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Technologie und Gesellschaft

Eine Welt ohne Targeted Advertising ist möglich

Jannis Brühl
Redakteur
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Jannis BrühlMittwoch, 08.07.2020

In den Debatten über die negativen Auswirkungen sozialer Medien wird oft ein Schuldiger ausgemacht: Targeted Advertising – jene zielgerichtete Werbung auf Basis von Daten über das Verhalten der Nutzer, die – wenn sie funktioniert – Anzeigen genau den Nutzern zeigen soll, die an dem beworbenen Produkt – oder Politiker – interessiert sind. Sie ist das Herz des Geschäftsmodells von Facebook und Co. und gilt Kritikern als verantwortlich sowohl für die Überwachungsprofile, die über Abermillionen Bürger angelegt werden, als auch für politische Manipulationsversuche auf den Netzwerken:

"Facebook, [Hubbard] said, has created a “manipulation machine” that can be used to discourage black voters just as easily as to sell sneakers."

Für die Wired beleuchtet Gilad Edelman im März in diesem wirklich umfangreichen Longread das Anzeigensystem, das so etwas ist wie das dunkle Herz des Internets. Und er fragt, ob es Alternativen zu dem System gibt. Seine Vision einer Welt ohne zielgenaue Werbung:

You could buy a pair of shoes on Amazon without Reebok ads following you for months. Perhaps you’d see some listings that you didn’t see before, for jobs or real estate. That’s especially likely if you’re African-American, or a woman, or a member of another disadvantaged group. You might come to understand that microtargeting had supercharged advertisers’ ability to discriminate, even when they weren't trying to...true, the ads...might be for things you’re less inclined to buy. But a ban on targeted advertising wouldn’t mean the end of personalization. Spotify could still suggest Marvin Gaye based on your enjoyment of Sam Cooke. Bumble could still monitor your swipes to figure out your type....What companies couldn’t do anymore is share their dossiers about you with adtech companies and advertisers.

Tracking- und Anzeigefirmen hätten weniger Daten über den Einzelnen, und Polizei und Geheimdienste weniger Daten, auf die sie sich über die Unternehmen Zugriff verschaffen.

Die Frage muss natürlich vor allem in den USA beantwortet werden, wo die Unternehmen sitzen (aus europäischer Sicht stellt sich aber die Frage, ob dann nicht chinesische Apps mit wilden Algorithmen und mangelndem Datenschutz die entstehende Lücke schließen würden, siehe TikTok).

Die Erreichbarkeit einzelner klingt für Anzeigenkunden wie ein Traum – aber oft funktioniert das Targeting nicht – man bekommt Zeug angezeigt, das man schon gekauft hat oder solches, das man nicht braucht. Doch selbst dann wird die Datensammlung über den Einzelnen auf Basis seines Verhaltens weiter angereichert.

Bedenkenswert ist auch die Wahrheit, die ein paar "bad guys" aus der Werbebranche am Ende des Artikels aussprechen: Ohne Targeted Advertising gibt's im Netz viel weniger umsonst. Die Frage ist allerdings, ob das, was man derzeit nur dank der Anzeigensysteme sehen kann, wirklich unverzichtbar ist.

Eine Welt ohne Targeted Advertising ist möglich

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Kommentare 3
  1. Moritz Orendt
    Moritz Orendt · vor mehr als 3 Jahre

    Interessantes Gedankenexperiment. Danke für den piq!

    Ich glaube aber schon, dass Mark Zuckerbergs Argument "targeted advertising sei gut für den little guy" hält. Durch targeted advertising erreichen Nischenservices die Nische und Werbung lohnt sich auch schon ab ein paar Euro am Tag. Das Gegenargument, es sind jetzt nicht mehr neue Firmen entstanden ist mir ein bisschen zu platt. Das kann ja tausend Gründe haben.

    Für mich ist auch gar nicht so einfach vorzustellen, wie ein contextual advertising auf Social Media funktionieren kann. Bei Google, klar, da kann man auf die Suchanfragen bieten. Aber bei Social Media kann ich als Werbetreibender nicht auf den Kontext bieten, weil der Kontext ja hochgradig personalisiert ist. Vielleicht ist dann Werbung auf Social Media nicht mehr möglich und es verschwände.

  2. Gabriele Feile
    Gabriele Feile · vor mehr als 3 Jahre

    Tilo Jung hat vor kurzem zum Thema "Überwachungskapitalismus" ein Gespräch mit Wolfgang M. Schmitt und dem Philosophen Gert Scobel geführt. Das Gespräch basiert auf dem Buch von Shoshanna Zuboff, das u.a. aufklärt, wie das mit der Online-Werbung funktioniert, und wozu das führt: zu ständiger Überwachung unseres Online-Verhaltens. Es passt also gut zum Thema des piqs. Das Video gibt's hier: https://youtu.be/7ZtbY...

  3. Ferdinand H
    Ferdinand H · vor mehr als 3 Jahre

    Ich würde der Aussage widersprechen, dass dies in den USA ausgetragen werden muss. Europa könnte es einfach verbieten, ähnlich wie sie es mit der DSGVO gemacht haben, die jetzt wiederrum Standards in anderen Ländern setzt.
    Ähnlich machen es wir ja auch mit anderen Gütern. Europa setzt Standards und die Welt orientiert sich dann langsam daran. Wir erobern die Welt quasi mit unserer Bürokratie.

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