauer und Sebastian Vogel daran unschuldig sind und es einen amerikanischen Stil gibt, der im Deutschen immer leicht trottelig wirkt, egal, wie viel Zeit man in die Übersetzung steckt.

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Kommentare 1
  1. Leopold Ploner
    Leopold Ploner · vor mehr als 7 Jahre

    Ja, genau so muß eine Rezension aussehen, um mir Lust auf ein Buch zu machen.

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