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Identität oder Materie – ein Ausweg aus der neuen Symbolpolitik

Jannis Brühl
Redakteur
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Jannis BrühlSonntag, 20.09.2020

Es gibt viele dumme Kritiken von dem, was "Identitätspolitik" genannt wird. Die richten sich gegen angebliche "Cancel Culture", "Zensur" etc., meist verbunden mit Häme gegenüber Menschen, die mehr Rechte für Minderheiten einfordern und die angeblich oder tatsächlich von "postmodernen" Philosophen beeinflusst sind (noch so ein falsch gewähltes Schlagwort, das zeigt, dass die Kritiker dieser linken Strömungen keinen einzigen relevanten Text gelesen haben, sondern nur "anti-PC"-Texte aus anderen Feuilletons abschreiben).

So.

Lars Weisbrod hat in der ZEIT nun eine kluge Kritik der Identitätspolitik geschrieben, und zwar von links. Seine These ist nicht, dass die Argumente, etwa für sensible Sprache, Unsinn sind. Er analysiert, dass sich die Kämpfe der "Identitätspolitischen" meist im Raum des Symbolischen erschöpfen. Diese Politik
... handelt von Zeichen – und nur von Zeichen. Von Namen, Begriffen, Symbolen, Kunstwerken, Mode. Das ist ihr Alleinstellungsmerkmal. Soll man die Mohrenstraße in Berlin umbenennen? Muss man Transfrauen Frauen nennen? Die vermutlich einflussreichste und ganz bestimmt diskursfreudigste linke Strömung unserer Tage begreifen wir erst, wenn wir sie auf diesen Nenner bringen: Identitätspolitik ist Zeichenpolitik. Sie arbeitet sich an Symbolen ab, nicht an der Wirklichkeit.

So ein Zeichensturm hängt eng mit der technologischen Entwicklung zusammen. Es kann ihn nur in einer totalmedialisierten Welt geben, dank der "kambrischen Medien-Explosion, die das 20. Jahrhundert erschüttert hat und die das 21. Jahrhundert noch weiter erschüttern wird – mit der Verbreitung des Internets hat sie ihre vorerst letzte Zündstufe erreicht". (Auch wenn die Debatte um die "Gedankenpolizei" schon älter ist).

Gegen diese Zeichenpolitik bringt er eine materialistische Kritik in Stellung, ohne primitives "Marx 101"-Geschwurbel:

Wer echte Politik macht, muss sich jedes Mal mit all seiner Kraft stemmen gegen die Schwerkraft der Zeichen, die immer nur über Zeichen sprechen wollen. Wer Zeichenpolitik macht, lässt sich einfach fallen. Dieses krasse Missverhältnis in der Kosten-Nutzen-Rechnung lässt den Zeichenkosmos um ein Vielfaches bedeutender erscheinen, als er tatsächlich ist. Hinter ihm gerät die Wirklichkeit vollends aus dem Blick. 

Weisbrod plädiert dafür, den Zeichensturm so gut es geht zu ignorieren und sich auf "wirkliche" Politik zu konzentrieren. Wobei die Frage, wo denn die Grenze zwischen beiden verläuft, schon wieder den nächsten Streit hervorrufen wird. 

Ein schöner Beitrag zu einer verblödeten Debatte.


Identität oder Materie – ein Ausweg aus der neuen Symbolpolitik
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Kommentare 1
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 3 Jahre

    ah - da würde ich wohl einen Mittelweg wählen: zeichensturm ja Und die materielle Welt dahinter auch in Angriff nehmen.

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