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Pop und Kultur

Stuckrad-Barre – Galionsfigur des weißen Hedonismus

Jan Paersch
Autor für taz, NDR, DLF, Jazz Thing und andere
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Jan PaerschFreitag, 26.02.2021

BvSB. Benjamin von Stuckrad-Barre. Zum mittlerweile 46-jährigen ("erst?", dachte ich beim Googeln) "Pop-Autoren" ist eigentlich alles gesagt. Trockener Alkoholiker. Springer-Freund. Lindenberg-Hardcore-Fan.

Sein literarisches Schaffen hat Jan Brandt in diesem piq schon vor fünf Jahren bestens analysiert, von "Soloalbum" ("Schale Witze, unangenehmes Bescheidwissertum, auf Pointen hingeschrieben"), über "Was.Wir.Wissen." ("Ein Buch voller Listen, die nur ein Kokskopf erstellt haben konnte") bis hin zu "Panikherz" ("Selbsterhöhung, Selbstbestätigung, Egofest, der eigene Untergang als großes Drama").

Vorbild und Nemesis von Generationen

Sein "dahingelabertes" (O-Ton FAZ) neues Buch mit Martin Suter nahm das Magazin Galore zum Anlass, eine Titelstory zu bringen (hinter der Bezahlschranke). Autorin Julia Friese konfrontiert BvSB mit der Feststellung: "eine ganze Generation von Autorinnen und Autoren wird von Ihnen heimgesucht, Sie sind deren Vorbild und Nemesis."

Er sei wütend geworden, als Sie ihm bescheinigte, sein Männer-Buch voller "ironischer Uneigentlichkeiten" würde dem Zeitgeist hinterherhängen, schreibt Friese nun auf Facebook (unten gepiqd). Und führt in dem Post aus, sie sehe in der öffentlichen Figur BvSB

eine der Galionsfiguren des male white Hedonismus-Pop. Die Default-Einstellung der letzten Jahrzehnte. Eine verkrustete Grill-Royal-Panade, unter der sich die männlichen Seilschaften winden. Ihr Knotenpunkt: die Thomas-Gottschalk-Vergötterung. Halbironisch natürlich. Aber auch total ernst, weil man im Grunde nichts mehr will, als so geliebt werden wie die weißen BRD-Haushalte Gottschalk liebten.

Im Interview streitet BvSB ab, dass es ihm nur um Glamour geht – und gibt der Autorin anschließend die "ästhetische Empfehlung", nicht die Formulierung "Stand jetzt" zu verwenden.

Friese ist im Nachhinein sauer:

Wenn ich wütend auf "BvSB" bin, bin ich wütend auf mich. ... Dachte ich müsste Tempo-Kracht-Stuckrad-Barre imitieren, um Autor (sic) sein zu können. Unterbewusst hatte ich verinnerlicht, dass man die Aura des "Gehobenen" braucht, um "gehobenen" Texte schreiben zu können. Stand jetzt: ein Riesenirrtum.

Und jetzt ihr: Muss man 2021 noch über BvSB diskutieren?

Stuckrad-Barre – Galionsfigur des weißen Hedonismus

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Kommentare 6
  1. Stefan Dierkes
    Stefan Dierkes · vor 3 Jahren · bearbeitet vor 3 Jahren

    Danke für den Piq! Sympathisch fand ich ihn auch nie, literarisch aber schon stark, insbesondere das erste Remix-Buch. Aber wäre vielleicht nochmal ein guter Zeitpunkt, es nochmal zu lesen und meine Meinung zu überpürfen.

    Einige Fragen zum Piq: warum wirft man ihm gleichzeitig "unangenehmes Bescheidwissertum" vor, aber gleichzeitig, dass er aus dem Zeitgeist gefallen sei, schließt sich das nicht aus? Und ist es nicht eigentlich unangenehmes Bescheidwissertum, zu wissen (und zu bestimmen), was der Zeitgeist sei?

    Was bedeutet für dich "Männer-Buch"? Ist es 1. weil es von einem Mann geschrieben worden ist oder 2. weil es für Männer geschrieben worden ist? Gehst du dann davon aus, dass die vielen Leserinnen von BvSB blöd sind, weil sie eben ein Männer-Buch lesen? Und vielleicht macht es auch mal Sinn, nicht essenzialistisch von Männern zu reden, weil du ja sicherlich auch der Meinung bist, das Männlichkeit ein soziales Konstrukt ist.

    Finds auch schade, dass du dich über Leute lustig machst - "Kokskopf" - die mit einer Drogensucht, ergo einer Krankheit, zu kämpfen hatten und daran fast abgekratzt wären. Und den eigenen Untergang als Drama zu inszenieren ist doch wohl eines DER häufigsten Stilmuster in Literatur, egal welchem Geschlecht man sich zugehörig fühlt.

    Hatte wirklich auf ne gut geschriebene Character-Assasination gehofft.

    1. Jan Paersch
      Jan Paersch · vor 3 Jahren

      Moment, Moment, bitte genau lesen, ich zitiere da fast nur. "Kokskopf" ist von Jan Brandt und "Männer-Buch" nur meine Zusammenfassung eines Satzes von Julia Friese, nachzulesen bei Facebook.

    2. Jan Paersch
      Jan Paersch · vor 3 Jahren

      Zu deiner Frage: schließt sich "unangenehmes Bescheidwissertum" und "aus dem Zeitgeist gefallen" nicht aus?
      Nein. Der Zeitgeist ist ja nicht etwas, das Einzelne bestimmen. Das ist ein etwas diffuses, generelles Gefühl, eine Stimmung: was ist gerade relevant, worüber redet man, worüber sollte man reden? Das heißt natürlicht nicht, dass andere Dinge No-Gos sind, aber BvSB ist halt so gar nicht dabei. Vor allem: es interessiert ihn null. Was er für cool hält, in meinen Augen aber einfach ignorant ist.
      Und Bescheidwissertum hat immer etwas mit Ego-Überschätzung zu tun. Immer ironisch über allem schweben.

      Character-Assassination? Hui, das klingt krass.

  2. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor 3 Jahren

    Dass BvSB einer der unsympathischsten Personen ist, die die Autorin je interviewt hat, wundert mich wenig – ahnt man, wenn man das Werk kennt. Andererseits auch eine Leistung, wenn man am Kürzel des eigenen Namens erkannt wird. „ Galionsfiguren des male white Hedonismus-Pop“ trifft beides gut. Frage: Ist es fair, einen Interviewpartner im Nachhinein auf Facebook niederzumachen?

    1. Jan Paersch
      Jan Paersch · vor 3 Jahren

      Ich finde schon. Ich könnte mir vorstellen, dass sie auf seine Unverschämtheit mit der ästhetischen Empfehlung während des Interviews nicht richtig reagiert hat, vor Überraschung. So würde es mir jedenfalls gehen. Da muss man einfach ein bisschen Nachtreten.

    2. Stefan Dierkes
      Stefan Dierkes · vor 3 Jahren

      @Jan Paersch Zeigt für mich eher eine weit verbreitete Unart, dass man selber die ganze Zeit Schläge austeilen will, aber dann nicht bereit ist, nur winzigste Kritik an der eigenen Person zuzulassen. Schön geschrieben ist es allerdings trotzdem.

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